[Talk-at] Lagegenauigkeit an Berghängen/Felswänden
Robert Kaiser
KaiRo at KaiRo.at
Mon Oct 17 18:57:40 UTC 2011
Andreas Labres schrieb:
> On 17.10.11 15:53, Friedrich Volkmann wrote:
>> Vor Ort wird der vom Gerät angezeigt.
>
> Täusch Dich nicht. Was das Gerät anzeigt, ist die sich aus der Geometrie
> ergebende Ungenauigkeit (DOP). Es gibt noch eine Reihe anderer Einflussfaktoren
> auf die Genauigkeit (Bahnabweichungen, Uhrenungenauigkeit [die beiden werden
> AFAIK zumindest zu gewissen Zeiten korrigiert], Einflüsse der Erdadmosphäre,
> Mehrwegeausbreitung,...
Ja, das Gerät kann nur den (maximalen) statistischen Fehler
abschätzen/berechnen (also in welchen Bereich der Wert wahllos
herumspringen kann), aber nicht einen systematischen Fehler (also wenn
durch irgendwelche Einflüsse alle Werte um x in eine bestimmte Richtung
verschoben sind). Und die Geräte verwenden wahrscheinlich auch nicht mal
alle Faktoren, die in einen statistischen Fehler reinspielen, rein damit
es wirkt, als sei das Gerät so super weil es so genau ist.
Auf unter 10m würde ich einem GPS nicht trauen, in Städten bzw. wenn der
Horizont durch irgendwelche Hindernisse nicht direkt sichtbar ist, würde
ich die Fehler höher einschätzen.
Besonders trickreich sind übrigens Haus- oder Felswände, neben denen man
sich befindet, da die Signale reflektieren können, was das Gerät aber
nicht "weiß". Ich bin schon oft mitten in benachbarten Häusern georrtet
worden, mit Fehlergrenzen laut Gerät, die weit kleiner waren als der
tatsächliche Abstand zum "gemessenen" Punkt. Die Technologie kann nicht
feststellen, ob ein "Spiegel" zwischen Gerät und Satelliten steht. (Das
ist - siehe oben - dann wieder ein systematischer Fehler, kein
statistischer.)
Natürlich kann man auch weder bing noch geoimage voll trauen, man muss
halt etwas menschliches Gespür walten lassen, um ein möglichst
"korrektes" Ergebnis zui erreichen. Und man muss sich auch fragen, wie
genau eine Karte sein muss - für die überaus meisten Zwecke spielen
10m-20m auf oder ab überhaupt keine Rolle. In viele traditionelle Karten
werden sogar noch größere "Lagefehler" eingezeichnet, um nebeneinander
laufende Straßen, Bäche, Wege usw. so darzustellen, dass sie jemand, der
die Karte verwendet, noch sehen und unterscheiden kann. Diese Änderungen
gelten als Qualitätsmerkmal guter Karten und werden von vielen
Kartenprofis bei unseren OSM-Darstellungen vermisst!
Und nachdem die geoimage-Orthofotos teilweise von den Bundesländern
verwendet werden, um Grundstücks- und Gebäudeflächen für Steuerzwecke zu
vermessen, kann man zumindest in besiedelten Gebieten davon ausgehen,
dass man sich bemüht hat, die Entzerrung mit eher hoher Genauigkeit zu
machen - bei bing ist der Zweck nur, dass es gut aussieht, da sind die
Anforderungen an Genauigkeit im Normalfall weniger hoch. In konkreten
Fällen muss man allerdings immer wieder das menschliche Gefühl walten
lassen und am besten alle drei Quellen vergleichen sowie über mögliche
systematische und statische Fehler aller drei nachdenken. Und das ist
gut so, sonst könnten wir ja auch Maschinen die Daten befllen lassen. ;-)
Robert Kaiser
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