[Talk-de] Keine Vorwahlen?

Frederik Ramm frederik at remote.org
So Jun 24 23:31:21 UTC 2007


Hallo,

> Ich weiß wirklich nicht, was der Vorteil bei Java sein soll. 

Der, der's programmiert, waehlt die Sprache, mit der er es am besten 
kann. Warum hat niemand anders JOSM programmiert? Warum hat der 
Programmierer, der JOSM programmiert hat, Java gewaehlt? Ich weiss es 
nicht, und es ist auch nicht wirklich relevant.

> Diese Programme 
> laufen bei mir höchstens mit viel Auswand. Ein portables C-Programm kann ich 
> einfach über die Paketverwaltung installieren.

Die Erfahrung zeigt, dass portable C-Programme eher selten herauskommen, 
wenn engagierte Individuen Software basteln. Meistens kommt entweder was 
raus, was nur unter Unix laeuft, oder was, was nur unter Windows laeuft. 
  Es ist dann ein langwieriger Prozess, bis sich etwas Portables entwickelt.

Insofern bin ich ganz froh ueber das Java-JOSM; der Grossteil der Mapper 
sind halt doch Windows-Benutzer, und es ist gut, dass wir fuer die auch 
was anzubieten haben.

Allerdings gibt es zunehmend Beschwerden ueber die Performance von JOSM. 
Man kann da sicher durch Optimierung noch was rausholen, aber irgendwo 
ist natuerlich die Grenze von Java auch erreicht. Insofern stuende ich 
persoenlich einer Re-Impementierung von JOSM in C oder C++ sehr wohl- 
wollend gegenueber und wuerde dabei sicher auch mitarbeiten; allerdings 
sind meine Kenntnisse bezueglich portabler C++-GUIs marginal. Aber wenn 
Du da mal den Anfang machen willst...

Haupt-Schwierigkeit duerfte dabei sein, dass es jetzt schon viele gute 
Plugins fuer JOSM gibt, und dass man die Entwicklung von Plugins nicht 
allzu sehr verkomplizieren will fuer die Zukunft.

> Java ist zwar inzwischen weitestgehend frei, doch verlangt JOSM nach einer 
> unfreien Version. Es ist mir unverständlich, wieso sich Projekte wie Freenet 
> und OSM darauf einlassen.

Es gab keine Entscheidung des "Projektes", dass man JOSM in Java 
entwickelt; das hat der entschieden, der es programmiert hat, und es ist 
auch seine freie Entscheidung. Es steht Dir nicht zu, irgendwelche 
Forderungen aufzustellen, wie dieser Mensch seine Freizeit anders haette 
einsetzen sollen, bloss um Deiner persoenlichen Ansicht von richtig und 
falsch besser zu genuegen.

Ziel von OSM ist die Bereitstellung freier Geodaten. Dass die meisten 
Leute, die damit zu tun haben und das gut finden, auch freie Software 
gutheissen, ist eine Tatsache, die aber nicht zum Kern des Projektes 
gehoert. Wenn das Ziel der Bereitstellung freier Geodaten *besser* 
erfuellen koennten, indem wir unsere Server auf Windows umstellen oder 
Oracle-Lizenzen kaufen, dann wuerden wir das vermutlich tun 
(vorausgesetzt, jemand bezahlt's).

> Die Abhängigkeit zu Sun-Java hält alle Leute, die ausschließlich freie 
> Software benutzen, davon ab, zu OSM beizutragen.

Es wird immer Leute geben, die aus weltanschaulichen Gruenden nicht zu 
OSM beitragen wollen. Sei es, weil im Projekt die imperialistische 
Mercator-Projektion zur Anwendung kommt, sei es, weil die Karte 
eurozentrisch ist, sei es, weil der Projektgruender Schweinefleisch isst 
oder sei es, weil wir die Server sonntags nicht abschalten.

Das ist betrueblich, aber mir scheint das eher in der dogmatischen 
Verweigerungshaltung der Anhaenger der betroffenen Weltanschauungen zu 
liegen als daran, dass OSM nicht genug auf sie eingeht.

Wie gesagt, wenn Du Dich drum kuemmern willst, dass JOSM mit einer wie 
auch immer gearteten freien Java-Version arbeiten kann, und wenn dadurch 
keine Nachteile fuer die entstehen, denen das egal ist, dann waere das 
doch ideal, und alle haetten einen Vorteil davon. Wenn Du eine 
C++-Implementation starten willst, ebenso gut. Wenn Du Dich aber die 
Arme verschraenkst und schmollst, dass Du ja leider nicht mitarbeiten 
kannst, weil "das Projekt" ja "unverstaendlicherweise" nicht Deinen 
persoenlichen Vorstellungen von Gut und Boese entgegenkommt, dann kann 
(und vorallem: will) ich Dir auch nicht helfen.

 > Solange wird es auch kein
> Paket in Debian main geben. 

Es reicht ja, wenn es eins in Ubuntu gibt, die sind da weniger 
dogmatisch, ausserdem ist da das Risiko kleiner, dass die Pakete dauernd 
  umbenannt werden muessen ;-)

> Erst dann wäre JOSM einfach zu installieren.

http://josm.eigenheimstrasse.de/download/josm-latest.jar
java -jar josm-latest.jar

ist nicht wirklich schwierig. Ausserdem ist es eine freie Entscheidung 
jeder Linux-Distribution, welche Pakete sie einbaut und welche nicht. 
Programmierer programmieren Software, Distributionen nehmen sich aus dem 
Pool was raus und verpacken es, User waehlen eine Distribution. Den 
Machern von Software vorzuwerfen, dass ihr Produkt nicht in der 
Distribution "X" ist, geht an die ganz falsche Adresse - da beschwer' 
Dich bei der Distribution oder waehle eine andere.

Bye
Frederik

-- 
Frederik Ramm  ##  eMail frederik at remote.org  ##  N49°00.09' E008°23.33'




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