[Talk-de] freie Software (Re: Keine Vorwahlen?)

Robert Schuster theBohemian at gmx.net
Mo Jun 25 13:16:11 UTC 2007


Hi,
das JOSM nicht mit freier Software läuft ist tatsächlich betrüblich. Da
ich GNU Classpath Entwickler bin, betrifft mich das noch eher.

@Frederik Ramm: Wenn du meinst, das freie Software bevorzugen und
Proprietäre abzulehnen was mit Dogmatismus zu tun hat, dann bitte sehr.

Ich hingegen habe festgestellt das, wo immer freie Software eingesetzt
wird, passiert dass, was ihr eigentliches Ziel ist: Sie ermöglicht
Leuten ihre Ideen umzusetzen und zwar genau so, wie die Leute sie im
Kopf haben und nicht so wie andere es ihnen vorgedacht haben.

Meine These: OpenStreetMap würde es ohne freie Software gar nicht geben.

Weil es aber alles was OSM so braucht, um zu funktionieren, frei verfüg-
und anpassbar gibt, deshalb existiert es (das gleiche gilt für
Wikipedia, freifunk.net, GNU/Linux usw.).

@Max Moritz Sievers: Halt noch nen Moment durch. Sun's Implementierung
ist ja jetzt frei und wird im IcedTea-Projekt schon mal vorweg mit GNU
Classpath verheiratet. Die ersten Screenshots von OpenJDK mit Classpath'
GTK peers und Swing (Sun kann nur Motif) existieren schon.

Was hier in einer anderen Mail schon angesprochen wurde, ist mir auch
schon aufgefallen: OSM ist als Softwareprojekt ein graus. Die Skripte im
SVN Repository haben hartkodierte Dateinamen und Pfadangaben zu
Hilfsbibliotheken, Dokumentation existiert nicht oder spricht von
älteren Versionen, manche Skripte haben Syntaxfehler (zB. vorzeitiger
Zeilenumbruch).

Es ist ja nicht so, dass es keine anderen Projekte gibt, wo man sich
hätte ein paar Sachen abgucken können.

Ich hoffe dem Projekt schließen sich bald Leute an, die Zeit haben den
Wust mal zu reorganisieren. Vielleicht als lose gekoppelte Projekte, so
wie Debian[1], GNU[2] oder die ASF das macht.

Vielleicht passiert das ganz automatisch wenn mehr Leute mitmachen denen
'apt-get install/yum/emerge/<whatever> josm' (aus nem freien Repo(
wichtig ist.

Gruß
Robert

[0] - http://kennke.org/blog/2007/06/25/openjdk-swing-on-gtk-peers/
[1] - http://alioth.debian.org/
[2] - http://savannah.gnu.org/

Frederik Ramm schrieb:
> Hallo,
> 
>> Ich weiß wirklich nicht, was der Vorteil bei Java sein soll. 
> 
> Der, der's programmiert, waehlt die Sprache, mit der er es am besten 
> kann. Warum hat niemand anders JOSM programmiert? Warum hat der 
> Programmierer, der JOSM programmiert hat, Java gewaehlt? Ich weiss es 
> nicht, und es ist auch nicht wirklich relevant.
> 
>> Diese Programme 
>> laufen bei mir höchstens mit viel Auswand. Ein portables C-Programm kann ich 
>> einfach über die Paketverwaltung installieren.
> 
> Die Erfahrung zeigt, dass portable C-Programme eher selten herauskommen, 
> wenn engagierte Individuen Software basteln. Meistens kommt entweder was 
> raus, was nur unter Unix laeuft, oder was, was nur unter Windows laeuft. 
>   Es ist dann ein langwieriger Prozess, bis sich etwas Portables entwickelt.
> 
> Insofern bin ich ganz froh ueber das Java-JOSM; der Grossteil der Mapper 
> sind halt doch Windows-Benutzer, und es ist gut, dass wir fuer die auch 
> was anzubieten haben.
> 
> Allerdings gibt es zunehmend Beschwerden ueber die Performance von JOSM. 
> Man kann da sicher durch Optimierung noch was rausholen, aber irgendwo 
> ist natuerlich die Grenze von Java auch erreicht. Insofern stuende ich 
> persoenlich einer Re-Impementierung von JOSM in C oder C++ sehr wohl- 
> wollend gegenueber und wuerde dabei sicher auch mitarbeiten; allerdings 
> sind meine Kenntnisse bezueglich portabler C++-GUIs marginal. Aber wenn 
> Du da mal den Anfang machen willst...
> 
> Haupt-Schwierigkeit duerfte dabei sein, dass es jetzt schon viele gute 
> Plugins fuer JOSM gibt, und dass man die Entwicklung von Plugins nicht 
> allzu sehr verkomplizieren will fuer die Zukunft.
> 
>> Java ist zwar inzwischen weitestgehend frei, doch verlangt JOSM nach einer 
>> unfreien Version. Es ist mir unverständlich, wieso sich Projekte wie Freenet 
>> und OSM darauf einlassen.
> 
> Es gab keine Entscheidung des "Projektes", dass man JOSM in Java 
> entwickelt; das hat der entschieden, der es programmiert hat, und es ist 
> auch seine freie Entscheidung. Es steht Dir nicht zu, irgendwelche 
> Forderungen aufzustellen, wie dieser Mensch seine Freizeit anders haette 
> einsetzen sollen, bloss um Deiner persoenlichen Ansicht von richtig und 
> falsch besser zu genuegen.
> 
> Ziel von OSM ist die Bereitstellung freier Geodaten. Dass die meisten 
> Leute, die damit zu tun haben und das gut finden, auch freie Software 
> gutheissen, ist eine Tatsache, die aber nicht zum Kern des Projektes 
> gehoert. Wenn das Ziel der Bereitstellung freier Geodaten *besser* 
> erfuellen koennten, indem wir unsere Server auf Windows umstellen oder 
> Oracle-Lizenzen kaufen, dann wuerden wir das vermutlich tun 
> (vorausgesetzt, jemand bezahlt's).
> 
>> Die Abhängigkeit zu Sun-Java hält alle Leute, die ausschließlich freie 
>> Software benutzen, davon ab, zu OSM beizutragen.
> 
> Es wird immer Leute geben, die aus weltanschaulichen Gruenden nicht zu 
> OSM beitragen wollen. Sei es, weil im Projekt die imperialistische 
> Mercator-Projektion zur Anwendung kommt, sei es, weil die Karte 
> eurozentrisch ist, sei es, weil der Projektgruender Schweinefleisch isst 
> oder sei es, weil wir die Server sonntags nicht abschalten.
> 
> Das ist betrueblich, aber mir scheint das eher in der dogmatischen 
> Verweigerungshaltung der Anhaenger der betroffenen Weltanschauungen zu 
> liegen als daran, dass OSM nicht genug auf sie eingeht.
> 
> Wie gesagt, wenn Du Dich drum kuemmern willst, dass JOSM mit einer wie 
> auch immer gearteten freien Java-Version arbeiten kann, und wenn dadurch 
> keine Nachteile fuer die entstehen, denen das egal ist, dann waere das 
> doch ideal, und alle haetten einen Vorteil davon. Wenn Du eine 
> C++-Implementation starten willst, ebenso gut. Wenn Du Dich aber die 
> Arme verschraenkst und schmollst, dass Du ja leider nicht mitarbeiten 
> kannst, weil "das Projekt" ja "unverstaendlicherweise" nicht Deinen 
> persoenlichen Vorstellungen von Gut und Boese entgegenkommt, dann kann 
> (und vorallem: will) ich Dir auch nicht helfen.
> 
>  > Solange wird es auch kein
>> Paket in Debian main geben. 
> 
> Es reicht ja, wenn es eins in Ubuntu gibt, die sind da weniger 
> dogmatisch, ausserdem ist da das Risiko kleiner, dass die Pakete dauernd 
>   umbenannt werden muessen ;-)
> 
>> Erst dann wäre JOSM einfach zu installieren.
> 
> http://josm.eigenheimstrasse.de/download/josm-latest.jar
> java -jar josm-latest.jar
> 
> ist nicht wirklich schwierig. Ausserdem ist es eine freie Entscheidung 
> jeder Linux-Distribution, welche Pakete sie einbaut und welche nicht. 
> Programmierer programmieren Software, Distributionen nehmen sich aus dem 
> Pool was raus und verpacken es, User waehlen eine Distribution. Den 
> Machern von Software vorzuwerfen, dass ihr Produkt nicht in der 
> Distribution "X" ist, geht an die ganz falsche Adresse - da beschwer' 
> Dich bei der Distribution oder waehle eine andere.
> 
> Bye
> Frederik
> 

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