[Talk-de] JOSM: Zeichnen nach Maßen
Dirk Stöcker
openstreetmap at dstoecker.de
Di Aug 26 18:15:57 UTC 2008
On Tue, 26 Aug 2008, Martin Koppenhoefer wrote:
>> Interessant - Ich sitze also dem Irrtum auf, dass meine tägliche Arbeit
>> möglich ist. Ich frage mich, wie ich dann mein Geld verdiene. Die
>> GPS-Genauigkeit liegt heutzutage auf gleichem Niveau, wie großräumige
>> Bodennetze (von der Höhe mal abgesehen).
>
> dazu 2 Dinge:
>
> 1. wie kann man beim Vermessen von der Hoehe absehen?
Ganz einfach. Macht man schon immer. GPS ist das erste System, welches
Lage- und Höheninformation in einem großräumigen Netz gleichzeitig
anbietet. Bisher wurden Höhen- und Lageinformationen mit vollkommen
unterschiedlichen Verfahren bestimmt. Wenn also GPS noch nicht für die
Höhenbestimmung taugt, dann nimmt man weiterhin das etablierte Verfahren.
Allerdings ist das im Vergleich so teuer, dass viele Anstrengungen
unternommen werden GPS auch in diesem Bereich einzusetzen.
Die Hauptaufgabe der staatlichen Vermessung ist die Erstellungen der
einheitlichen Bezugssysteme. Für Grundstücke und zugehörige rechtliche
Belange ist die Höhe von sehr untergeordneter Bedeutung. Dort zählt nur
das 2D-Aussehen. Höhen braucht man eigentlich nur für Überwachung und
Baumaßnahmen. Außerdem sind die geforderten Genauigkeiten im Bereich von
wenigen Zentimetern.
Die Ingenieurvermessung hingegen hat eher die Aufgabe die vorhandenen
Positionen (Lage+Höhe) auf Objekte anzuwenden (Häuser, Talsperren,
Straßentrassen, ...). Hier können teilweise viel höhere Genauigkeiten
gefordert sein. Allerdings ist in diesen Fällen auch der absolute Bezug
selten relevant, sondern ein Hauptkriterium die Nachbarschaftsgenauigkeit.
Wenn das Haus 5 Zentimer weiter links steht, ist das selten wichtig. Wenn
sich die linke und rechte Ecke des Fußbodens um 5 Zentimeter unterscheiden
ist das eher ein Problem. GPS als globales System mit geringer
Nachbarschaftsgenauigkeit hat momentan und wird auch in Zukunft in
diesem Bereich nur ein Nischendasein führen.
Wie immer ist obige Darstellung stark vereinfachend.
> 2. Vermesser nutzen selbst DGPS.
Wenn Du Krümmelkacken willst, dann such Dir jemand anderen. DGPS ist
natürlich kein GPS, oh nein, das ist was ganz anderes!
Im Bereich der Vermessung wird übrigens der Begriff DGPS mittlerweile für
einfache differentielle Verfahren auf Codebasis genommen und die nimmt im
geodätischen Bereich niemand mehr. Der Rest heißt dann z.B. PPP, RTK,
Postprozessing, HEPS, VRS, FKP (je nach Anwendung, Nutzung und
persönlichen Vorlieben).
Ich habe das nicht nur studiert, sondern ich arbeite auch immer noch als
Vermesser (und Entwickler von Software in diesem Bereich). Ich habe also
ein klein wenig Ahnung von diesen Dingen.
Ciao
--
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