[Talk-de] Potlach! *kotz*

qbert biker qbert1 at gmx.de
Fr Jan 25 08:47:35 UTC 2008


Hallo,

> Das ganze ist ein iterativer Prozess, an dessen Anfang Chaos steht und
> in dem stueckchenweise definiert wird, was denn die "richtigen Daten"
> ueberhaupt sind. So, wie es laeuft, ist es genau richtig. Die Renderer
> beeinflussen die Mapper, die Mapper die Renderer. Eine definitive
> Liste von richtig und falsch wird es nie geben, aber ich denke, im
> Vergleich zu vor einem Jahr ist im gegenseitigen Austausch schon viel
> "glattgezogen" worden. So wird es auch bestimmt auch weitergehen. 

Wobei du ignorierst, dass dieser iterative Prozess schon sehr
lang im Gange ist und nicht mit OSM erfunden wurde. Die Papierkarten
die wir alle kennen, sind über so einen langen iterativen Prozess
entstanden, weil Karten, die unverständlich sind, nicht gekauft
werden. Und weil das Ergebnis dieses Prozesses gar nicht so schlecht
zu sein scheint, orientiert sich OSM ja auch sehr weitgehend daran.

Ein anderer Prozess, der auch schon lange im Gange ist, optimiert
seit vielen Jahren die mathematische Abbildung der geographischen
Informationen und Straßennetze und beschäftigt sich auch schon
lange mit der Parametrisierung. Wieso soll der iterative Prozess
von OSM um so viel besser sein, als der bestehende? Welche Wunder
soll den der hochschürfen, die noch nicht veröffentlicht wurden?

Wenn ich mir die Doku zum AND-Shape-Format anschaue, ist das für
mich auf Anhieb verständlich und ich habe das Gefühl, dass ich
Daten eintragen kann, die ein anderer so interpretiert, wie ich
das im Sinn gehabt habe. Bei OSM habe ich diesen Eindruck 
nicht (mehr) und deshalb verwende ich derzeit AND-Shape. 

> Selbst die Anforderung, "eindeutig" zu mappen, bedeutet fuer den
> Anfaenger zu viel Ballast. 

Ich und viele andere hier sehen den Ballast eher darin, ständig
Rätselraten zu müssen, weil alles schwammig ist. Und es ist 
frustrierend, wenn ich eine Straße vor mir sehe und sie mit
den Mitteln von OSM nicht so beschreiben kann, dass ein 
anderer weiss, was ich damit gemeint habe. Chaotische Prozesse
sind spannend, aber sie müssen moderiert werden, sonst 
verschwinden die erarbeiteten Daten und Konzepte so schnell,
dassfast niemand mitbekommt, dass sie jemals da waren.

> OSM darf sich nicht darstellen wie ein
> verkrampftes Projekt fuer Erbsenzaehler, sonst laeuft es genau auf das
> raus, was Hubert neulich an die Wand gemalt hat - 100 aktive Wichtig-
> tuer, die unter sich 95% der Arbeit machen. (Die Zahlen hat er nicht
> gesagt, und "Wichtigtuer" auch nicht, aber es war klar, dass er an
> eine kleine Elite dachte und nicht an die breiten Massen.)

Was für dich klar ist, muss noch lange nicht für andere klar sein.
Der Datenbankserver wird nicht von Millionen von Leuten geflegt
und der josm auch nicht. In diesem Sinne hast du dich gerade
selber als einen elitäten Wichtigtuer bezeichnet ;)

Nein, ich habe nicht an eine Elite gedacht, sondern ich weiss aus
Erfahrung wie schwierig es ist, ein Karte zu bauen, die eine 
technische Aufgabe leisten soll. Ob diese Leistung nun ist, mir
die schönste Bergwanderung rauszusuchen, oder mich richtig durch
ein Einbahnstraßengewirr zu leiten, ist dabei egal. Dazu ist 
viel Wissen auf vielen Ebenen nötig und ob das so fast von selber
von einem dubiosen Chaos von selber zustandekommt - also da bin
und bleib ich skeptisch.

Manches Wissen kann man breit streuen und anderes wird 
Insiderwissen bleiben, weil nicht jeder Lust hat, sich mit
Koordinatentransformation, Graphentheorie oder der Entschlüsselung
eines proprietären Datenformats zu beschäftigen.

> Den kleinen Klub der Experten, den gibt es schon seit Jahrzehnten, das
> ist die etablierte GIS-Community. Ein ganz wesentlicher Aspekt von
> OpenStreetMap ist, dass wir die breite Masse ansprechen wollen. Das zu
> tun, und mit dem zu arbeiten, was da rauskommt, ist die wahre Heraus-
> forderung. 

Was ist bitte die etablierte GIS-Community? Und ich war immer der
Meinung, der Ansporn ist, dass es ein lästiges Monopol auf digitale
Karten gibt, das im wesentlichen von zwei Firmen gehalten wird.
Ich kenne kein Monopol auf das Wissen, wie man Router baut und mit
Daten versorgt und auch kein Monopol auf Wissen, wie man Daten
so strukturiert, dass man schnellen ortsbezogenen Zugriff darauf
hat und schon gar nicht auf die Darstellung von ortsbezogenen 
Daten in einer 2-D-Ansicht. 

Dass dieses Wissen jetzt nicht unbedingt auf die ganz breite Masse
verteilt ist, liegt aber weniger an einer elitären Einstellung 
derer, die sich damit befassen, sondern eher daran, dass es komplexe
Materie ist. Ein Gelegenheitsmapper wird sich nicht mit dem
Aufbau eines Graphen auseinandersetzen wollen und somit bleiben
diese Dinge auch bei OSM bei wenigen hängen. Dass Quellcode im
SVN steht, macht die Millionen nicht zu Kartenexperten.

Grüsse Hubert
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