[Talk-de] Mapping von Flugrouten sinnvoll?

Frederik Ramm frederik at remote.org
Mo Jul 21 19:43:11 UTC 2008


Hi,

> Wie ist das bei Linienflügen? Die nutzen doch weitestgehend immer die selben 
> Korridore, oder? Sowas sollte IMO bei uns Platz haben, es sei denn wir 
> beschließen eine reine "Land"karte sein zu wollen.

Im Volksmund wird oft von "Einflugschneisen" und so weiter geredet. In
Wahrheit geht es aber in der Luftfahrt tendenziell ziemlich drunter und
drueber. Die Instrumentenfliegerei - also alle Verkehrsflieger - kennt
"SIDs", "STARs", Airways und "Approaches". 

SIDs sind Standardstrecken, die man von einem Flugplatz weg fliegt, und 
die fuehren einen dann so zu einem von mehreren wohldefinierten Punkten 
im Umkreis von so rund 50km um den Platz. 

Beispiel: SID fuer den Abflug von Bahn 08R in Muenchen nach Norden:
http://www.ead.eurocontrol.int/eadbasic/pamslight/OODUMTUY4LXFU/EN/Charts/AD/AIRAC/ED_AD_2_EDDM_5-7-15_en_2008-05-08.pdf

Dann ist die Republik mit einem Netz von benannten Punkten und Verbindungen 
dazwischen ueberzogen, aus denen sich eine Flugroute zusammensetzt. 

Beispiel: veraltete Enroute-Karte fuer die Gegend von Karlsruhe:
http://eurocontrol.gryph.de/charts/png100/ename_l-6_28_sep_2006.png

STARs sind praktisch die Gegenstuecke zu SIDs, die picken einen irgendwo 
in der weiteren Umgebung auf und fuehren einen zu einem Punkt, an dem ein 
Approach anfaengt (einem sog. IAF). 

Beispiel: STAR fuer die Bahnen 07/25 in Frankfurt/Main:
http://www.ead.eurocontrol.int/eadbasic/pamslight/OODUMTUY4LXFU/EN/Charts/AD/AIRAC/ED_AD_2_EDDF_3-1-2_en_2007-08-30.pdf

Der Approach ist dann relativ streng, das ist dann eben z.B. ein ILS, wie 
man es aus "Stirb langsam 2" kennt. 

Beispiel: ILS fuer die Bahn 21 in Karlsruhe (der schraffierte Bereich
waere im Volksmund die "Einflugschneise"):
http://www.ead.eurocontrol.int/eadbasic/pamslight/OODUMTUY4LXFU/EN/Charts/AD/NON_AIRAC/ED_AD_2_EDSB_4-2-1_en_2005-12-22.pdf

Ein gut sortierter Flugplatz kann locker 10 verschiedene Approaches und 
ebensoviele SIDs und STARs haben, deren Anwendung zumindest auf dem 
Papier ganz klar geregelt ist (welche Prozedur bei welcher Art Flug
zu welchem Ziel angewendet wird).

Das einzige, was *relativ* starr an der Sache ist, ist der Approach. 
Alles andere existiert mehr oder weniger nur auf dem Papier; mit zuneh-
mender Computerisierung der Verkehrsluftfahrt wird immer mehr
"abgekuerzt", d.h. die Flieger nehmen eben nicht mehr die Strecke, die
anhand publizierter Daten geplant wurde, sondern werden vom Controller
angewiesen, auf geradem Weg nach X zu fliegen. 

Und selbst die publizierten Verfahren koennen sich von einem Monat auf 
den naechsten komplett aendern; anders als eine ploetzlich geaenderte
Verkehrsfuehrung auf der Strasse koennen wir so eine Aenderung aber
nicht so leicht mitbekommen. Alles Material, was ich hier zitiert habe,
ist urheberrechtlich geschuetzt und darf nicht zur Aktualisierung von
OSM-Daten herangezogen werden. 

Also, kurzer Rede langer Sinn: Ich hab normlerweise gar nichts dagegen,
wenn wir bei uns irgendwelchen Kram erfassen, von dem wir nichts ver-
stehen, ein bisschen Dilettantismus ist manchmal gar nicht schaedlich.
Aber bei der Fliegerei denke ich, da machen wir uns ziemlich gruend-
lich ziemlich laecherlich.

Bye
Frederik

-- 
Frederik Ramm  ##  eMail frederik at remote.org  ##  N49°00'09" E008°23'33"





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