[Talk-de] OSM Tagung / Workshop

Andreas Barth aba at not.so.argh.org
Mo Sep 15 18:34:24 UTC 2008


* Frederik Ramm (frederik at remote.org) [080915 19:58]:
> Andreas Barth wrote:
> > Als jemand, der erfolgreich mehrere Vereine gegründet hat, möchte ich
> > davor warnen, eine Vereinsgründung mal nebenbei zu machen. Ein Verein
> > wird - wie auch immer er aussieht - durch seine Existenz eine
> > Formalisierung bedeuten (wie sind die Mitgliederrechte? Aktive und
> > passive Mitglieder oder alle sind gleich? Was darf der Vorstand? Ist das
> > ein Geldsammelverein oder soll der auch operativ was zu sagen haben?
> > Gemeinnützigkeit? ...), die die künftige Arbeit beeinflußt.
> 
> Ich hatte neulich auf der Froscon die Gelegenheit, diese ganze Sache mit 
> Andy Robinson von der OSM Foundation zu besprechen. Er meinte, dass ein 
> Verein eigentlich nicht zu unserem Projekt passt, und dass das 
> ueberhaupt nur geht, wenn man von vorn herein ganz klar sagt, dass der 
> Verein ein reiner "Unterstuetzer" ist. Jeder Posten im Verein muss immer 
> ein Posten im Verein sein und darf nie zu einem Posten im Projekt 
> werden. Vereinsmitglieder sollten idealerweise nicht mehr zu sagen haben 
> als Nichtmitglieder, die im Projekt aktiv sind

Auch wenn der Verein ein "Geldsammler" wird - alleine dadurch, daß man
entscheiden kann (und auch muß), was mit dem Geld passiert, kann man die
Richtung beeinflußen. Ich kenne durchaus Vereine, wo diese
Entscheidungen gelassen und im Einvernehmen passieren, dann ist das
kein Problem.


Es gibt da verschiedene Konstellationen (teilweise auch kombinierbar):

z.B. Greenpeace: Nur aktive Mitglieder dürfen entscheiden, die meisten
Mitglieder haben nix zu sagen.

z.B. "klassische Verbände": die relevanten Vorstände werden über
Delegierte gewählt - Nachteil: eher statisch, Themen nach oben bringen
schwieriger.

z.B. "Basisdemokratie": Mitgliederversammlung bestimmt alles. Nachteil:
Die Leute am Versammlungsort haben einen Heimvorteil, findige Vorstände
wissen auch welcher Ort am besten ist (bei lokalen/kleinen Vereinen
unkritisch, bundesweit bedenklich).

z.B. "ohne gewählte Führung" (z.B. bis vor einiger Zeit Debian): man
konstruiert Führungsstrukturen so schwach, das sich Machtstrukturen
jenseits der offiziellen Gremien bilden. Nachteil: Leute ersetzen
schwierig (aber wie man bei Debian sieht, oft doch möglich, aber
unnötig schmerzlich)

z.B. "versteckte Vereine": Der eigentliche Verein hat kaum Mitglieder.
Solange man geschickt die aktiven Leute, die die eigentliche Arbeit
machen, in den Verein reinzieht, klappt das (ich habe das Modell
eigentlich recht gerne, wenn man einen rechtlichen Träger braucht). Kann
aber recht einfach zu einem Zustand kommen, wo die einen arbeiten und
die anderen anschaffen - und das ist doof. Gefährlich wird das Modell,
wenn der Verein größere Mengen Eigentum oder sonstige spezielle Dinge
kriegt, die schwer ersetzlich sind, und Leute dann schnell keine Lust
mehr haben, die Arbeit zu machen.


Man muß sich *vor* der Gründung entscheiden, welche Nachteile die
kleinsten im konkreten Fall sind.



> Meiner (zugegeben pessimistischen) Einschaetzung wird es unmoeglich 
> sein, sich aus Rechtsstreitigkeiten herauszuhalten. Es gibt einfach 
> genug Leute, die streitsuechtig sind. Gegen ein Individuum (das sich gar 
> nicht unbedingt zweifelsfrei ermitteln laesst) oder einen Verein in 
> England ist es denen zu bloed, aber auf Heimterrain mal eben einen 
> Verein vor Gericht zu zerren, das ist schnell und billig. Googelt 
> einfach mal nach "Wikimedia e.V. Rechtsstreit"... wollen wir das, bzw. 
> wollen wir das bezahlen?

Ich hatte bisher nur mit "Vereinen 1.0" zu tun - klassische Vereine,
verklagt wurde bisher nur einer einmal von jemandem, der auch in England
geklagt hätte:
http://de.nntp2http.com/etc/bahn/bahnpolitik/2003/01/2d668b6eae52cd190cf043b93f0e2419.html


Viele Grüße,
Andi




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