[Talk-de] historic=yes

Sven Rautenberg sven at rtbg.de
Mi Sep 24 08:31:20 UTC 2008


Michael Buchberger schrieb:
> Hallo Liste,
> 
> was haltet Ihr von einem Tag historic=yes das man an Kirchen,
> Brücken, Gebäude u.v.m. machen kann, um klarzumachen das dies
> "Historische Objekte" sind. (z.B. zur Unterscheidung alte/neue Kirche)

Mir gefällt schon mal die Kategorisierung "historisch" nicht. Was ist
das? Einteilung nach Alter? Ab welchem Alter? Und wenn ja, warum taggt
man nicht einfach das Baudatum, dann kann jeder sich seine persönliche
Grenze selbst herausfiltern.

Oder kommt es darauf an, dass noch Geschichte "dran haftet"? Welche
Geschichte? Wo ist die Relevanzstufe?

> Damit umgehe ich in den Wildwuchs im historic-Tag
> (historic=place_of_worship|church, historic=bridge, historic=building)
> und die vorhandenen Objekte werden ja schon z.T. auf der Karte
> angezeigt (place_of_worship, bridge, building)

Wildwuchs entsteht entweder dadurch, dass niemand regulierend eingreift
und eine Vereinheitlichung anschiebt, oder weil das Tag einfach extrem
schwammig ist.

Mit dem zusätzlichen Wert "yes" änderst du daran absolut nichts. Im
Gegenteil: Ein ja/nein-Tag ist in den allermeisten Fällen viel zu
eindimensional und verschenkt dadurch die Möglichkeit, nicht nur durch
das Tag-Label, sondern auch durch den zugewiesenen Wert Information zu
transportieren.

> Was spricht gegen ein solches Tag?
> 
> Zusätzlich könnte man dazu noch Datumsangaben machen:
> 
> * historic_date:construction (Baujahr)
> * historic_date:battle (wann war die Schlacht)
> * historic_date:destruction (Zerstörung bei ruins=yes)

OSM ist in der derzeitigen Form nicht für die aufwendige Verwaltung von
historischen (d.h. zeitlich zurückliegenden) Informationen bereit. Es
ist die Frage, ob dies jemals der Fall sein wird.

Dein Vorschlag hinsichtlich des Taggings von Daten halte ich für
ungünstig. Vor allem "battle" ist etwas, was man in OSM nicht
einzeichnen und taggen kann.

Man kann Schlachtfelder, die heute noch gekennzeichnet sind, in der
Karte verzeichnen - das läuft dann entweder auf das Taggen eines
Denkmals oder eines Museums heraus. Und in der Namensbenennung könnte
dann auch eine Jahreszahl auftauchen. Aber das ist nichts, was derzeit
ein separates Datumstagging verdient hätte.

Dasselbe gilt für Daten baulicher Veränderungen. Gebäude werden geplant,
gebaut, umgebaut, erweitert, zerstört, wiederaufgebaut, abgerissen,
neugebaut... Überall, wo heutzutage in Städten Gebäude stehen, dürfte es
aufgrund der langen Geschichte eine lange Liste von baulichen
Veränderungen gegeben haben, die man nicht mit einem einzigen
"historic_date:construction" erledigen kann.

> In dem Zusammenhang wäre auch ein allgemeines Baujahr interessant
> construction_date?

Ich frage mich, welchen Wert diese Information hätte. Zum einen: Auch
die noch bestehende Burg, erbaut vor dreihundert Jahren, hat eher ein
construction_date, als separat davon ein historic_date:construction.
Weil sonst nicht zu entscheiden ist, wann das eine und wann das andere
zu verwenden wäre.

Zweites Problem: Für die allermeisten Features, die man in OSM einträgt,
ist so ein Datum nicht feststellbar, weil niemand es erinnert.

Drittens: Ich sehe im Moment auch keine sinnvolle Anwendung für solch
ein Datum. Der vielleicht damit verbundene Wunsch, sich auf Anforderung
Karten von früher erstellen zu lassen, schlägt fehl. Man kann derzeit,
um nur ein Beispiel zu nennen, einfach keine Straßen eintragen, die
früher einmal existierten, aber jetzt verschwunden oder umgebaut sind.
Solche Straßen würden auf allen aktuellen Renderern eingezeichnet
werden. Schon allein daran scheitert also im Moment der "historisch"
Ansatz. Zweites Beispiel ist die Aussage einiger hier teilnehmender
"Historiker", dass solch eine "historische Landkarte" nur sehr gering in
die Vergangenheit reichen kann, weil gar nicht mehr Infos bekannt sind.

Deshalb wiederhole ich meine Aussage: OpenStreetMap ist zum Erfassen
zeitlicher Abläufe bzw. historischer Daten aktuell nicht geeignet. Ich
halte es auch für fraglich, ob genug Interesse besteht, OSM dahingehend
aufzubohren. Wer es tun will, hat eine Menge Programmierarbeit vor sich
- es ist nicht damit erledigt, sich einfach ein paar passende Tags
auszudenken.

Viele Grüße
Sven




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