[Talk-de] Kostenloser Printstadtplan - Ein Negativbeispiel
Frederik Ramm
frederik at remote.org
Mo Apr 13 18:41:20 UTC 2009
Hallo,
André Reichelt wrote:
> Dann hast du den Kapitalismus nicht wirklich verstanden. Warum sollte
> ein Neueinsteiger in den Markt deutlich geringere Preise anbieten als
> die vorhandene Konkurrenz? Da wäre er ja selbst Dumm wie Sägemehl. Der
> wird höchstens einen geringfügig kleineren Preis ansetzen. Im
> klassischen Polypolmarkt bleibt ihm da auch kaum eine andere Möglichkeit.
>
> Außerdem könnte er mit Tiefstpreisen sogar Probleme bekommen. Schnell
> schreien da die Konkurrenten laut "Wettbewerbsverzerrung".
Halb so viel schreiben und Qualitaet verdoppeln, bitte.
1. Es ist nicht abwegig, dass sich bei einer hohen Gewinnmarge der
etablierte Anbieter und der neue in den Markt eintretende Konkurrent so
lange gegenseitig unterbieten, bis ihre Gewinnspanne nahe Null ist. In
einem ungebremsten Kapitalismus ist das sogar sehr wahrscheinlich.
In einem Markt, in dem viele "halbprofessionelle" und Selbstaendige
mitmischen, kann der Preis sogar noch tiefer sinken (vgl. die
Beschwerden professioneller Webdesigner ueber "Studentenpreise" oder das
Gejammer von Handwerkern ueber "myhammer.de" usw.). Dies ist moeglich,
weil eine realistische Bewertung des Herstellungspreises Dinge wie eine
Risiko-Ruecklage, eine Haftpflichtversicherung usw. beinhalten wuerde,
auf die der "Dumpinganbieter" oft aus Unkenntnis verzichtet, und solange
es gut geht, geht es gut.
2. Der "klassische Polypolmarkt" ist der Normalfall, von dem wir hier
sprechen, und selbstverstaendlich hat der neu in den Markt dringende
Anbieter voellige Preisgestaltungsfreiheit; wieso sollte ihm "kaum eine
andere Moeglichkeit" bleiben?
3. Eine Wettbewerbsverzerrung kann nur dann vorliegen, wenn fuer die
unterschiedlichen Marktteilnehmer unterschiedliche Voraussetzungen
gelten (in unserem Fall zum Beispiel: Wenn unsere Lizenz Studenten
erlauben wuerde, kommerziell Karten herzustellen, Unternehmen aber
nicht.) Man spricht nicht von einer Wettbewerbsverzerrung, wenn sich
unterschiedliche Marktteilnehmer einfach nur fuer unterschiedliche
Strategien entscheiden. Eventuell hast Du hier nach dem Wort "Dumping"
gesucht. Man spricht von Dumping, wenn Waren unter dem Einstandspreis
angeboten werden, um damit Kunden zu gewinnen. Verboten ist das nur
dann, wenn es kartellrechtlich bedeutsam wird, also z.B. wenn ein
grosser Lebensmitteldiscounter regelmaessig bestimmte Waren unter EK
anbietet, um kleine damit aus dem Geschaeft zu treiben oder so.
Bye
Frederik
--
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