[Talk-de] Fahrradstraße. OT:Nebeneinanderfahren

Max Moritz Sievers mms at max-sievers.name
Fr Feb 27 13:41:47 UTC 2009


Garry schrieb:
> Max Moritz Sievers schrieb:
> > Garry schrieb:
> >> Max Moritz Sievers schrieb:
> >>> Zum Nebeneinanderfahren:
> >>> | Will man aber als Autofahrer einen Radfahrer überholen, wird das bei
> >>> | Einhaltung des nötigen Seitenabstandes wegen des Gegenverkehrs nicht
> >>> | in Frage kommen oder (wenn kein Gegenverkehr kommt) von einem
> >>> | Nebeneinanderfahren zweier Radfahrer nicht behindert werden. Daran
> >>> | hat sich seit damals nichts geändert; nur begreifen das Autofahrer
> >>> | damals wie heute höchst ungern.
> >>
> >> *Pro Radfahrer (nebeneinander) sind mindestens 2m mehr erforderlich
> >> (wenn diese einen Sicherheitsabstand einhalten).
> >
> > Mir scheint, Du hast falsche Vorstellungen. Zum rechten Fahrbahnrand soll
> > man
>
> Dann interpretiere nicht Deine Vorurteile in Dinge die ich nicht
> geschrieben habe...

Ich kenne solche Typen wie Dich:
<http://verein-gegen-radwege.de/2009/01/radiert-das-infame-aus/>
<http://verein-gegen-radwege.de/2009/02/erschreckendes-beispiel-eines-oberamtsanwalts/>
<http://verein-gegen-radwege.de/2009/02/radfahren-auf-der-fahrbahn-ist-keine-noetigung/>

> > als Zweiradfahrer etwa einen Meter Abstand halten. Bei parkenden Autos
> > mindestens 1,5 Meter. Ein Radfahrer ist ca. 1 Meter breit (Verkehrsraum
> > beim Geradeausfahren). Kraftfahrer müssen beim Überholen von Radfahrern
> > mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Ein Überholen eines Radfahrers durch
> > einen Autofahrer innerhalb des Fahrstreifens ist also nur bei überbreiten
> > Fahrstreifen legal möglich. Bei Benutzung des angrenzenden Fahrstreifens
> > ist das Überholen auch dann möglich, wenn zwei Radfahrer nebeneinander
> > fahren.
>
> Macht also bei einem Radfahrer 4m zwischen rechtem Aussenspiegel  und
> Fahrbahnrand die ich  dem  Fahrradfahrer
> lassen muss.  Bei 2m Fahrezeugbreite  kann ich  also auf einer  7m
> breiten  Strasse(! d.h. von Rinnstein zu Rinnstein
> ) gefahrlos ohne Gegenverkehr überholen. Fahren 2Radler nebeneinander
> sind mindestens 2m (ehr noch mehr) zusätzlich für den
> 2.Radler erforderlich. Damit ist auf  allen  Strassen  zwischen  7m und
> 9m Breite eine Behinderung durch nebeneinanderfahren gegeben!

Der zweite Radfahrer braucht eher nur einen Meter Breite. Und die von Dir 
angenommene Autobreite ist 2 Meter, nicht 3 Meter. Die üblichen 6,5 Meter 
breiten zweistreifigen Fahrbahnen sind also erstens breit genug, dass zwei 
nebeneinander fahrende Radfahrer von Autofahrern legal überholt werden können 
und zweitens schmal genug, dass sie nachfolgende Autofahrer im juristischem 
Sinne nicht behindern können.

> >> Damit ist auf vielen innerörtlichen Strassen schon bei zwei Radlern
> >> nebeneinander ohne Gegenverkehr
> >> der Platz **nach Vorschrift zu gering zum überholen -> Behinderung!
> >
> > Falsch: So ist das, wenn man nicht allein auf der Erde lebt. Der
> > motorisierte Verkehr verstopft die Straßen tagtäglich in unseren Städten,
> > ohne dass jeder einzelne Autofahrer das plant oder sich dafür
> > verantwortlich fühlt.
>
> Wenn eine KFZ-freie Stadt so ideal  wäre  hätte  man sie  schon
> erfunden.

Es gab viele Jahrtausende lang Städte ohne Kfz und auch heute gibt es sie noch 
und wieder. Das bekannteste Beispiel ist Venedig. 

Siehe auch:

Car-Free Cities
http://www.carfree.com

http://www.critical-mass.info/#anticar

Literaturtipps:

Kurt Möser: The Dark Side of Early Automobilism -- Violence, Aggression,
War, and the Motor Car 1900--1930. Landesmuseum für Technik und Arbeit,
Mannheim.
<http://www.histech.nl/tensions/Projecten/EM/openbfiles/T2M/Dunkle_Seiten_ohne_Bilder1.rtf>

Volker Briese: Geschichte der Radfahrwege. ForschungsDienst Fahrrad (FDF)
218. 1994. http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/fdf-218.html

Volker Briese: Radwege. Automobilverbände bestimmen Fahrradpolitik.
Radfahren 2/1994. http://www.iolfree.ie/~hardshell/bo/bike/weg1.html

Dietmar Kettler: Historisches, oder: "Damals war alles besser". 2008.
http://xn--recht-fr-radfahrer-s6b.de/Historisches.html

> Natürlich  kann sich eine Einzelperson die Bedingungen schaffen ohne eigenes
> Kfz  zu  leben.  Für die Masse der  Durschnittsbevölkerung  wäre das  aber
> nur mit erheblichen Einschrünken zu machen.

Ich glaube, kaum Jemand hat etwas gegen Autos an sich. Aus Ausstellungsstück
im Museum, als Spielzeug für Superreiche und sogar als Sportgerät auf
Rennstrecken habe ich nichts gegen das Auto. Das Auto wird erst in seiner
massiven Präsenz im Alltag zum Problem. Und ich finde, da kann und sollte
man ruhig dagegen sein.

| You may say that I'm a dreamer
| But I'm not the only one
| I hope someday you'll join us
| And the world will live as one
-- John Lennon: Imagine

> > Und natürlich dürfen sich Autofahrer mit den Insassen
> > unterhalten.
>
> .. solange es nicht zu Lasten des Verkehrs geht.

Die Lasten des Verkehrs sind doch etwas ganz anderes. Und die Lasten durch den 
motorisierten Straßenverkehr sind noch etwas anderes.

> > Es gibt kein Grund, sich zu hetzen. Weder im Leben, noch im
> > Straßenverkehr -- erst Recht nicht auf dem Fahrrad. Für die oben
> > beschriebene Spezies der Autofahrer ist jegliche Geschwindigkeit, mit der
> > ein Radfahrer fährt, zu gering. Aber deren Privatmeinung hat auf unser
> > Verhalten keinen Einfluss.
>
> Militante Verkehrsteilnehmer sind potentiel immer störende
> Verkehrsteilnehmer - gut dass Du (hoffentlich)
> nur maximal mit dem Rad aktiv am Verkehr teilnimmst...

Untersuchen wir doch mal den Gebrauch des Wortes militant. Radfahrern --
also Leuten, die einen kleinen Teil ihres Lebens auf dem Fahrrad
verbringen -- wird schnell vorgeworfen, sie seien militant. Meine Militanz
wird angeblich sogar "in E-Mails spürbar". Man kennt doch diese Typen:
Öko-Spinner, die neidzerfressen auf Autos einschlagen. Bei denen ist jede
Debatte sinnlos! Bei Autofahrern hingegen wird echte Militanz als Stärke,
Durchsetzungskraft und souveränes Auftreten euphemisiert. Offensichtlich
genießen Autofahrer eine Rechtsfreiheit.

> > | Im Gegensatz zu allen anderen Menschen dürfen sie die Umwelt straffrei
> > | verlärmen, verunreinigen und die öffentliche Sicherheit gefährden. Ein
> > | randalierender Betrunkener wird wegen Lärmbelästigung verhaftet,
> > | Autofahrer, die zu allen Tages- und Nachtzeiten unsere Häuser
> > | beschallen, werden akzeptiert. Würde ich als Fußgänger mit einer Dose
> > | krebserregende Substanzen versprühen, wäre das gesetzeswidrig. Tausende
> > | Autofahrer tun das täglich ungehindert und verkürzen die Lebenszeit von
> > | uns allen um durchschnittlich zwölf Jahre.
>
> Erstaunlich nur,dass sich trotz der Erfindung des Autos die
> Lebenserwartung deutlich erhöht hat...

| I decided to relate to him the story of how one of my graduate advisors, Dr.
| Resnick, also a Harvard alumni, once posed the following question in a
| seminar on political legitimacy: Say a group of scientists asks for a
| meeting with the leading politicians in the country to discuss the
| introduction of a new invention. The scientists explain that the benefits of
| the technology are indisputable, that the invention will increase efficiency
| and make everyone's life easier. The only down side, they caution, is that
| for it to work, forty-thousand innocent people will have to be killed each
| year. Would the politicians decide to adopt the new invention or not? The
| class was about to argue that such a proposal would be immediately rejected
| out of hand, then he casually remarked, "We already have it--the
| automobile." He had forced us to ponder how much death and innocent
| suffering our society endures as a result of our commitment to maintaining
| the technological system--a system we all are born into now and have no
| choice but to try and adapt to. Everyone can see the existing technological
| society is violent, oppressive and destructive, but what can we do?
|
| "The big problem is that people don't believe a revolution is possible, and
| it is not possible precisely because they do not believe it is possible. To
| a large extent I think the eco-anarchist movement is accomplishing a great
| deal, but I think they could do it better... The real revolutionaries should
| separate themselves from the reformers… And I think that it would be good if
| a conscious effort was being made to get as many people as possible
| introduced to the wilderness. In a general way, I think what has to be done
| is not to try and convince or persuade the majority of people that we are
| right, as much as try to increase tensions in society to the point where
| things start to break down. To create a situation where people get
| uncomfortable enough that they’re going to rebel. So the question is how do
| you increase those tensions? I don't know."

Interview with Ted Kaczynski
http://www.primitivism.com/kaczynski.htm

-- 
Mit freundlichen Grüßen
Max Moritz Sievers




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