[Talk-de] OSM als Beispiel für gescheiterte Basisdemokratie (war: (Weg mit den Map Features (war: was ist ein footway?))
Frederik Ramm
frederik at remote.org
Fr Jun 26 08:53:20 UTC 2009
Hallo,
Stefan Meir wrote:
> die aktuelle Diskussion über eine Abschaffung der Map Features zeigt
> meines Erachtens eines ganz deutlich: OSM ist mittlerweile zu groß
> und zu komplex um basisdemokratisch Entscheidungen zu treffen.
OSM hat noch nie basisdemokratisch Entscheidungen getroffen, auch nicht,
als es viel kleiner war.
Ich sehe jeden Ansatz, der irgendwas mit Abstimmungen zu tun hat,
deswegen kritisch, weil unser Projekt so schnell waechst. In einem
halben Jahr werden ebensoviele Leute, wie heute im Projekt sind,
zusaetzlich neu hinzugekommen sein; etwas, das heute eine
Zweidrittelmehrheit findet, kann, selbst wenn keiner der Beteiligten
seine Meinung aendert, in einem halben Jahr schon eine
Minderheitenmeinung sein. Jede einzelne "demokratisch" gefaellte
Entscheidung muesste also mindestens vierteljaehrlich neu abgestimmt
werden, um sich nicht in Gefahr zu begeben, Altlasten mit sich
herumzuschleppen, die einer veraenderten Projektwirklichkeit nicht mehr
gerecht werden.
Der von Dir angepeile "Rat der Weisen" koennte also durchaus in der
gleichen Frage mehrmals im Jahr seine Haltung aendern. Die meisten, die
Demokratie und Abstimmungen fordern, denken implizit, dass durch eine
Abstimmung eine Frage abgehakt und verbindlich langfristig geklaert
werden koennte, dass eine Sicherheit geschaffen wuerde, auf die man sich
verlassen, auf der man sich ausruhen kann. Das geht bei uns aber eben
wegen dieser Dynamik nicht, bzw. wenn man es erzwingen wuerde, indem man
die Mitglieder irgendeines Rates mit laengerer Amtszeit waehlt, so
wuerde man eben diese Dynamik aktiv zu unterdruecken versuchen (als
Beispiel: Waere vor zwei Jahren im Projekt ein solcher Rat gewaehlt
worden, so saessen darin vermutlich ausschliesslich Englaender, und
spezifisch deutsche Befindlichkeiten wuerden, obwohl Deutschland
mittlerweile die groesste Community ist, auf wenig Verstaendnis stossen).
> Als recht neues Mitglied der Community bin ich sehr erstaunt darüber,
> dass anscheinend ein großer Widerstand dagegen besteht, ein Gremium
> einzurichten, das eine (für den Mapper unverbindliche)
> Orientierungshilfe wie die Map Features verwaltet.
[...]
> Fürsprecher-Systems
[...]
> "Rat der Weisen"
[...]
Ist das nicht alles sehr viel Affentanz um eine "unverbindliche
Wikiseite"? Wuerde durch solchen Aufwand nicht die Bedeutung der Map
Features *verstaerkt*, was wiederum dazu fuehren wuerde, dass es immer
mehr Leute gibt, die mit dem Finger auf die Arbeit anderer zeigen und
schreien "du machst das FALSCH", und daraufhin auch immer mehr Leute,
die ungluecklich darueber sind, dass ihre Vorstellungen in den Map
Features nicht beruecksichtigt sind, und so weiter?
> allesamt sowohl technisch versiert als auch engagiert sind und
> außerdem demokratisch LEGITIMIERT).
Wie gesagt, verbeiss Dich mal nicht so am Gedanken der Legitimation -
eine demokratische Legitimation von gestern ist bei uns im Projekt nicht
viel wert.
Bye
Frederik
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