[Talk-de] Relevanzregeln sind irrelevant
Schorschi
schosch at snafu.de
Fr Nov 13 10:42:07 UTC 2009
Moin,
kann ich mir jetzt nicht verkneifen:
On Thu, 12 Nov 2009, Ulf Lamping wrote:
> Das letzte mal wo ich bei Wikipedia einen Artikel erstellt habe, wurde
> ich in einem sehr knappen und unfreundlichen Ton darauf hingewiesen, daß
> dieser nicht vollständig sei (4 Minuten nach der Erstellung!).
und ...? Hast du den Artikel dann soweit gefüttert, dass er
überlebensfähig war? Oder hast du die Erwartung des Unfreundlichen voll
erfüllt und den Artikel so, wie er kritisiert wurde, stehen lassen?
Ich hoffe mal, du hast ihn trotzdem verbessert, der Rest deines Kommentars
liest sich ja so ... (das können wir gerne weiterdiskutieren, aber dann
lieber privat, denn das sprengt meiner Ansicht nach den Themenrahmen hier
bei weitem).
Ich will hier beileibe nicht den Ton in der Wikipedia verteidigen. Ich
habe dort selber oft genug darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, mit
den Beitragenden dort anständig umzugehen und das Worte eine scharfe Waffe
sind (oder zumindest sein können). Ich sehe das größte Problem in der
Wikipedia in der mangelnden Wortkultur, die wohl einen Großteil an
Konflikten herausfordert.
Wenn man eine Reaktion wie Frederik bei dem Block vor kurzem an den Tag
legt, so ist das zwar keine Garantie für eine sinnvolle Lösung, aber es
ist der richtige Weg - der Betroffene wird nicht noch öffentlich
provoziert (ja, diese Bemerkungen sind öffentlich, denn jemand der
offensichtlich so fokussiert auf ein Projekt ist, für den ist eine
Reaktion auf seine Aktivitäten in diesem Projekt eben auch sehr wichtig
- und kann leicht heftige Gegenreaktionen hervorrufen).
Um noch einmal auf die Wikipedia abzuwschweifen - die Größenordnung und
breite Wahrnehmung ist eine ganz andere als die irgendeiner FAQ, die
Vergleichbarkeit ist schwierig.
Ich denke, Openstreetmap wird ebenfalls in diese Dimensionen vorstoßen.
Und OSM wird auch die Probleme haben, die Wikipedia mit der Neutralität
hat - die Daten müssen auch "neutral" gehalten werden - da werden schon
noch genug Eigeninteressen aufkommen, die eine wertende Beurteilung
unterbringen wollen. Beispielsweise wird der Versuch der Unterbringung
einer Restaurantbewertung (bitte auf gar keinen Fall in OSM, das ist nur
ein naheliegendes negatives Beispiel, das mir gerade einfällt) sicher
gestartet werden oder er war schon da. Solche Versuche werden sicher
immer wieder abgewehrt werden müssen, und hier kommt eben der Umgangston
bei der Abwehr mit ins Spiel.
Was den Ton der Kommentare angeht: ich sehe keinen Anlass zu der Hoffnung,
dass die Kommentare der Beitragenden gegenüber Änderungen anderer hier
besser sein werden als in der Wikipedia. Wenn ich das richtig sehe, ist
Ulf auch dieser Meinung.
In meinen Augen der wichtigste Punkt für die OSM-"Community" in nächster
Zeit:
Ich denke, die übersichtliche Nachvollziehung von Änderungen ist neben der
erforderlichen Anmeldung ein wichtiges Instrument für die Klarheit der
Datenbank. Gerade bei den Änderungen gibt es jedoch noch deutliche Mankos
- vielleicht kann man z. B. größere Änderungssätze automatisch in kleinere
geografische Häppchen zerteilen um die Änderungen besser nachvollziehbar
zu machen. Außerdem müsste eine Verschiebung von Punkten irgendwie
erkennbar gemacht werden, damit man viele Änderungen überhaupt
nachvollziehen kann.
Und noch einmal das alte Thema unangemeldete Bearbeitungsmöglichkeit aus
der Sichtweise eines langjährigen Wikipedia-Bearbeiters:
Prinzipiell fände ich anonyme Änderungsmöglichkeiten wie in der Wikipedia
begrüßenswert, aber ich denke, diese würden wie in der Wikipedia eher zu
großen Schwierigkeiten führen. Das größte Problem ist das Misstrauen
gegenüber Neuen, Neuem und gegenüber "Unbekannten". Dazu kommt dann als
schwerwiegenster Punkt die mangelnde Vorstellungskraft und Geduld (und
auch Zeit) derjenigen, die ein wachendes Auge auf die Bearbeitungen haben
und mit scharfen Worten gegen die "Untaten" (oft aus Unwissenheit und
selten aus Bosheit) der Anonymen polemisieren - was dann auch in der OSM
zu einem sehr unausgewogenen "Klima" unter den Bearbeitern führen würde
(siehe Wikipedia). Um das klarzustellen: für die Zulassung der anonymen
Bearbeitung spricht eigentlich deren Qualität - in der Wikipedia sind
anonyme Bearbeitung durchaus überwiegend positiv.
Insgesamt jedoch bin ich froh, das in OSM anonymen Bearbeitungen (besser
wäre die Bezeichnung IP-Bearbeitungen, auch angemeldet kann man ja
durchaus anonym sein) nicht möglich sind, da sie sich aufgrund der
Tatsache, das wir alle mit Fehlern handeln, aus obigen Gründen eher
negativ auswirken würden.
Qunitessenz zur Konfliktverringerung: Wählt eure Worte mit Bedacht.
Gruß, Schusch
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