[Talk-de] Motivation zum Beheben von Bug-meldungen von kommerziellen Verwertern der OSM Daten?!?

Tirkon tirkon33 at yahoo.de
Di Feb 23 23:56:14 UTC 2010


Christoph Winkler <cwinkler at vme.de> wrote:

>mich würde mal interessieren, wie Eure Motivation steht, Bugs in den 
>Daten, die von Usern aus einer kommerziellen Anwendung wie skobbler 
>gemeldet werden, zu beheben.

>Wie seht Ihr diese kostenlose Hilfe von Freiwilligen zur Umsatz- und 
>Wertschöpfung eines Unternehmens wie Skobbler, speziell durch ein 
>"zahlende-User" Geschäftsmodell?

Klingt zunächst einmal hart, aber ist die nackte Wahrheit: OSM ist
frei mit allen "guten" aber auch "bösen" Konsequenzen. Jedem, dem das
nicht gefällt, sollte sich überlegen, ob er hier richtig ist.
Mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Software

Zwei wichtigste Fragen werfe ich zuerst in den Raum: 

Wird Skobbler die OSM Datenbank nach seinen Wünschen und/oder
mit/gegen den Willen der Community aktiv umzugestalten versuchen?

Wird Skobbler zu Anfang oder auch später ein Editor für OSM sein? Dann
wäre ein Editieren vor Ort möglich - mit allen Vor- und Nachteilen.


Im Falle von Skobbler handelt es sich um eine Navigations-App für das
iphone.

Soweit ich weiß (also ohne Gewähr), geschah Folgendes:

Das Projekt Skobbler, ein Handy Navigator - unter Anderem für das
iphone, gewinnt irgendeinen Navteq Innovations Wettbewerb, der als
Gewinn den Zugriff auf die Navteq Daten bis März 2010 beinhaltet.
Navigon ist ebenfalls Nutzer von Navteq und Mutter des Scobbler
Projektes, das aber zusammen mit einigen Mitarbeitern dort ausscheidet
und sich selbstständig macht. 

Skobbler wird für 3,99 Euro im iphone App Store angeboten und ist in
kürzester Zeit mit weitem Abstand auf Platz 1 der Download Charts.
Eine Zahl von 30.000 Nutzern in wenigen Wochen steht im Raum. Navigon,
ebenfalls Nutzer der Navteq Daten, dessen billigste iApp-Navigator
Version 70 Euro kostet, verliert nicht unerhebliche Marktanteile und
versucht Skobbler aus dem App-Shop zu entfernen und verklagt es
schließlich. Angeblich auf Druck kostet Skobbler jetzt 7,99 Euro und
verlässt damit die Top Ten.

Da die Navteq Nutzung am 10 März 2010 endet, muss Scobbler sich einen
neuen Datenlieferanten finden und entscheidet sich für OpenStreetMap. 

Hinter Skobbler steht Navigon-Gründer und derzeitiger
Navigon-Aufsichtsrat Peter Scheufen.

Mehr:
http://www.handelsblatt.com/technologie/mobile-welt/navigon-gegen-skobbler-kriegszustand-in-naviland;2486799;0

Zunächst einmal bin ich mir sicher, dass Skobbler ohne Termindruck
noch nicht bei OSM wäre.

Obwohl hier erstmals eine OSM Anwendung mit einem Aufwand entwickelt
wird, der vermutlich seinesgleichen suchen wird, hält sich die
Proffessionalität bei einer doch relativ kleinen "Klitsche" im Rahmen.
Ich selbst habe zwar kein iphone, bin aber dennoch gespannt wie ein
Flitzebogen, wie bei vergleichsweise hohen Aufwand die bekannten OSM
Probleme, wie die zerstückelten Straßen, die Divergenz des Taggings,
die fehlenden Spurbeschreibungen und Abbiegevorschriften an Kreuzungen
umschifft werden. Auch auf praktible Abbiegebeschreibungen an
Autobahndreiecken und -Kreuzen und eine sinnvolle Nutzung von
highway=service und der diversen tracks bin ich neugierig. 

OSB schafft es, auf gerader Strecke immer wieder halblinks oder
halbrechts abbiegen zu lassen. Dafür fehlen bisweilen
Abbiegeaufforderungen, wenn der Abbiegeknick zu klein ist (z.B. bei
Bögen) und gleichzeitig der Straßenname nicht wechselt. Wird Skobbler
das besser lösen? 

Ich selbst habe kein iphone und werde mir auch keines kaufen. Dennoch
bin ich überzeugt, dass diese professionelle Nutzung der OSM Daten
dann positive Impulse für OSM und deren Anwendungen bringen wird, wenn
es gut funktioniert. Denn aus Usability Features lässt sich lernen,
ohne dass der Quellcode offen liegt. Auch das Wissen darum, dass ein
Problem überhaupt lösbar ist, kann ein entscheidender Hinweis sein. 

Inwieweit Skobbler bei der Verbesserung der OSM Datenbank hilft,
bleibt abzuwarten. Potential ist sicherlich allein schon dadurch
gegeben, dass der Bekanntheitsgrad von OSM steigt und neue Mapper
zugeführt werden sowie möglicherweise auch Kenntnisse von Apple-App
Programmierern und damit Apple Usability einfließen. Alles Andere
bleibt abzuwarten.  

Obwohl ich bei diversen Problemen echt zweifle, gönne ich den Jungs
von Skobbler den Erfolg mit OSM. Denn es zeigt, dass die Daten so
schlecht nicht sein können. Was mich allerdings abtörnt, ist die
Tatsache, dass Skobbler nicht einmal die OSM-Community kontaktiert
hat, bevor es ihr die Bugmeldungen zum Fraße vorwirft. Ist Skobbler
denn wenigstens auf der Fossgis 2010 vertreten? 

Ob die Scobbler User jetzt Bugs berichten oder nicht, kann uns
ziemlich schnurz sein. Wer den einen oder anderen als korrigierenswert
erachtet, tut es. 





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