[Talk-de] EPSG-Code

Frank Jäger frank at fotodrachen.de
Sa Feb 27 17:43:38 UTC 2010


Markus schrieb:
> Was versteht man unter "EPSG-Code"?
> 
> EPSG:4326
> EPSG:900913
> EPSG:...
> 
> (im OSM-Wiki habe ich dazu nichts gefunden, und Wikipedia ist da auch 
> nicht wirklich aussagekräftig: http://de.wikipedia.org/wiki/EPSG)
> 
> Gruss Markus
> 

Hallo Markus,
der Code "4326" bezeichnet die geografischen Koordinaten mit Länge und 
Breite in Grad. Man kann damit jeden Punkt der Erde eindeutig 
bezeichnen. Dies System hat aber auch einige Nachteile.
Wenn man eine Karte damit zeichnet, dann sieht die am Äquator noch 
einigermaßen richtig aus. Je weiter man sich aber aus den Tropen 
entfernt um so mehr wird die Darstellung in die Breite gezogen (verzerrt).
Aus der Grad-Angabe lässt sich sowieso schwer ein Maßstab berechnen. 
Durch die Verzerrung ist der Nord-Süd-Maßstab dann auch noch 
unterschiedlich zum Ost-West-Maßstab.

Kurz gesagt: zur Koordinatenerfassung OK, als Kartenprojektion nicht 
recht brauchbar.

Daher sind im Laufe der Jahrhunderte auf der Welt tausende lokale 
Koordinatensysteme entstanden die ein Gebiet jeweils längentreu, 
winkeltreu usw. abbilden konnten.

Dies hat die Tätigkeit der Ölindustrie beeinträchtigt, die weltweit nach 
Ölvorkommen sucht. Man hat also die Parameter der einzelnen Systeme 
systematisch zusammen getragen. Mit diesen Parametern ist es möglich, 
ein System in ein anderes umzurechnen.

EPSG steht ursprünglich für "European Petroleum Survey Group", jetzt 
"OGP Surveying & Positioning Committee".
http://www.epsg.org/

Programme wie "proj4" oder "PostGIS" benutzen die EPSG-Parameter für 
Transformationen.

Hunderte verschiedene System reichten Google nicht, man wollte ein 
"eigenes". Das "900913" ist kein "offizieller" EPSG-Code und daher z.B. 
in der Tabelle "spatial_ref_sys" von PostGIS nicht enthalten.
Man kann es aber nachtragen.

"Richtige" EPSG-Codes bzw. SRS gehen von 2000 - 32766.
SRS = Spatial Reference System


Apropos lokale Systeme ...
In Deutschland wurden vom Liegenschaftskataster bisher die 
Gauß-Krüger-Koordinaten verwendet. Das waren jeweils 3 Grad breite 
Streifen in Nord-Süd-Richtung. Mitte war der Medidian 3, 6, 9° usw.

"31467" ist z.B. das Gauß-Krüger-System im DHDN 
(Deutsches-Haupt-Dreiecks-Netz) Zone 3 (um 9°).

Das Kataster wird gerade umgestellt in die 6 Grad breiten Streifen des 
UTM-Systems. In NRW landen wir dann im 32. Streifen.
Da bei der Umstellung historische lokale Fehler beseitigt werden, ist 
das nicht nur eine einfache Transformation sondern eine Homogenisierung 
über Passpunkte. Es treten dabei Verschiebungen von mehreren Metern auf 
gegenüber der "einfachen" Umrechnung mit den Parametern aus den 
EPSG-Codes, wie sie die PostGIS machen würde.

Wenn also mal kommunale Daten importiert wurden, die in einem 
"schlechten" Gauss-Krüger-Gebiet koordiniert waren, dann könnten 
demnächst solche Lagefehler auffallen, sobald z.B. die hinterlegten 
Luftbilder sauber auf UTM transformiert wurden.

Ähnliches gilt, wenn Luftbilder verwendet wurden, die auf Gauß-Krüger 
referenziert waren.


-- 

Frank




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