[Talk-de] Viele Fehler in Haiti

Stefan Schwan stefan.schwan at googlemail.com
Di Jan 26 18:46:32 UTC 2010


Hallo!

Am 26. Januar 2010 14:01 schrieb DarkAngel <darkangel at ms-team.de>:
> Am 26.01.2010 10:24, schrieb Michael Buege:
>> Zitat DarkAngel:
>>
>>
>>> Am 25.01.2010 22:44, schrieb Chris-Hein Lunkhusen:
>>>
>>>> igadsb at web.de schrieb:
>>>>
>>>>
>>>>
>>>>> Kann man dieses Problem besser in den Griff bekommen, sodass von neuen
>>>>> Usern weniger Fehler gemacht werden?
>>>>>
>>>>>
>>>> ich denke damit müssen wir leben. Besser fehlerhafte Daten als überhaupt
>>>> keine Daten. Und wenn Du mal keepright anwirfst, findest Du
>>>> auch bei uns noch tausende Fehler.
>>>>
>>>>
>>> Was nützt eine Straßenkarte mit lauter Fehlern?
>>>
>> Wie kommst du darauf, dass die Strassenkarte lauter Fehler enthaelt? Hast du
>> sie dir schon mal angeschaut und verglichen? Und wenn ja, womit hast du sie
>> verglichen? Und wieviele Fehler hast du gefunden? Wieviel Aufwand war es,
>> die Fehler zu berichtigen? Und hast du dir mal die Disclaimer anderer
>> Kartenanbieter fuer Haiti angesehen?
> Das habe nicht ich, sonder der Starter dieser Diskussion gesagt!
> Ich bezug mich ausschließlich auf die Aussage von Chris, dass
> Fehlerhafte Karten besser als keine sind.
>
>>
>> "Freiwillige wollen helfen, OSM erschwert Mitarbeit, Google Map-Maker bietet
>> Unterstuetzung an"
>> Gefaellt dir die Schlagzeile besser?
>> Mach dir mal um das Presseecho keine Sorgen. Das verhallt bereits wieder
>> spuerbar. Viel wichtiger ist das Echo der Leute, die OSM-Daten vor Ort oder
>> im Zusammenhang mit Krisenkoordination benutzt haben. Da steht ein
>> Erfahrungsaustausch noch aus. Das wird sicher nicht ohne Kritik abgehen,
>> aber dafuer sind Erfahrungsaustausche ja da.
>>
> Gibt es Kräfte, die die Karten von OSM einsetzen?
>
>>> Besser wenige Daten aber dafür verlässliche!
>>>
>> Es ist also nicht immer die Unerfahrenheit der
>> Mapper, die vermeintliche Fehler entstehen laesst.
>>
> Auch das war nicht meine Behauptung.
>> Das halte ich fuer sehr viel effizienter, als
>> sich Strukturen auszudenken und zu etablieren, die nur das
>> Entstehen "verlaesslicher Daten" zulassen, im Grunde aber nur aufhalten und
>> Ressourcen binden.
>>
> Habe ich das irgendwo getan?
>
>
> Der Grundgedanke von OSM ist/war, eine frei Karte der Welt zu erstellen
> - zumindest habe ich es so verstanden. Während man sich in Deutschland
> streitet wie man einen Radweg zu mappen hat, ob ein Fußweg Bestandteil
> der Straße ist oder getrennt gezeichnet wird und wie man am besten die
> einzelne Pflastersteine mappen kann - weil das evtl. mal jemand braucht
> - wird in anderen Regionen losgezeichnet was das Zeug hält. Hauptsache
> wir haben da in kurzer Zeit viele bunte Linien drin.

Der Grundgedanke ist, dass OSM Geodaten sammeln und frei zur Verfügung
stellen möchte. Ein anderer Grundgedanke ist, dass sich die Sache von
alleine steuern muss.

Du tust so, als könnte man Mapper (in Haiti, oder sonstwo) irgendwie
in eine bestimmte Richtung, sei es hin zu bestimmten
Qualitätsstandards oder Schwerpunkten beim Mappen, steuern.Es gibt
keine Steuerung, keine Mindeststandards.

Die Diskussion "Warum malen wir nicht die freien Flächen zu?" wird ja
regelmäßig wegen der landuse=agricultural Flächen geführt: Manche
Mapper finden es wichtig, solche Informationen vom Luftbild ab zu
zeichnen - andere Beschweren sich dann darüber, dass das was da als
landwirtschaftliche Fläche in der DB ist, in Wirklichkeit eine
Almlende oder Brachland ist. Sie finden, dass man so etwas nur dann
eintragen sollte, wenn man sich 100% sicher ist (und, überspitzt
gesagt, bei mindestens 3 Bauern und staatlichen Quellen nachgefragt
haben muss, ob sich die durchschnittliche Nutzung der letzten 15
Jahren mit der Definition der Mapfeatures deckt.)

Es nutzt ihnen nichts: Landwirtschaftliche Flächen werden trotzdem
täglich eingetragen - auch wenn es in Wirklichkeit Almlenden oder
Brachflächen sind. Gleichzeitig werden täglich landwirtschaftliche
Flächen zu Almenden oder Brachland umgetaggt, weil sich jemand an
dieser Ungenauigkeit stört, selber dort aber keine Informationen neu
erfasst hätte.

Ganz ähnlich ist es bei administrativen Grenzen: Ich habe eine der
ersten Stadtgrenzen in NRW eingetragen: Sie wurde inzwischen mehrfach
von anderen Mappern korrigiert und verbessert - und ist in ihrer
Genauigkeit heute weit von dem entfernt, was ich damals "Pi mal
Daumen" teilweise weit in das Gebiet der Nachbargemeinden "gerotzt"
hatte. Inzwischen gibt es _alle_ Stadtgrenzen in NRW, wobei ein
Großteil eben nicht aus Datenspenden kommt, sondern immer noch relativ
ungenau ist.

Du stellst es so hin, als würden die Nutzer von OSM Daten von uns
erwarten, dass unsere Daten garantiert komplett und fehlerfrei sind.
Es ist vermessen anzunehmen, irgendjemand würde sich auf OSM Daten
verlassen - er wäre schön blöd:

Jedem, der die NRW Stadtgrenzen von OSM nutzen möchte muss klar sein,
dass sie nicht alle garantiert 100% korrekt sind. Jedem der
irgendwelche OSM Daten nutzt, muss es klar werden, dass wir nicht 100%
richtiges und komplettes Kartenmaterial _liefern_ sondern das wir
Daten _sammeln_ und damit niemals fertig werden, sondern ständig auf
Verbesserungen der Community und Nutzer angewiesen bleiben.

So wie sich niemand ungeprüft auf z.B. rechtliche oder medizinische
Informationen aus der Wikipedia verlassen sollte, so sollte sich auch
niemand ungeprüft auf OSM verlassen, wenn es darauf ankommt.

Weil es in einem solchen Fall "drauf ankommt", bin ich bin mir relativ
sicher, dass die Route eines großen Konvois von einem Vorrausfahrzeug
überprüft wird.
Wenn der Fahrer dieses Fahrzeugs dieser Tage nach Hause kommt und die
Fehler in unseren Daten korrigiert damit sie noch nützlicher werden -
dann funktioniert OSM richtig und wir kommen mit dem Sammeln von
freien Geodaten voran.

Wenn aber aus Angst vor Fehlern niemand Daten einträgt - dann ist das
Planen von Konvoi-Routen oder das Arbeiten mit Stadtgrenzen unmöglich:
Dann wird es überhaupt keine (freien) Daten geben.

Mir kommt es ein wenig so vor, als ob sich viele Mapper die in letzter
Zeit zu OSM gestoßen sind, erstmal wochenlang durch das Wiki gequält
haben, um ja alles richtig und nichts kaputt zu machen - die sind
jetzt beleidigt, wenn andere einfach so loslegen und dabei Fehler
passieren.

OSM ist nicht zu dem geworden was es ist, weil alles beim ersten
Eintragen gleich perfekt erfasst werden muss. Es ist ein evolutionärer
Prozess, bei dem jeder  damit leben muss, dass auf dem Weg von einer
leeren Datenbank zu einer freien Weltkarte auch Ungenauigkeiten und
Fehler auftreten.

Gruß,
Stefan




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