[Talk-de] Noncommercial-Lizenzen (war: AIO steht wieder still)

Frederik Ramm frederik at remote.org
Fr Sep 3 19:43:22 UTC 2010


Hallo,

Sven Geggus wrote:
> P.S.: Fasse es bitte nicht als Angriff auf, dass ich NC Lizenzen als
> Non-Free einstufe. 

Darueber besteht in der "freien Welt" weitgehend Einigkeit. NC-Lizenzen 
werden in den meisten Faellen von Unternehmen eingesetzt, die neben der 
"freien" Version (NC und damit fuer viele Anwendungszwecke ungeeignet) 
eben noch eine "volle Version" ohne Restriktionen verkaufen wollen. 
Paradoxerweise sind NC-Lizenzen also eher dem gewerblichen Bereich 
zuzuordnen - meistens wird sie von Leuten verwendet, denen das Weglassen 
von "NC" das Geschaeftsmodell gefaehrden wuerde (s. Doctorow-Beispiel 
unten). Sehen wir hier bei OSM ja staendig, wenn wir irgendwo nach Daten 
fragen und kriegen dann gesagt "fuer den persoenlichen Gebrauch 
kostenlos", das ist ja praktisch auch NC und daher fuer uns nutzlos.

Auf opendefinition.org (http://www.opendefinition.org/okd/deutsch/) 
findet sich als Anforderung an eine "offene" Lizenz ganz klar:

"Die Lizenz darf keine Restriktionen gegen die Verwendung des Werkes in 
speziellen Einsatzzwecken enthalten. Zum Beispiel darf die Nutzung des 
Werkes für kommerzielle oder militärische Zwecke nicht ausgeschlossen 
werden."

Die Leute von freedomdefined.org haben auch einen Haufen Text darueber, 
dass NC nicht "frei" ist 
(http://freedomdefined.org/Definition_of_Free_Cultural_Works:About).

Allerdings - das fuehrt uns jetzt weit ueber das konkrete Beispiel 
hinaus, in dem es Felix ja offenbar eher um irgendeine Art von Protest 
als um eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema ging - gab 
es gerade eine von boingboing verlinkte, ganz interessante Debatte ueber 
den Einsatz der NC-Lizenzen bei Belletristik und Musik zwischen Cory 
Doctorow (der viele seiner Buecher CC-BY-SA-NC veroeffentlicht) und Nina 
Paley (die beklagt, dass davon oft auch z.B. die universitaere Nutzung 
negativ betroffen ist, und stattdessen ein "Creator's Endorsement" 
vorschlaegt): http://blog.ninapaley.com/2010/09/01/paley-vs-doctorow/

Wie zurecht haeufig angemerkt wird, gibt es kaum verlaessliche 
Richtlinen dafuer, was "commercial" ist und was nicht; der Schueler, der 
seinen Webspace mit einem Werbebanner finanziert, zaehlt vielen schon 
als kommerzieller Nutzer. Creative Commons haben dazu eine umfassende 
Untersuchung in Auftrag gegeben - keine Definition, sondern der Versuch, 
zu erheben, was Leute unter "noncommercial" verstehen. Das Dokument hat 
255 Seiten: http://wiki.creativecommons.org/Defining_Noncommercial

Bye
Frederik

-- 
Frederik Ramm  ##  eMail frederik at remote.org  ##  N49°00'09" E008°23'33"




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