[Talk-de] wieder mal - Flächen und Wege
Christian Müller
cmue81 at gmx.de
Di Aug 23 12:41:20 UTC 2011
Am 23.08.2011 02:26, schrieb Martin Koppenhoefer:
> Gemeint war:
> Flächenausdehnungen bewusst falsch zu zeichnen.
Schon wieder "falsch" ;-). Wir haben fast keine Möglichkeit, die
Flächenausdehnung korrekt zu erfassen - OSM ist keine Katasterkarte.
Hier ist warum:
1) Oft wissen wir nicht, wem Land gehört, das auf Luftbildern zu sehen
ist - das wäre für die Flächenausdehnung aber wichtig, denn oft endet
die Fläche und ihre Nutzung mit der Grundstücksgrenze. Solche Daten
können wir mit dem Anspruch auf Korrektheit bestenfalls vom Amt einholen.
2) Das Abschätzen einer Fläche per Luftbild hat keine
Vermessungsgenauigkeit. Selbst genaues Abzeichnen führt damit nicht zur
Belastbarkeit der Daten (für amtliche/rechtliche/sonstige Zwecke) -
damit stellt sich die Frage, welchen Mehrwert genaues Abzeichnen hat,
auch im Zshg. mit 1)
3) Tags in OSM präzisieren oft gar nicht, wo genau eine Fläche aufhört.
D.h. das Datenmodell (vgl. Frederiks mail) schreibt nicht in letzter
Instanz vor, was "richtig" oder "falsch" im Sinne des Datenmodells ist.
Z.B. wird ein Wohngebiet als "landuse=residential" kodifiziert, aber es
gibt keine genauere Definition dazu, in welchen Grenzen ein Wohngebiet
existiert. Es wird weder definiert, dass wir uns dabei an irgendeine
amtliche Katasterkarte halten, noch, dass wir überhaupt nur Gebiete als
"Wohngebiet" taggen, die amtlich so gewidmet worden sind. Ein Vergleich
amtl. Katasterkarten mit OSM-Daten wird hier erstaunliche Differenzen zu
Tage treten lassen.
Wir stellen fest, dass es also einen Interpretationsspielraum gibt. In
dem Sinne kannst Du nicht davon sprechen, dass es "falsch" wäre, Flächen
bis zur Straße auszudehnen. Das könntest Du doch überhaupt erst dann,
wenn Einigkeit über die Grenzen bestünde, sprich eine Definition dazu
durch Konsens entstanden wäre.
Im Sinne des Datenmodells kann eben die Aussage "das Wohngebiet wird
durch die Straße begrenzt" selbst dann richtig sein, wenn dort noch ein
Graben und eine Leitplanke dazwischen ist. Solange es keine genauere
Grenzdefinition von Gebieten durch das Datenmodell gibt, entscheiden wir
durch Mapping-Praxis was evtl. mal Teil des fortlaufend spezifizierten
Datenmodells wird.
Da OSM keine Katasterkarte ist und vermutlich auch nicht sein wird, hat
/für mich/ topologisch korrektes Mappen (also wie stehen Objekte in
Bezug zu anderen Objekten) einen wesentlich höheren Stellenwert, als das
submetergenaue Taggen der Flächenausdehnungen von Flächen, deren Grenzen
nicht klar definiert sind und nur durch amtliche Bestätigung überhaupt
eine Belastbarkeit erfahren würden.
Falls OSM doch irgendwann zur Katasterkarte mutiert, also fast alles als
Flächen erfasst wird, erübrigt sich der Wunsch nach korrekter Topologie
innerhalb der Basisgeometrie, die wäre dann automatisch gegeben. Dann
wird aber vermutlich ein linienhafter Routing-Layer übrig bleiben, der
nicht mitgerendert wird. Damit hätten wir dann auch die Routing-Leute
von den Flächenerfassern getrennt, *freu*.
Grüßle,
Christian
> ich halte es für einen Irrweg, der weitere Verfeinerungen erschwert und dem Mapper der dort etwas ändern will unnötige Komplikationen bereitet.
Andere halten das für einen sehr guten Weg, der ihnen das
Editieren/Programmieren/Abbilden erleichtert und zudem die Qualität der
Daten erhöht.
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