[Talk-de] Hinweis zum Mappen in Frankreich

poppele at hm.edu poppele at hm.edu
Mi Aug 24 14:48:26 UTC 2011


Rainer Kluge wrote:
> Hallo,
> 
> Auf der französischen Newsgroup laufen gerade zwei Threads, welche durch
> deutsche "Urlaubs-Mapper" ausgelöst wurden. In einem Fall hat sich ein
> Mapper über die miserable Qualität der Gebäudedaten und Landuses
> beschwert. Im anderen Fall hat ein deutscher Mapper in der Normandie ein
> Dorf komplett, einschließlich der Gebäude, erfasst. Offenbar beruhen die
> Daten auf einer eingehenden Erkundung vor Ort, ergänzt durch
> Informationen aus Bing. Die Gebäudeformen sind  recht unpräzise, kaum
> mit rechten Winkeln, aber Bing gibt auch nicht mehr her. Man zollt dem
> großen Aufwand der hier getrieben wurde zwar Respekt, ist aber etwas
> irritiert, da ja in Frankreich die Katasterpläne zum Mappen in OSM
> verwendet werden dürfen, und diese natürlich ein weitaus höhere
> Präzision liefern.
> 
> Da ich weiss, dass eine ganze Reihe von deutschsprachigen
> OSM-Contributoren anlässlich von Auslandsreisen im jeweiligen Land
> mappen, und weil es auf der französischen Liste angeregt wurde, möchte
> ich hier auf die Besonderheiten in Frankreich und die sich daraus
> ergebenden Empfehlungen eingehen.
> 
> Wie gesagt, sind in F die Katasterpläne zur Verwendung freigegeben[1].
> Diese Pläne liegen zum großen Teil vektorisiert, teilweise, wie im
> aktuellen Fall, aber auch noch als Rastergrafik. Die Pläne sind auf dem
> französischen Regierungsportal[2] verfügbar.
> 
> Es gibt eine Reihe von Tools, welchen die Übernahme der Daten aus dem
> Kataster unterstützen. Mit einem Josm-Plugin[3] können die Pläne
> hinterlegt werden. Dabei werden Vektorpläne automatisch positioniert,
> Rasterpläne müssen manuell ausgerichtet werden. Letzteres ist recht
> knifflig, da die Pläne meist keine Referenzpunkte mit Koordinaten
> enthalten. Viele nicht vektorisierte Gemeinden sind daher überhaupt
> nicht erfasst.
> 
> Straßen und Wege in geschlossenen Ortschaften werden fast ausschließlich
> durch Abzeichnen mittels des Josm-Plugins erfasst, auch bei
> vektorisierten Gemeinden.
> 
> Gebäude, Gewässer und Gemeindegrenzen vektorisierter Gemeinden werden
> (halb)-automatisch importiert. Aus den Vektorplänen werden OSM-Dateien
> erzeugt, die man dann in Josm lädt, nachbearbeitet und hochlädt. Leider
> wird das Nachbearbeiten gerne "vergessen", was sich unter anderem
> dadurch äußert, dass sich Gebäude, Wasserwege und Strassen untereinander
> und gegenseitig überlappen.
> 
> Für den ausländischen Mapper, der sich nicht selbst mit dem
> Kataster-Import befassen will, ergeben sich aus dieser Situation
> folgende Ratschläge:
> 
> - Großer Bedarf besteht für alles, was fehlt, aber nicht durch den
> Kataster-Import abgedeckt wird: Strassen und Wege ausserhalb von
> geschlossenen Ortschaften, Einbahnregelungen, Radwege,
> Zufahrtsbeschränkungen, POIs, Wegbeschaffenheit.
> 
> - Es ist nicht sinnvoll, Gebäude in größeren Mengen von Bing
> abzuzeichnen. Das schadet zwar nicht, aber mit großer Wahrscheinlichkeit
> werden die Gebäude über kurz oder lang durch automatisch generierte oder
> abgezeichnete Kataster-Daten ersetzt.
> 
> - Es ist durchaus sinnvoll, fehlende Straßen im Urlaubsort anhand von
> Bing oder GPS-Tracks zu erfassen. Das macht dem Mapper, der später mal
> vom Kataster abzeichnet und ergänzt, die Arbeit einfacher. Straßennamen
> können bei Bedarf auf [2] ermittelt werden.
> 
> - Wo die importierten Daten offensichtlich von der vor Ort
> festgestellten Realität abweichen, sollte dies natürlich erfasst werden.
> 
> - Wer auf die oben angesprochenen typischen Fehler eines
> Kataster-Imports stößt, kann diese natürlich gerne korrigieren. Er
> sollte sich dadurch aber auf keinen Fall davon abhalten lassen, seine
> eigenen Beiträge zu erfassen. Die Gebäude werden von den Franzosen
> ohnehin nach und nach bereinigt. Sinnvoll ist auch ein Eintrag in
> OpenStreetBug oder ein FIXME-Tag.
> 
> - Wo ein automatische Import aus dem vektoriserten Kataster durchgeführt
> wurde, stößt man meist auf eigenartige Gewässer-Objekte, auch kleinste
> Bäche als Wasserflächen, gestückelt in isolierte Objekte, überlappt mit
> Wegen und Gebäuden. Meine Empfehlung ist, diese Objekte zu belassen wie
> sie sind, abgesehen von eindeutigen, durch Vor-Ort-Erkundung
> verifizierten Abweichungen.
> 
> - Landuse ist in F überwiegend durch automatischen CORINE-Import erzeugt
> und weicht daher oft erheblich von der Realität ab. Solche Abweichungen
> sollten korrigiert werden.
> 
> - Hilfreich zur Vermeidung von Irritation sind Angaben zur Quelle der
> Daten, an den Objekten oder im Changeset. Hinter einem nicht
> ortsansässige Mapper wirdn oftmals ein Sessel-Mapper vermutet, und bei
> Daten, die nicht aus Bing ableitbar sind, kommt daher schnell der
> Verdacht, dass bei Google abgekupfert wurde (so auch im zweiten
> angesprochenen Fall). Mit einer Quellangabe lässt sich unnötiger Stress
> vermeiden.
> 
> Grüße
> Rainer
> 
> 
> [1] http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Cadastre_Fran%C3%A7ais/Legal
> [2] http://www.cadastre.gouv.fr
> [3] http://wiki.openstreetmap.org/wiki/FR:JOSM/Fr:Plugin/Cadastre
> 
> 
> 
> 
> _______________________________________________
> Talk-de mailing list
> Talk-de at openstreetmap.org
> http://lists.openstreetmap.org/listinfo/talk-de
Lieber Rainer,

beim Mappen habe ich bisher immer darauf geachtet, nicht unnoetige Nodes
zu produzieren. Als ich mir aber mal ein paar Staedte in Frankreich
angesehen habe, so bin ich schon ein bisschen erschrocken, wie Gebaeude
gemappt sind: Sehr oft bestehen Gebaeude aus bis zu 60 (!) Punkten, wenn
es 7-8 auch tun wuerden. Da ist jede Rundung und jede Ecke modelliert.
Vereinzelt habe ich das korrigiert, aber die Masse der Faelle erschlaegt
einen. Wie soll man sowas korrigieren ? Von Hand ? oder gleich loeschen
und neu machen ? Das will ich persoenlich nicht, da hier die Arbeit
eines anderen betroffen ist.

WernerP




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