[Talk-de] Einführung eines neuen Tags (globaleID)

Tracy Kasperczyk kasperczyk at mentzdv.de
Di Jul 23 09:40:51 UTC 2013


Liebe OSM Gemeinde,

Wir wollen euch noch mal genauer erklären was wir machen.



Der VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) auch tätig als zentraler Koordinator
für das Land Nordrhein Westfalen beabsichtigt als Kartenbasis in Zukunft
auf OSM zu setzen. Das betrifft folgende Produkte

·         Die Karten, die Verkehrslinienpläne, die den Fahrplanbüchern
beiliegen und die an den Haltestellen aushängen sollen  aus den OSM Daten
errechnet und im VRR Layout dargestellt werden.

·         Die Haltestellenumgebungspläne, die von einigen Betrieben
erstellt und ausgehängt werden, z.B. von der Rheinbahn in Düsseldorf sollen
aus OSM Daten erzeugt werden.

·         Die interaktiven Karten die sie z.B. in efa.vrr.de sehen sollen
aus  OSM Daten berechnet werden

·         Die interaktiven Karten der VRR App, dieselben wie die aus
efa.vrr.de sollen aus OSM berechnet werden (die Apps wurden schon ca.
1.000.000  mal heruntergeladen)

·         Die Fahrten der Verkehrsmittel sollen referenziert mit OSM Daten
(dabei werden die Koordinaten der Fahrwege übernommen) auf diese Karten
gezeichnet werden (siehe auchefa.vrr.de und die Apps)

·         Die Fußwege zu den Haltepunkten und bis zum Gleis der
Schienenverkehre sollen auf OSM Daten geroutet werden

·         Die Apps sollen Fußwegnavigation auf den OSM Daten unter stützen

·         Das Fußwegrouting  soll barrierefreie Wege suchen können (wird
weiter unter erklärt)



Für die Entscheidung des VRR waren Kostengründe maßgebend, aber vor allem
auch der Qualität und der Detailreichtum der OSM Daten hat den VRR
begeistert. Gerade in der Welt des Öffentlichen Verkehrs und des Fuß- und
Radverkehrs gibt es keine vergleichbaren GIS Daten. Gerade beim
Fußweg-Routing versprechen wir uns wesentlich Verbesserungen, da die OSM
Daten weit mehr Fuß- und Radwege und Straßenquerungen enthalten als andere
Datenmaterialien.



Das Datenmaterial, das wir in OSM vorfinden hat vor allem bezüglich der
Wege (Straßen und Schienenwege) aus ausgezeichnete Qualität.

 Einige Daten sind allerdings noch unvollständig für unsere
Aufgabenstellung und diese wollen wir nacherfassen, gerne auch gemeinsam
mit der OSM Gemeinde.



Ein Bereich der Nacherfassung umfasst die Busspuren und die Abbiegeverbote
oder Abbiegeerlaubnisse von Bussen. Wir haben Kontakt zu allen
Verkehrsbetrieben, wir können die Informationen von dort bekommen und
nachpflegen.



Der zweite Bereich umfasst die Bahnhöfe und die Haltestellen der
Schienenverkehre (Straßenbahn, U-Bahn). Es ist das Ziel einen Fußweg bis
von einem beliebigen Punkt im Wegenetz bis zum Bahnsteig und dem Haltepunkt
des Fahrzeugs zu berechnen, anzuzeigen und Navigation auf diesem Weg zu
ermöglichen. Dieser Weg soll auch barrierefrei sein. Was bedeutet das?



Gehen wir von drei typischen Benutzern aus:



Nutzer 1 ist Student, Pendler und in Turnschuhen unterwegs. Er kommt immer
knapp vor der Zugabfahrt. Er geht schnellen Schrittes durch den Bahnhof und
nimmt die Treppen hinauf zum Bahnsteig, damit er nirgends warten muss.



Nutzer 2 ist der Reisende mit Koffer, oder die/der Frau/Mann mit
Kinderwagen. Der Nutzer kann nur mit großer Mühe die Treppen nutzen und
sucht Wege über Rolltreppen zum Bahnsteig.



Nutzer 3 kommt im Rollstuhl. Er ist auf Aufzüge und Rampen angewiesen um
zum Bahnsteig zu kommen, er braucht entsprechende Wege.



Das Ziel im Bahnhof ist also der Bahnsteig und der Punkt, wo man in die
Bahn einsteigen kann. (Solange wir die Reihung der Züge nicht kennen oder
deren Haltepositionen rechnen wir mit einem Punkt).



Bahnsteige, wir nennen sie Plattformen, sind für Menschen mit
Mobilitätseinschrängungenzugänglich oder nicht, weil sie einen Aufzug haben
oder nicht. Es gibt Bahnhöfe, da sind nur einige Plattformen oder nur eine
für Menschen mit Mobilitätseinschrängungen zugänglich. Auch auf der
Plattform kann es mehrere Zugänge geben, oft einen mit Aufzug und
Rolltreppe und andere mit fester Treppe (Beispiel Düsseldorf Hbf).

Wir brauchen also alle Plattformen einzeln und alle Wegelemente im Bahnhof,
ebene Wege, Treppen, Rolltreppen, Rampen und Aufzüge. Diese Wegelemente
müssen „ways“ sein, sonst kann man nicht darüber routen.

Wir haben in den existierenden OSM Daten unterschiedliche Modellierungen
von Plattformen gefunden:

·         Einen „way“ der an das Fußwegenetz angebunden ist, eignet sich
bei schmalen Bahnsteigen (Beispiel Stuttgart, Stadtbahnhaltestelle Berliner
Platz/Hohe Straße)

·         Eine Fläche die an den Rändern an das Fußwegnetz angebunden ist,
eignet sich bei Seitenbahnsteigen (Beispiel, ….)

·         Gesplittete Flächen, notwendig bei Mittelbahnsteigen (Gleise an
beiden Seiten) mit Zugang aus Tunnels oder von Brücken (Beispiel München
Ost)



Keine der drei Modellierungsarten ist unsere Erfindung, statt der
gesplitteten Flächen können man auch mit Flächen mit Löchern arbeiten
(Multipolygonen), das ist aber noch komplizierter und das haben wir noch
nirgends gesehen.

Das Splitten der Bahnsteige in 2 oder mehr Teile hat den Vorteil, dass man
 in der Mitte Aussparungen lassen kann. In diesen Aussparungen können dann
Treppen, Rolltreppen oder Aufzüge münden, die meist aus dem Fußgängertunnel
kommen. Damit wir wissen, welche Teile zu einer Plattform gehören fassen
wir diese Teile in einer Relation zusammen.

Wir brauchen also die Plattformen und alle Treppen, Rolltreppen und Aufzüge
einzeln. Der VRR will auch Echtzeitanpassung für Rolltreppen und Aufzüge.
Wenn diese außer Betrieb sind, z.B. durch Wartungsarbeiten, dann muss das
im Routing berücksichtigt werden. Wir brauchen da noch eine eindeutige
Identifikation.

Die OSM Modellierungen dieser Verbindungselemente sind im OSM Wiki
beschrieben.

Tunnel sind oft schon in den Daten vorhanden. Die sind für uns als
Wegelemente sehr hilfreich. Allerdings wollen wir auch Karten für den
Untergrund zeichnen, wenn sehr breite Tunnels nur als Strich daherkommen
ist das irreführend. Wir brauchen also zusätzlich Flächen. Generell wollen
wir alle öffentlich begehbaren Flächen in den Bahnhöfen darstellen und
deshalb wollen wir sie erfassen. Über den VRR und die Verkehrsbetriebe
haben wir Zugang zu den Bahnhöfen. Wir bekommen auch Erlaubnisse zum Messen
und Fotografieren und oft auch Einblick in Pläne.

Weitere Datenelemente die wir brauchen, sind die oben erwähnten Haltepunkte
auf den Schienen oder die Haltepunkte der Busse vor dem Bahnhof. Dies
Punkte brauchen wir um einen Weg auf die Karte zeichnen zu können. Dort ist
Anfang oder Ende des Wegs im Fahrzeug und der Übergang auf den Fußweg. Das
sind bekannte OSM Objekte (
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:public_transport%3Dstop_position)

Als letztes Datenelement brauchen wir die Eingänge. Die gibt es auch als
OSM Objekt (http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Entrance). Damit bestimmen
wir, ob ein Bahnhof überhaupt barrierefrei ist oder nicht. Er ist dann
barrierefrei, wenn es zu jeder Plattform einen Eingang gibt, von dem aus
ein Rollstuhlfahrer auf die Plattform kommt.

Wenn wir Indoor-Karten erstellen wollen, brauchen wir eine vollständige
Gebäudemodellierung. (Link..) Soweit sind wir aber noch nicht. Wir werden
berichten, wenn wir mit dem Konzept fertig sind.

Generell gehen wir bei der Datenerfassung extrem vorsichtig vor. Wir wollen
niemand etwas kaputt machen. Wir sind schon seit einiger Zeit mit der
Münchner OSM Gruppe in Kontakt und haben viel gelernt. Speziell achten wir
auf folgende Punkte.

·         Wegelemente die bereits vorhanden sind müssen erhalten bleiben,
da sonst die OSM Router Probleme bekommen

·         Relationen die Linienverläufe des ÖV darstellen dürfe nicht
verletzt werden

·         Die Erweiterungen dürfen das Kartenbild der OSM Karte nicht
stören.

Wir kontrollieren unsere Erweiterungen in Keep Right zum größten Teil.

Wir sind jederzeit bereit Fehler sofort zurück zu bauen, wenn wir was
falsch machen und das uns jemand meldet.

Der VRR macht sich die Entscheidung, auf OSM zu setzen nicht leicht. Man
ist immer noch besorgt, dass Daten, die in die Produktion der
Fahrplanunterlagen und Karten gehen sich kurzfristig unkontrolliert ändern.
Wir bitte deshalb auch die OSM-Gemeinde hier Vorsicht walten zu lassen. Man
kann immer mit uns Kontakt aufnehmen.

Mit dem VRR bekäme OSM einen sehr großen Nutzer. Er ist der größte
Verkehrsverbund in Deutschland. Die Fahrplanauskunft hatte im Frühjahr
dieses Jahres 54 Millionen Fahrten pro Monat gerechnet.

Der VRR will aber nicht nur die OSM Daten nutzen sondern ebenfalls Daten
der Community und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Zur Zeit
könnten das alle Haltestellen und Haltepunkte, aber auch alle Linienwege,
sein. Wir können gerne eine technische Diskussion aufnehmen, wie diese
Daten in die OSM Datenbank fließen können. Man muss allerdings bedenken,
dass Haltestellen und Linienwege sich oft ändern. Änderungen auf Grund von
Baustellen sind zeitlich befristet und hier muss geklärt werden, ob und wie
das einfließen kann.

Es ist nicht nur so das der VRR in Zukunft auf OSM umstellen möchte, es
werden sondern noch weitere Verkehrsverbünde und Betriebe diesem Beispiel
folgen.

Im Folgenden erläutern wir  die Objekte und Tags, die wir bei den
Modellierungen benutzen. Wir sehen den Bahnhof als ein Bauwerk an, dabei
gibt es einfache Bauwerke und sogenannte Gebäude. Zu den einfachen
Bauwerken gehören die Schienen, der Haltepunkt, die Plattformen, die
verbindenden Elemente (Treppen, Fahrstühle und Rolltreppen) und die
Eingänge. Zu Gebäuden zählen wir noch weitere Flächen, wie Tunnelflächen.


Einfache Bauwerke:

 Objekt: Schiene (Type: Way)

Schienen werden von uns nicht angefasst. Das einzige was wir machen, wenn
zu wenig Schienen eingezeichnet sind, wie es bei U-Bahnlinien der Fall ist,
dann erweiteren wir diese möglichst nach der genauen Lage.



Objekt: Haltepunkt (Type: Node auf dem Way Schiene)

-  railway = stop (vorher haben wir station getaggt, es war uns nicht ganz
klar was der unterschied zwischen Station und Stop in diesem Fall ist)

- public_transport = stop_position

- train = yes

- ref = 1 (Gleisnummer)

- name = Ostbahnhof München

 Wir wollen damit den genauen Haltepunkt des Fahrzeuges auf der Schiene
kennzeichnen.



 Objekt: Eingang (Type: Node)

- entrance = yes oder

- railway = subway_entrance (wenn es ein U-bahn Eingang ist) oder

- entrance = main (wenn es sich um den Haupteingang handelt)

 Wobei für uns die Eingangsunterscheidung unrelevant ist.


Objekt: Plattform (Type: Flächen)

 - area = yes

- name = Untertürkheim, Bahnsteig 1

- public_transport = platform

- railway = platform

- ref = 1 (Gleisnummer)

- layer = ...

- level = ....

- train = yes



In den vorhandenen Daten sind Bahnsteige aus Routinggründen
häufig zweigeteilt. Um diese wieder zu vereinigen, werden sie  durch eine
Relation zusammengefasst. Wir benutzen die Relation stop_area. Falls dies
nicht gewünscht wird könnten wir auch eine eigene Relation anlegen.

Tags die schon vorhanden sind werden nicht von uns gelöscht.



Verbindende Elemente:



Objekt: Treppe (Type: way)

 - highway = steps

- level = 0,1

Treppe bekommen bei uns immer das Level von dem aus sie beginnen zu dem
Level wo sie hinführen.

Tags die schon vorhanden sind werden nicht von uns gelöscht.

 Aus dem Wiki: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Steps



Objekt: Rolltreppe (Type: way)

- highway = steps

- escalator = yes

- level = 0,-1

 Rolltreppe bekommen bei uns immer das Level von dem aus sie beginnen zu
dem Level wo sie hinführen.

Tags die schon vorhanden sind werden nicht von uns gelöscht.

 Aus dem Wiki: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Escalator



Objekt: Aufzug (Type: way)

- highway = elevator

- level = -1,0

  Aus dem Wiki: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Elevator

Tags die schon vorhanden sind werden nicht von uns gelöscht.


Gebäude mit weiteren Flächen:

Objekt: Tunnel (Type: Fläche)

 - area = yes

- tunnel = yes

- level = ...

- layer = ...

- building = yes (es handelt sich um ein Indoor-Elment und soll in der
Karte angezeigt werden)

- designation = Unterführung

Es werden die Fußwege auf den Tunnelflächen ebenfalls, erstellt bzw. wenn
diese schon vorhanden sind, dann werden diese nicht gelöscht bzw. verändert.


Objekt: Bahnhofshalle (Type: Fläche)

- name = München Ostbahnhof

- railway = station

- building = yes

- area = yes

Werden meist so gelassen wie sie in OSM schon von vielen Usern gepflegt und
angelegt wurden.



Um uns mit den unterschiedlichen Modellierungsarten vertraut zu machen und
um unseren Kunden aussagekräftige Beispiele zu liefern, haben wir bisher
folgende Bahnhöfe modelliert:


Bochum Hbf

Bockum-Hövel

Bönen

Bösensell

Buldern

Dortmund Hbf

Drensteinfurt

Duisburg Hbf

Dülmen

Düsseldorf Hbf

Düsseldorf Flughafen

Düsseldorf-Benrath

Ennepetal

Essen Hbf

Gelsenkirchen Hbf

Hagen Hbf

Haltern am See

Hamm(Westf)

Holzwickede

Kamen

Köln Hbf

Köln Messe/Deutz

Köln-Mülheim

Leverkusen Mitte
Müllheim(Ruhr)Hbf

München Ostbahnhof (München)
München Vaterstetten (München)
Sankt-Martin-Straße (München)

Kirchheim (Stuttgart)
Untertürkheim (Stuttgart)
Schwabstraße (Stuttgart)
Vaihingen (Stuttgart)
Winnenden (Stuttgart)

Freiburg Hbf (Freiburg)


Mit freundlichen Grüßen

Tracy (taoxue)

i.A. Mentz Datenverarbeitung GmbH


Am 23. Juli 2013 10:49 schrieb Wilhelm Spickermann <osm at spickermann-d.de>:

> Am Mon, 22 Jul 2013 16:43:25 +0200
> schrieb fly <lowflight66 at googlemail.com>:
>
> > Hat sich das denn jetzt aufgeklärt oder geht das weiter ?
>
> taoxue hat vorhin mit mir Kontakt aufgenommen und ich habe dazu geraten,
> die Sache hier in der Liste zu besprechen. Ich denke, dass wir
> akzeptable Lösungen finden können, aber die Sachen müssen jetzt in der
> Liste geklärt werden.
>
> Wilhelm
>
> _______________________________________________
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