[Talk-de] Gibt OSM auch Daten über die Beitragenden heraus?
Mark Obrembalski
mark at obrembalski.de
Sa Jul 27 18:23:05 UTC 2013
On 27.07.2013 13:58, Markus wrote:
> Hallo Frederik,
>
>> OSM ist eine soziale Sphaere
>
> Ja - das ist ein ganz wesentliches Element! :-)
>
> *Kontakt und Austausch* sind existenzbegründend und unverzichtbar für
> die Entwicklung in der Vergangenheit und in der Zukunft.
Vielleicht nicht existenzbegründend und unverzichtbar - ein Datenhaufen,
produziert von vielen isolierten Einzelteilnehmern könnte immer noch
einigermaßen interessant sein (insoweit spiele ich mal Advokat des
Teufels - aber nur, um mich dann doch an die Teufelsaustreibung zu
machen). Jedenfalls sind aber große Teile von OSM durch Kontakt und
Austausch entstanden oder wurden dadurch entscheidend verbessert. Mehr
noch: Oft genug hängt die Verbesserung gerade davon ab, dass es vielen
bekannt ist, wer welchen Beitrag geliefert hat, oder immerhin, dass man
zumindest anhand eines Beitrags herausfinden kann, welche Beiträge vom
gleichen Teilnehmer stammen. Und dass man diesem Teilnehmer dann ggf.
eine Nachricht zukommen lassen kann.
> *Datenschutz* ist - davon unanbhängig - nicht minder wesentlich.
Doch. Datenschutz ist da minder wesentlich. In erster Linie sollten wir
uns an den Anforderungen des Projekts orientieren und in Kauf nehmen,
dass es Leute gibt, die dann halt lieber nicht dazu beitragen. Sicher
sollte man auch im Rahmen von OSM nicht ohne guten Grund wild
persönliche Daten in der Gegend herumblasen. Soweit es aber gute Gründe
gibt, persönliche Daten von Teilnehmern zu erfassen oder weiterzugeben,
sollte man das auch tun. Je besser die Gründe, desto weitergehend kann
die Erfassung persönlicher Daten sein (wobei es sicher keinerlei Grund
gibt, im Rahmen von OSM irgendwelche Daten aus der Intimsphäre von
Teilnehmern zu erfassen - es passiert aber auch nichts in dieser
Richtung). Niemand muss sich ja an OSM beteiligen, wenn ihm das im
Zusammenhang mit seinen Daten zu heiß ist. Welche persönlichen Daten der
Teilnehmer jeweils weitergibt, sollte ihm allerdings jeweils klargemacht
werden, wenn er erstmals dabei ist, etwas in die Richtung zu tun, soweit
es sich nicht gut genug aus dem Zusammenhang ergibt (was nun wo klar
genug ist, darüber können wir im Einzelfall diskutieren).
> Die entscheidende Frage ist, wie wir *beides optimal zusammenbringen*.
>
> Wenn - wie in diesem Thread - zunehmend Menschen sich Sorgen machen über
> den Schutz ihrer Daten, dann müssen wir das ernst nehmen.
Richtig. Unnötigerweise sollten wir keine persönlichen Daten erfassen
oder weitergeben - immer muss es dafür einen im Rahmen unserer
Projektziele nachvollziehbaren Grund geben. Wo es Gründe für die
Erfassung oder Weitergabe von Daten gibt, sollten wir das dem
Betroffenen vorab klar genug mitteilen (in manchen Situationen kann es
sich aber schon aus dem Zusammenhang ergeben - mit Blödheit müssen wir
nicht rechnen). Manchmal kann es angebracht sein, auf die Erfassung oder
Weitergabe von Daten zu verzichten, weil viele sich dann lieber ganz
zurückziehen würden.
> Unzulässig ist m.E. eine offentliche Verknüpfung der gespendeten
> Geodaten mit den Personendaten des Spenders.
Da gebe ich jetzt mal JSA (Juristen-Standard-Antwort) 1.0 - es kommt
darauf an. Wenn der Spender seinen Beitrag in dem Wissen geleistet hat,
dass seine Daten weitergegeben werden können oder dem nachträglich
zugestimmt hat, dann geht das sicher durchaus. Außerdem ist die Frage,
was nun "Personendaten" sind. Das beliebig wählbare Pseudonym für einen
Account gehört m.E. eher nicht dazu.
> Auch dann nicht, wenn das "technisch machbar" ist, oder die Auswertungen
> "hübsch aussehen" oder für einige Interessengruppen nützlich sind.
Wenn es nicht technisch machbar ist, stellt sich das Problem nicht.
Hübsches Aussehen ist sicher kein Grund, wieso wir irgendwelche
persönlichen Daten erfassen oder weitergeben sollten, das hat m.W. aber
bisher auch niemand vorgeschlagen. Nützlichkeit für Zwecke des Projekts
ist ein sehr guter Grund für die Erfassung persönlicher Daten, aber
natürlich muss das dem Betroffenen dann vorab deutlich genug mitgeteilt
werden.
> Ich denke OSM kommt nicht darum herum, möglichst bald eine möglichst
> saubere Trennung von gespendeten Geodaten und Benutzerdaten umzusetzen.
Rechtlich sehe ich bisher nicht, dass die bisherige Praxis insgesamt
problematisch wäre (problematische Einzelfälle kann es meistens geben,
OSM ist da nicht ausgenommen). Moralisch halte ich es für angebracht,
die Benutzer in manchen Situationen klarer darauf hinzuweisen, was mit
den Daten, die sie übermitteln, geschieht. Das eine oder andere sollte
man dann vielleicht auch noch optional machen. Da hätte ich aber gerne
praktisch relevante Fallbeispiele.
> Auch Neulinge profitieren viel von Stammtischen und Mailinglisten.
>
> Das bedeutet aber nicht, dass auch gleich das ganze Geodaten-Profil mit
> der Person verknüpft werden muss.
Zumindest sollte sichergestellt sein, dass man die Werke eines
bestimmten Neulings ohne allzu großen Aufwand identifizieren kann, falls
der Neuling da grade Unfug anstellt, den man rückgängig machen oder
kritisch durchsehen sollte. Derartige Aktionen werden typischerweise
ehrenamtlich durchgeführt, und wenn es noch mühsamer als ohnehin wird,
gehen uns wohl die Ehrenamtlichen aus.
> Und langfristig wäre vielleicht sogar möglich:
> d) ich möchte, dass meine Benutzerdaten nur für die Gruppe XY sichtbart
> mit meinen Geodaten verknüpft sind.
Möglich sicher, möchte ich aber lieber nicht haben. MAg sein, dass es
Informationen gibt, die nur dem Vorstand der OSMF, seinen Beauftragten
oder anders demokratisch legitimierten Personen zur Verfügung stehen
sollten. Ansonsten bestehe ich aber darauf, dass es keine Klassen von
Teilnehmern mit unterschiedlichen Rechten gibt. Wer zu OSM beitragen
will, hat alle anderen Teilnehmer als Gleiche anzuerkennen. Sonst soll
er lieber ganz wegbleiben.
>> *Technisch* waere das durchaus moeglich - wir koennten alle Daten
>> komplett ohne Userbezug rausgeben
>
> :-)
> Jetzt brauchen wir "nur" noch Lösungen,
> wie Kontakt möglich ist.
Nein, wir bräuchten auch noch verbreitete Zustimmung zur Umwandlung von
OSM in ein Projekt, das Anonymität als eines der obersten Ziele
betrachtet. Da bin ich dagegen.
Gruß,
Mark
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