[Talk-de] Umweltzone Köln
Roland Olbricht
roland.olbricht at gmx.de
So Sep 7 10:31:52 UTC 2014
Liebe Mitmapper,
Im Rahmen der Wochenaufgabe
http://blog.openstreetmap.de/blog/2014/08/wochenaufgabe-umweltzonen-kw-3536-25-08-7-09-2014/
habe ich mir die Umweltzone Köln vorgenommen. Schließlich bringt man
OpenStreetMap am besten voran und lernt auch am meisten über die
Werkzeuge, wenn man mappt. Ein paar Beobachtungen dabei will ich daher
festhalten.
Für Köln habe ich mich entschieden, weil die Stadt mit OpenStreetMap
durchaus wohlwollend umgeht (und bei mir um die Ecke liegt). Zum einen
basiert der touristische Stadtplan http://stadtplan.koeln.de/ auf
OSM-Daten, zum anderen haben wir von der Stadt Köln ein
Adressverzeichnis bekommen, so dass zumindest theoretisch sogar alle
Kölner Adressen in OSM verzeichnet werden könnten.
In der Praxis würde ich dafür allerdings eher die amtliche
Liegenschaftskarte von NRW nutzen. In NRW haben wir die Erlaubnis,
Adressen aus dem ALK abzuschreiben, daher steht es als Hintergrundlayer
in JOSM zur verfügung.
Generell ist das gegenüber der Situation vorher eine deutliche
Erleichtung. Zahlreiche Adressen hätte ich sonst nicht finden können.
Denn nicht alle Hauseigentümer bringen ihre Hausnummern so an, dass man
sie als Fußgänger oder vom Fahrrad aus sehen könnte. Vom Auto aus wird
sogar noch schwieriger. Natürlich kann man die Frage stellen, welchen
Nutzen eine Hausnummer hat, wenn ein Benutzer der Karte sie nicht finden
kann. Einer ist eben, dass man die Angabe "Die Umweltzone endet bei
Hausnummer 1377" in eine zumindest auf 20 Meter genaue Geokoordinate
umsetzen kann.
In dieser Form hat die Stadt Köln nämlich ihre Umweltzone vorgelegt
http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf57/strassen_und_adressen_in_der_umweltzone.pdf
Wie hilfreich ist das?
Generell würde ich zu einer Umweltzone wünschen, dass sie zumindest
Kreuzungen auflöst, so dass man zu jeder einzelnen Straße entscheiden
kann, ob sie drinnen oder draußen ist. Überraschenderweise reichen
Hausnummern dafür nicht: Hier
http://www.openstreetmap.org/#map=18/50.96584/7.02683 ist für die
"Bergisch Gladbacher Straße" die Hausnummer 267 als Grenze angegeben, so
dass man nicht weiß, ob man noch in die "Gronauer Straße" hineindarf
oder nicht; die "Gronauer Straße" gehört überraschenderweise nicht nur
Umweltzone. Hier http://www.openstreetmap.org/#map=18/50.97472/6.97126
gilt das gleiche für die Aral-Tankstelle (und die beiden
Industriezufahrten) an der "Friedrich-Karl-Straße"; sie gehört bis zur
nicht auffindbaren Hausnummer 270 zur Umweltzone.
Es gibt auch gleich Straßen ganz ohne Hausnummern, z.B. "Unterer
Komarweg", "Mülheimer Brücke" und "Niehler Gürtel", bei denen man aus
dem Kontext rekonstruieren muss, ob sie zur Umweltzone gehören: wenn man
an der einen Seite sowieso nur in die Umweltzone kommt, darf man
vermuten, dass die Straße selbst auch zur Umweltzone gehört.
Wobei eben auch Straßen ausgenommen sein können, selbst wenn sie nur
Straßen innerhalb der Umweltzone miteinander verbinden. Das gilt z.B.
für die "Militärringstraße" http://overpass-turbo.eu/s/4VS . Mit
Ortskenntnis wäre es sehr überraschend gewesen, wenn die Straße zur
Umweltzone gehörte.
Es zeigt auch auf, dass die Modellierung als Polygon nicht ausreichend
aussagekräftig ist: Hier
http://www.openstreetmap.org/#map=17/50.93770/6.88473 kreuzt die Straße
"Aachener Straße" (innerhalb der Umweltzone) besagte "Militärringstraße"
(außerhalb der Umweltzone). Das gleiche Problem dürfte für 30-Zonen
existieren; auch diese dürfen ja auf Brücken über Straßen außerhalb von
30-Zonen verlaufen. Andererseits ist es zumindest für die Umweltzone
keine Option, sie als Relation oder Tag an Wegen zu notieren: Als
Relation wäre sie mit mehreren tausend Wegen drinnen kaum handhabbar.
Als Tag gäbe es Schwierigkeiten, absehbare Änderungen an den Bedingungen
der Umweltzone nachzuziehen. Beide Konzepte wäre anfällig für
Abgrenzungen: muss eine Busspur oder ein Radweg noch getaggt werden? Wer
kontrolliert, ob neue Wege oder umgestufte Wege korrekt mit der Zone
getaggt werden? Insgesamt wird man wohl über Unterstützung durch Tools
nachdenken müssen. Und dann wohl eher ein Polygon mit Ausnahmen oder
ähnliches nehmen.
Noch zu erwähnen sind einige Anomalien: Hier
http://www.openstreetmap.org/#map=19/50.89852/6.97864 gehört laut Liste
die Leyboldstraße nur bis Hausnummer 68 zur Umweltzone, die Lindenallee
aber komplett. Man dürfte an der Kreuzung dann wohl nicht abbiegen und
müsste kurz dahinter wenden. Hier
http://www.openstreetmap.org/#map=16/50.9226/6.9993 gehört laut Liste
die Paul-Vingster-Straße nicht zur Umweltzone, die Rolshover Straße auf
der Höhe zur Autobahnzufahrt aber schon. Man dürfte also im
Industriegebiet fahren, aber käme von dort aus nicht mehr hinaus. Ich
vermute mal, dass hier ein Fehler in der Liste der Stadt Köln ist, würde
mir aber lieber eine Zweitmeinung wünschen. Falls jemand die
eingezeichnet Umweltzone auf Plausibilität prüft, könnte man dann alle
Anomalien en bloc bei der Stadt Köln nachfragen, was die Aufklärung
vermutlich vereinfacht.
Wie sieht es in anderen Städten aus? Treten dort die Probleme auch auf?
Fazit: Insgesamt hat es zwar einige Stunden gedauert, die Umweltzone
einzutragen. Aber die Daten anzufragen, unter Umständen nachzuhaken, sie
in irgendeinem nicht direkt konvertierbaren Format zu bekommen, eine
Konvertierung zu basteln und auf Plausibilität zu prüfen hätte länger
gedauert.
Viele Grüße,
Roland (drolbr)
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