[Talk-at] Anpassung der Plattentektonik
Friedrich Volkmann
bsd at volki.at
Sat Jul 4 23:41:34 UTC 2020
On 03.07.20 00:43, Kevin Kofler wrote:
> So genau sind die Koordinaten, die wir eintragen, doch in der Regel gar
> nicht.
>
> 1. Viele Features werden auf Sicht gemappt, d.h., der Mapper schaut
> ungefähr, auf welcher Höhe einer Referenzlinie (z.B. Häuserfront) ein POI
> ist und klickt dann im Editor ungefähr dort hin.
>
> 2. Ebenfalls häufig ist das Abpausen von einer Hintergrundkarte. Auch das
> ist gewissermaßen "auf Sicht". Und außerdem sind die Hintergrundkarten auch
> nicht immer ganz exakt.
>
> 3. Selbst, wenn tatsächlich eine GPS-Messung vorgenommen wird, ist diese mit
> einem Meßfehler behaftet.
>
> D.h., ±1m ist ein relativ kleiner Fehler.
Mit einem normalen GPS kriegt man die Toleranz (HDOP) kaum unter 2 m. Das
ist aber – zumindest in ebenem, freiem Gelände – ein nicht-systematischer
Fehler, d.h. je mehr Messungen, desto genauer wird es. Dann kann man auch
auf unter 1 m kommen. Der Kontinentaldrift erzeugt hingegen einen
systematischen Fehler.
Das meiste wird, wie du eh schon angesprochen hast, nach Hintergrundkarten,
z.B. Orthofotos und Laserscan, gemappt. Die sind meist schon ziemlich genau
(Fehler <1m). Für den Höhlenkataster schaue ich mir meistens mehrere
Luftbilder, Geländeschummerung und Hangneigung an, um möglichst genaue
Koordinaten zu bekommen. Soviel mal als Gegenbeispiel zur Behauptung, dass
wir eh alles nicht so genau machen.
Wenn jemand POIs entlang einer Rerenzlinie ausrichtet, dann ist es
vielleicht erst mal ein Trost, dass wenigstens die Relative Lage zueinander
stimmt. Aber das ist nicht von Dauer. Sobald die Referenzlinie auf neuen
Orthofotos woanders zu sehen ist, wird der nächste Mapper die Lage (z.B. des
Häuserfront oder der Straße) korrigieren, die POIs daneben aber nicht. Das
war schon damals so, als wir von Yahoo abgezeichnet haben (Fehler > 10 m,
IIRC). Als dann die Bing-Bilder verfügbar wurden, korrigierte jeder die
Straßen und keiner die POIS. Der Mistkübel südöstlich der Kreuzung war dann
auf einmal nordwestlich der Kreuzung, und der Shop auf der einen Seite des
Häuserblocks, zur Straße X hin, war dann auf der anderen Seite, zur Straße Y
hin.
Wege werden schon zurechtgerückt, wenn der Unterschied zum Orthofoto nur 1 m
beträgt. Ich tu das selber auch, obwohl ich weiß, dass das Orthofoto auch
nicht überall so genau ist und womöglich sogar das alte lagerichtiger war.
Ein Unterschied von 1 m ist auffälliger, als man glauben möchte. Merkaartor
hat einen Bug, durch den er die basemap-Geländeschummerung um 1-2 m nach W
versetzt anzeigt. Das fliegen einem die Augen raus, wenn man das sieht. Ich
zeichne zwar oft von der Schummerung ab, bemühe mich aber, diesen Versatz
manuell zu kompensieren, indem ich alles um 1-2 m weiter östlich einzeichne.
Vielleicht kommt dieser Versatz gerade daher, dass Merkaartor bei der
Umrechnung nicht die richtige Epoche angibt?
Fazit ist also, dass dort, wo man am Luftbild nichts sieht, die Koordinaten
immer falscher werden, weil sie nie wer korrigieren wird, während dort, wo
man am Luftbild was sieht, zusätzlich zu absoluten Lagefehlern auch noch
relative hinzukommen werden.
--
Friedrich K. Volkmann http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria
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