[Talk-de] Mal ganz anders
Frederik Ramm
frederik at remote.org
So Nov 25 11:07:42 UTC 2007
Hallo,
> erst braucht es ein sauberes, moeglichst anwendungsunabhaengiges
> datenmodell, das alle noetigen informationen klar und eindeutig
> darstellt.
Ja, das denkt jeder Anfaenger ;-)
Ich habe mit Jochen vor rund einem halben Jahr genau das gleiche
gesagt: Das OpenStreetMap-Modell taugt nichts, wir muessen das von
Grund auf neu machen. Fuer historisch Interessierte und des Englischen
Maechtige:
http://www.remote.org/frederik/tmp/towards-a-new-data-model-for-osm.pdf
Zu dem stehe ich auch heute noch (besonders die Zielsetzungen in 1.1).
Auch wenn manchmal ein anderer Eindruck aufkommen koennte: Ich bin
keineswegs der Ansicht, dass das OSM-Datenmodell irgendwie gut waere.
Was ich halt inzwischen erkannt habe, und weswegen ich an diesem
Datenmodell-Konzept nicht mehr weitergemacht habe, ist, dass das beste
Modell nichts wert ist, wenn wir es nicht umgesetzt kriegen. Und das
Umsetzen haengt halt von der Akzeptanz der Leute ab. Ich habe dann die
hochfliegenden Ideen von einem sauberen Modell erstmal bleiben lassen
und mich darauf konzentriert, dass wir wenigstens Objekt-Beziehungen
in das aktuelle Modell reingefriemelt bekommen. Mittlerweile ist das
technisch "drin", aber bis wir die Leute dazu kriegen, das auf breiter
Basis einzusetzen, bis Editoren und Renderer damit gut umgehen
koennen, wird noch einige Zeit und Arbeit ins Land gehen.
Die einzige Chance fuer ein sauberes, neues Datenmodell waere in
meinen Augen die, dass man das separat entwickelt (mit allen
Komponenten, Server, Editor, Renderer) und dann mit konvertierten
OSM-Daten bestueckt und den Leuten live die Vorteile zeigen kann:
Schaut her, bei uns sind Replikation, Rollbacks, beliebige Queries mit
beliebigen Ergebnismengen, sauberes und performantes Rendering mit
beliebigem Level of Detail, korrektes Routing einfach "mit drin", weil
unser Datenmodell gut designt ist, und das Editieren ist nicht mal
schwieriger geworden als vorher.
Wenn man einen solchen Punkt erreicht, dann bestuende eine Chance,
begleitet von viel "Politik", dass OSM komplett auf das neue Modell
umsattelt. Alternativ kann man auch darauf verzichten, die Ueberzeu-
gungsarbeit zu leisten, und einfach einen "fork" von OSM aufsetzen und
schauen, wie es sich entwickelt, aber das waere so ein bisschen die
Billigloesung; die Ueberzeugungsarbeit ist naemlich in meinen Augen
der wahre Brocken.
(Steve Coast hat neulich im Rahmen der Lizenzdiskussion mal zu mir
gesagt, dass er annehme, dass man OSM heute noch komplett neu anfangen
koennte, also bei Null beginnen mit einer PD-Lizenz, so dass man auch
keine Daten aus dem existierenden OSM uebernehmen kann, sondern alles
neu erfassen muss; er ist der Ansicht, dass man das schaffen koennte.
Das waere natuerlich auch eine Chance fuer ein neues Projekt mit
besserem Datenmodell - einfach nochmal von vorn anfangen. Ist nicht so
abwegig, wie es klingt!)
Hat man allerdings ausser einem sauberen Datenmodell nichts
vorzuweisen - so nach dem Motto: "Unser System kann nur die Haelfte
von dem, was OSM kann, und das Editieren ist 3x komplexer, aber
wenigstens *ginge* es jetzt theoretisch, dass man..." - dann kann man
es gleich bleiben lassen. Wir schreiben hier keine Diplomarbeit.
Bye
Frederik
--
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