[Talk-de] Potlach Alpha an der Ubahn U1 in Hamburg

Frederik Ramm frederik at remote.org
Di Okt 2 12:18:15 UTC 2007


Hallo,

> Es gibt Probleme beim Handling von Potlach, besonders für Anfänger.
> Daraus entstehen falsche Daten und Frustrationen bei den Mappern.
> Wer ist dafür zuständig hier eine Lösung zu finden und wer setzt sie
> dann um?

In meinen Augen ist diese Frage unbeantwortbar, weil sie suggestiv ist.

Das Projekt hat keine Strukturen, die irgendjemanden als "zustaendig  
fuer irgendwas" erklaeren wuerden, und niemand im Projekt setzt auf  
Geheiss von irgendjemand anderem etwas um.

Zustaendigkeit in OSM funktioniert auf der Basis "sich zustaendig  
fuehlen" oder "sich bereit erklaeren". Es gibt ein paar  
"Machtpositionen", sprich Leute, die die Admin-Passworter von  
irgendwelchen Rechnern kennen, uns es gibt ein paar etablierte  
Prozeduren, zum Beispiel: Wenn Du ein Segment in der Datenbank  
findest, das so kaputt ist, dass man es nicht ueber die API loeschen  
kann, dann wird Tom Hughes in aller Regel diese Loeschung fuer Dich  
vornehmen, wenn Du ihn fragst. Das heisst aber nicht, dass er  
"zustaendig" ist und Du sozusagen ein Anrecht darauf hast, dass er  
das macht.

Diejenigen, die an solchen Positionen sitzen, werden in aller Regel  
nur Dinge tun, die vorher auf der Mailingliste oder im IRC besprochen  
und von einer ausreichenden Zahl von Leuten fuer gut befunden wurden,  
oder Dinge, die sie selbst fuer noetig halten im Rahmen der Aufgabe,  
fuer die sie sich zustaendig fuehlen. Insbesondere sind sie keine  
Entwickler, denen man Auftraege geben kann, sondern wirklich eher  
Administratoren, die man bitten kann, eine fertig entwickelte und  
getestete Software einzuspielen, nachdem man dafuer einen Konsens in  
der Community erlangt hat.

Es gibt kein OSM-Fuehrungsgremium, dem man eine Beschlussvorlage zum  
Thema Potlatch hinlegen koennte. Vor Potlatch hatten wir ein Java- 
Applet. Das war grottenschlecht (wie ich finde). Irgendwann sagte  
Richard: Das Java-Applet ist grottenschlecht, hier hab ich was  
besseres, schaut es Euch mal an. Die Leute fanden Potlatch gut, und  
als die naechste Server-Umstellung anstand, wurde das Applet  
abgesaegt und durch Potlatch ersetzt. Niemals hat es einen Beschluss  
gegeben "das Applet ist schlecht, lasst uns was besseres suchen". Es  
hat auch nie eine Abstimmung gegeben, dass Potlatch eingesetzt werden  
soll.

Und ehrlich gesagt, ich habe auch gar keine Lust darauf, in einem  
Projekt mitzuarbeiten, bei dem es anders ist. Der, der eine Arbeit  
macht, entscheidet, wie er sie macht. Sich von andren Leuten  
erzaehlen lassen, wie man etwas zu machen hat - das kann man im Job  
haben. Ich bin ein ganz strikter Gegner von irgendwelchen  
formalisierten Abstimmungsprozessen, das haelt nur den Betrieb auf  
("sorry, das ist ein Beschluss der letztjaehrigen MV, dass wir das so  
machen, und wenn Du das aendern willst, stelle einen Antrag auf der  
diesjaehrigen MV...").

OSM ist eine Meritokratie. Bessere Software setzt sich durch. Leute,  
die an einer Position sitzen, wo sie nur noch bremsen, werden  
ausgewechselt. Ohne Wahlen, Abstimmungen, lange Diskussionen. OSM hat  
ausserdem sehr viel weniger faehige Programmierer als Mapper. In  
vielen anderen Projekten und Vereinen ist es eine leere Phrase, wenn  
Dir jemand sagt "mach's besser und wir nehmen Deins" - oft will man  
damit bloss lästige Meckerer loswerden, wohl wissend, dass sie gar  
nicht die Mittel haben, es besser zu machen, oder dass sie ohne  
Unterstuetzung des Vorstands auf der naechsten MV niemals durchkommen  
werden und so weiter.

Bei OSM ist das aber anders. Hier heisst "mach's besser und wir  
nehmen Deins" wirklich das, was da steht. OSM hat nicht so viele  
faehige Programmierer (wird hoffentlich mit den TIGER-Daten besser,  
wenn sich die Amerikaner fuer uns zu  interessieren beginnen). Viele  
geben auf der Mailingliste gern unverbindliche Ratschlaege (besonders  
gern genommen: "nehmt doch PostGIS"), aber sehr wenige setzen sich  
wirklich hin und programmieren etwas. Wo dies geschieht, fuehrt es  
meistens zu einer deutlichen Verbesserung im Projekt. In den  
allermeisten Faellen wird das wirklich dankend aufgenommen, wenn  
jemand etwas dazu beitraegt, dass wir besser werden.

Also, um Deine Frage zu beantworten: Niemand ist "zustaendig", eine  
Loesung zu finden; irgendjemand, oder eine Gruppe von Leuten, wird  
sich irgendwann eine Loesung ausdenken, und die wird dann eingesetzt.

Wer mit Potlatch unzufrieden ist, der moege entweder daran  
mitarbeiten - Richard ist, soweit ich weiss, der einzige Entwickler  
im Moment; der Code ist in SVN, und er wird sicherlich gern helfen,  
wenn jemand nicht weiss, wie er sich eine Entwicklungsumgebung  
aufsetzen muss. Oder einen neuen, besseren Online-Editor schreiben.  
Es gibt/gab da einige erfolgversprechende Bemuehungen, mit reinem  
Javascript etwas zu konstruieren...

Wer mit Potlatch unzufrieden ist und sich ausser Stande sieht, selbst  
etwas zu programmieren, der kann ja wenigstens  
Verbesserungsvorschlaege sammeln, auf Machbarkeit und Sinnhaftigkeit  
pruefen und in konsolidierter Form weiterleiten, das waere ja evtl.  
ein Anfang. Oder eben deutsche Hilfeseiten schreiben oder so etwas.  
Aber bitte IRGENDETWAS SINNVOLLES machen.

Gut: "Ich werde ...", "Ich habe ...", "Ich gebe ..."
Schlecht: "Man müsste ...", "wir sollten ...", "jemand muss endlich ..."

Bye
Frederik

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Frederik Ramm  ##  eMail frederik at remote.org  ##  N49°00.09' E008°23.33'






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