[Talk-de] Straßenkategorien

Sascha Silbe sascha-ml-gis-osm-talk-de at silbe.org
Mi Sep 26 17:40:12 UTC 2007


On Wed, Sep 26, 2007 at 05:01:19PM +0200, Frederik Ramm wrote:

>> Die Einteilung der Straßen auf [1] erscheint mir widersprüchlich:
> Bitte Archiv der Mailingliste lesen! Ca. 40 Artikel von Anfang  
> September zum Thema "Germany Roads Tagging".
OK, da hab ich mich jetzt durchgebissen (HTML-Archiv ist hier unlesbar 
weil die Quotes alle hervorgehoben sind, in der Textversion waren die 
Umlaute kaputt).

Ich stelle fest, daß es Uneinigkeit darüber gibt, für was OSM 
"gedacht" ist und wie man das Tagging deshalb handhaben sollte, 
insbesondere dürfe es deshalb keine festen Regeln geben.
Ehrlich gesagt, seh ich das Problem dabei nicht so ganz. OSM ist für 
alle da und als solches eine Sammlung verschiedenster Daten. Daß OSM 
nicht nur für Straßen oder vielleicht auch nicht mal hauptsächlich 
für Straßen gedacht ist, ist bei der Betrachtung, wie Straßen in OSM 
am Besten repräsentiert werden, irrelevant, da es im Normalfall die 
anderen "Nutzungsarten" nicht beeinflusst.
Die Straßen (um diese geht es mir gerade) sind dazu da, daß Fahrzeuge 
auf ihnen fahren können (die Zeiten, wo Fußgänger _auf_ den Straßen 
langlaufen, sind inzwischen vorbei). Ich sage mit Absicht Fahrzeuge und 
nicht Autos: Auch Fahrräder, Kutschen und Mopeds sind Fahrzeuge. Und 
die Fahrzeugnutzer dürften alle sehr ähnliche grundlegende 
Anforderungen an die Karten haben. Manche Info ist nur für eine 
Fahrzeugart interessant, aber ein großer Satz ist für alle interessant 
(z.B. will ein Radfahrer i.d.R. nicht auf einer Bundesstrasse fahren). 
Selbst Nicht-Fahrzeuge finden diese Basisinformationen hilfreich (z.B. 
kann sich ein Segelflieger an breiten und damit gut sichtbaren Straßen 
orientieren).
OSM ist prinzipiell erstmal nur eine Datensammlung. Daten sind für sich 
gesehen aber nutzlos, erst durch die Interpretation werden 
Informationen. Diese Interpretation ist aber nur möglich, wenn ihre 
Bedeutung bekannt, d.h. festgelegt ist. Auch (und gerade) ich will hier 
keinen starren, unveränderlichen Regelsatz. Aber solange über die 
Bedeutung der Tags nicht (einigermaßen) Einigkeit besteht, sind sie 
nicht viel mehr als Rauschen.

Um jetzt mal wieder zum Konkreten zurückzukehren:
Man kann Straßen hauptsächlich (aber natürlich nicht ausschliesslich) 
nach 2 Arten kategorisieren: Administrativ und nach Tauglichkeit für 
(bestimmten) Verkehr. Wenn wir uns nicht einigen können, ob highway=x 
nun die administrative Einteilung oder die Verkehrstauglichkeit 
widerspiegeln soll (und das scheint der Fall zu sein), dann würde ich 
vorschlagen, daß wir einfach zusätzliche Tags dafür verwenden.
Ich würde die Kategorisierung auch erstmal auf DE beschränken. Wenn es 
hier gut funktioniert, können wir es immernoch mit anderen Ländern 
Kontakt aufnehmen und versuchen, eine internationale Kategorisierung zu 
finden. Von 0 auf ganze Welt funktioniert ohne Zwischenschritte nicht, 
dafür sind die Länder einfach zu unterschiedlich.

Zur administrativen Klassifikation:
Laut Wikipedia [1] gibt es folgende Einteilung nach Träger (also wer 
bezahlt die Straße):
- (Bundes)Autobahnen (A<n>)
- Bundesstraßen (B<n>)
- Landes/Staatsstraßen (L<n>, R<n>, St<n>, S<n>)
- Kreisstraßen (K<n>, <KFz><n>)
- Gemeindestraßen
- sonstige öffentliche Straßen

Die Einteilung nach StVO ist wie folgt:
- Autobahn
- Kraftfahrstraße
- Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften
- Straßen innerhalb geschlossener Ortschaften

Zudem gibt es eine Straßenkategorien nach RAS-N [2].


Die meisten Nutzer dürfte nicht interessieren, wer die Straße bezahlt 
(manche vielleicht schon, aber die können dann falls nötig eigene Tags 
einführen). Die Referenznummer der Straße (A<n>, B<n>, ...) dagegen 
ist so wichtig wie der Name. Die Einteilung nach StVO hat ebenfalls hohe 
Relevanz. Die RAS-N-Kategorien sind zwar für den einen oder anderen 
interessant, aber für "Otto Normalmapper" nicht so leicht rauszufinden.

D.h. auf der administrativen Seite würde ich die Referenznummer und die 
Kategorie nach StVO aufnehmen. Für ersteres bietet sich folgende 
Nutzung existierender Tags an:
int_ref: Europastraße
nat_ref: Autobahn, Bundesstraße
reg_ref: Landes/Staatsstraße
loc_ref: Kreisstraßen
Gemeindestraßen sind AFAIK nicht mit einer Nummer gekennzeichnet. Falls 
doch, könnte man sie ebenfalls in loc_ref eintragen.

Die Kategorie nach StVO würde ich in einen Tag "street_class:de" mit 
folgenden Werten packen: "Autobahn", "Kraftfahrstraße", "außerhalb", 
"innerhalb".


Die administrativen Einteilungen sollten relativ eindeutig zu 
entscheiden sein. Interessanter wirds bei der "Tauglichkeit", da 
prinzipbedingt ziemlich subjektiv.
Hier kann man u.a. unterscheiden zwischen:
- objektiven, relativ statischen Kriterien (Spurbreite, Anzahl Spuren, 
Tempolimit, ...)
- objektiven, relativ dynamischen Kriterien (durchschnittliche Anzahl 
Autos um 12:00, durchschnittliche Verkehrgeschwindigkeit um 12:00, ...)
- subjektiven, relativ statischen Kriterien (z.B. "schlechte Sicht" in 
einem Waldstück)
- subjektiven, relativ dynamischen Kriterien (z.B. "Verkehr läuft 
flüssig")

Schwierig wird die Auswahl der Kriterien auch dadurch, daß "Otto 
Normalmapper" keine 5h pro Straße aufzubringen bereit ist, um auch alle 
notwendigen Daten zu erfassen.
Deshalb würde ich vorschlagen, das vorerst auf ein drei objektive und 
zwei subjektive zu beschränken:
- Anzahl Spuren (ex. Tag lanes)
- evtl. bestehende Tempolimits (ex. Tag maxspeed)
- geschätzte Spurbreite (ex. Tag est_width)
- Zustand: neues Tag street_condition:de, Werte z.B. "Geländefahrzeug", 
"Schlaglöcher", "Rollsplit"
- Verkehrsdichte: neues Tag traffic_density:de, Werte z.B. "Dauerstau", 
"RushHour", "normal", "ruhig"

Die Verkehrsdichte wird am Besten von Ortsansässigen eingetragen, die 
entsprechende Erfahrungen haben.

Natürlich soll das niemand dran hindern, mehr oder weniger einzutragen 
(ich persönlich werde z.B. möglichst alle Verkehrschilder u.ä. 
erfassen). Aber quasi als "Empfehlung" für neue Mapper dürfte es die 
Daten mit dem größten Nutzwert liefern.

Sorry wenn ich das Thema wieder aufgreife, aber für mich ist OSM keine 
Studie zum Thema kollaboratives Arbeiten, sondern ich will die Daten 
_nutzen_. Das funktioniert nur, wenn über die Daten, die ich brauche, 
ausreichend Einigkeit besteht. Denn sonst kann ich die Daten einfach 
selbst erheben und für mich behalten, ich brauche mich nicht mit 
Downtimes, unbekannter Software, langsamen Servern etc. rumschlagen.


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Straßensystem_in_Deutschland
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Straßenkategorie

CU Sascha

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