[Talk-de] Verkehrszeichen abschaffen!
Sven Rautenberg
sven at rtbg.de
So Jul 20 10:19:12 UTC 2008
FreeWorld schrieb:
>> Außerdem auch Gehwege, Fußgängerüberwege usw. Warum nicht? Ich halte
>> immer noch daran fest, dass ich es für eine gute Lösung halte. Vor allem
>> kann dann ein Unfallverursacher nicht mehr behaupten, er hätte aber
>> Vorfahrt gehabt - es zahlt der, der nicht rücksihtsvoll fährt!
>
> Das ist doch aber genau das Problem. Wenn es zu einem Unfall kam, kann
> ja jeder behaupten, der andere war nicht rücksichtsvoll genug. Wenn du
> keine Schilder mehr hast, die eindeutig festlegen, wer Recht hatte,
> kommst du zumindest versicherungstechnisch schnell in Schwierigkeiten.
Du übersiehst, dass es bei der Klärung der Schuldfrage deutlich mehr
Faktoren gibt als nur die Aussage der jeweiligen Fahrzeugführer.
> Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es immer Assis gibt, die solch
> eine schilderlose Situation gnadenlos ausnutzen und eben mit 160 durch
> die ehemalige 30er Zone düsen, auf Kosten der anderen, die dadurch mehr
> aufpassen müssen, bzw. sich selbst einschränken müssen - fänd ich unfair.
Neidgedanken? "Die anderen kommen schneller voran, als ich selbst!
Frechheit!"
Jemand, der innerhalb geschlossener Ortschaften schneller als 50 km/h
fährt, handelt verkehrswidrig. Sollte er 160 km/h in einem Shared Space
fahren, dürfte wegen der erheblichen Gefährdung eine heftige Strafe zu
erwarten sein.
Shared Space heißt ja nicht, dass alle Regeln abgeschafft sind.
> Und noch ein Aspekt kommt bei Straßenschildern hinzu. Sie sollen
> nicht-ortskundigen einen Eindruck von der Verkehrssituation vermitteln.
Ich würde behaupten, dass es gerade die Ortskundigen sind, die das
Problem darstellen. Die sehen die Schilder zwar, nehmen sie aber nicht
mehr wirklich wahr und handeln nicht nach ihnen.
Zebrastreifen? Da ging noch nie jemand rüber.
Baustelle, Langsamfahrt? Ich kenn die Stelle gut genug und kann auch
schnell fahren.
Überholverbot? Ich hab genug PS, um schnell vorbeizuziehen, hier kommt
sowieso keiner entgegen.
> Ein nicht-ortskundiger kann vielleicht gar nicht einschätzen, dass es
> besser wäre hier 30 zu fahren oder vor der nächsten Kurve abzubremsen
> oder auf den Zug zu achten, der da gleich über die Bahnschienen um die
> Ecke kommt. Nicht alle Verkehrsschilder sind sinnlos zumindest nicht für
> jeden.
Ein Ortsunkundiger wird eine scharfe Kurve sehen und abbremsen -
wohlmöglich stärker, als notwendig - um die Kurve sicher zu nehmen. Ein
Ortskundiger hingegen kennt die Kurve auswendig und weiß, dass man sie,
obwohl die Geschwindigkeitsbegrenzung 30 km/h vorschreibt, auch noch mit
55 km/h umrunden kann. Zumindest bei trockener, rollsplitfreier
Fahrbahn. Warum muß man das offensichtliche (eine Kurve) unbedingt noch
mit einem Verkehrsschild pflastern?
Von der Abschaffung der Kennzeichnung von Bahnübergängen hat man meines
Erachtens im Rahmen des Shared Space noch nie gesprochen - dem stehen
außer der Straßenverkehrsordnung ja auch noch bahnrechtliche
Vorschriften im Weg.
Pauschal ganze Gruppen von Verkehrsschildern abzuschaffen halte ich
allerdings für fragwürdigen Aktionismus. Nicht die mögliche Auswahl an
Schildern ist das Problem, sondern die Häufung der nutzbaren Schilder
auf engstem Raum.
Viele Grüße
Sven
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