[Talk-de] Straße
Frederik Ramm
frederik at remote.org
Sa Sep 27 12:21:28 UTC 2008
Hallo,
> Das ist nun mal der Nachteil, wenn man weitgehend auf Regeln verzichten
> will.
Nein, das hat miteinander nichts zu tun. Auch ohne dass wir Regeln und
Entscheidungsmechanismen einfuehren, gibt es zum Beispiel weitgehenden
Konsens ueber gesellschaftliche Umgangsformen auf dieser Mailingliste.
Wenn einer anfangen wuerde, die anderen wuest zu beschimpfen und jede
Art von Respekt vermissen liesse, so koennte er nicht frech behaupten,
dies sei nun mal eine Folge fehlender Regeln im Projekt.
> Es gibt z.Z. keinen richtigen oder falschen Weg fuer solch
> automatisierte Aenderungen, genausowenig wie es ein richtig oder falsch
> fuer manuelle Eintraege gibt.
Der Umgang mit den Beitraegen anderer zum Projekt muss m.E. von einem
Mindestmass an Respekt gegenueber der Arbeit anderer begleitet sein.
Steht manuelle Aenderung gegen manuelle Aenderung - Du zeichnest eine
Strasse als Primary ein, ich tagge sie um auf Secondary, weil ich das
treffender finde -, dann ist da eine gewisse "Waffengleichheit", jeder
hat gleichviel Recht auf "seine" Darstellung.
Verfuege ich aber ueber ein Skript, mit dem ich grundsaetzlich alles,
was Du machst, irgendwie um-tagge, dann wuerde ich damit einen
Machtanspruch etablieren ("taggt doch, was ihr wollt, mein Skript
aendert das alles, und zwar deutschlandweit und so wie ICH es richtig
finde"). Die Gefahr ist gross, dass es dann bald 2, 5, 10, 100 Leute mit
ihren Skripts gibt, die jeweils unterschiedliche Sachen richtig finden,
und die untereinander einen Edit-War ausfechten (womoeglich sogar, ohne
es zu merken, weil sie einfach ihre Skripts unterschiedlich
parametrisiert haben).
Das ist, im Gegensatz zum Fehlen eines festen Taggingschemas o.ae., ganz
klar schaedlich fuer das Projekt und muss durch geeignete Kommunikation
unterbunden werden.
Eben gerade *weil* es keine festen Regeln gibt und geben soll, darf auch
niemand seine eigene Vorstellung von "richtig" den anderen
aufoktroyieren, bloss weil er selber technisch dazu in der Lage ist.
Mit den Regeln und dem Fehlen derselben ist es wie mit dem Popper'schen
Paradoxon der Toleranz: Man kann gegenueber allem tolerant sein, nicht
aber gegenueber der Intoleranz.
Die Existenz dieses Widerspruchs ist offensichtlich, aber er verneint
nicht das Prinzip (aus Deinen Worten meine ich eine gewisses Feixen
herauszulesen, weil Du glaubst, das Prinzip des Fehlens fester Regeln
hier als problematisch identifiziert zu haben - die Freude ist aber
unangebracht). Wenn das Prinzip ist, dass man keine Regeln haben
moechte, dann muss es natuerlich eine Regel geben, die verhindert, dass
Leute ihre eigenen Regeln einfuehren und durchdruecken.
Bye
Frederik
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