[Talk-de] Straßenbegleitende Fußwege an Ampeln

charlie at vorsicht-bissig.de charlie at vorsicht-bissig.de
So Dez 13 08:58:32 UTC 2009


Moin,

ich lese inzwischen bereit ein paar Tage mit, aber jetzt ist der Moment, an
dem ich mich mal zu Wort melden muß...

Heute um 01:43 Uhr schrieb Johann H. Addicks <addicks at gmx.net>:

> Schön wird es, wenn so ein Straßenbegleitender Fußweg über eine größere
> Kreuzung mit mehreren Verkehrsinseln führt, vielleicht noch mit 
> individueller Ampelschaltung für die Überquerung der Abbiegespuren und 
> die Haupttrasse.

Ja, das ist wirklich ganz besonders "schön"... besonders dann, wenn es dort
keine Signalampeln für Blinde und Sehbehinderte gibt, wie z.B. an der
fetten Kreutzung direkt am Hamburger U-Bahnhof Burgstraße. Das ist da, wo
früher das Versorgungsamt war und jetzt das Jobcenter der ARGE für Schwer-
behinderte ist... also eine Kreutzung, die besonders für Blinde und
Sehbehinderte nicht ganz unwichtig ist. Am Rande sei angemerkt, daß es dort
im U-Bahnhof keine Rolltreppe und keinen Fahrstuhl gibt, eine schöne
Ohrfeige also auch für Rollifahrer... ein ganz besonderes Armutszeugnis für
die Stadt Hamburg - eines von ganz vielen... :-(

> Dann führen nämlich nur die "Rechtsabbieger-Fußgänger" ampelfrei an der 
> Kreuzung vorbei. Die Linksabbieger und Geradeausläufer müssen erstmal 
> mit der ersten Ampel auf die Insel und dort verzweigt es sich dann 
> weiter auf die beiden Nachbarinseln "geradeaus" und "links", wo man es 
> dann nochmal eine eigene Ampel gibt.

Ja. Und es ist gut, wenn ein Blinder das möglichst genau weiß, bevor er an
so eine Kreuzung kommt.

> Will sagen: Da kann man tolle Micromapping machen, aber überlegt, was 
> ein Router für Fußgänger daraus machen. Da wird dann nämlich aus einem 
> einfach "geradeaus über die Kreuzung etwa Folgendes:

> - Links abbiegen Richtung Ampel
> - in zwei Metern die Ampel überqueren
[...]
> - In einem Meter Links abbiegen.

> Das mag für Blindennavigation und evtl. auch für Rollstuhlnavigation 
> noch sinnvoll sein...

Und genau das rechtfertigt dann auch eine so differenzierte Erfassung bzw.
rechtfertigt sie nicht nur, sondern erfordert sie eigentlich sogar.
Ganz Besonders die Leutchen ohne Sehkraft können sich nämlich *nur* dann
ohne fremde Hilfe auf ansonsten unbekannten Wegen bewegen, wenn sie ein
solch differenziertes Navi haben... und es ist nicht wirklich angenehm, bei
jeder Kleinigkeit auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Dies ganz besonders,
wenn man einmal erlebt hat, wie die Reaktionen aussehen, wenn man als
Blinder einen Passanten nach einer solchen Hilfe fragt...:

"Ja also, da müssen Sie hier vorn lang, dann da bis zu dem Baum da hinten
und dann am Briefkasten links..." (ja nee, is klar)

> Jeder halbwegs denkende Mensch wird sich über so
> eine geschätzige Navigation an den Kopf packen.

Ich halte mich eigentlich für einen halbwegs denkenden Menschen und packe
mir dabei so gar nicht an den Kopf... mag aber wohl daran liegen, daß ich
zu genau denen gehöre, die ohne Sehkraft auskommen müssen und für eine
solch differenzierte Navigation höchst dankbar wären... ;-)

Gruß,
Bert

-- 
Das Selbstverständliche ist selbstverständlich
nur einem Verständigen Selbst verständlich.
[Manfred Hinrich (*1926)]





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