[Talk-de] Hello from England

Frederik Ramm frederik at remote.org
Sa Jul 4 18:03:36 UTC 2009


Hallo Tirkon,

> Zunächst einmal nehme ich an, dass es sich bei SteveC um den Gründer
> des OSM Projektes Steve Cost handelt.

Steve Coast.

> Es drängt sich mir der Eindruck
> auf, dass hier ein Zwist zwischen besagtem SteveC als Vertreter des
> UK-OSM und Vertretern der deutschen OSM handelt, insbesondere den
> inzwischen durch CCC Podcast und Kongress sowie als Schreiber des
> OSM-Buches prominent gewordenem Frederik Ramm und Jochen Topf. 

Das ist ganz bestimmt eine unzulaessige Vereinfachung. Zunaechst einmal 
vertritt SteveC die OSM Foundation, die fuer OSM ingesamt zustaendig ist 
und nicht nur fuer UK. (SteveC selbst lebt inzwischen in Kalifornien, 
und auch noch zwei andere OSMF-Vorstandmitglieder sowie geschaetzt 
60-70% der Mitglieder sind ausserhalb Grossbritanniens.) Zusaetzlich ist 
Steve (zusammen mit Nick Black, der im Vorstand der OSMF fuer die 
SOTM-Konferenz und die nationalen OSMF-Untergruppen zustaendig ist), 
Gruender und Anteilseigner der Firma CloudMade.

Ich ganz persoenlich habe in vielen Dingen eine andere Meinung als 
SteveC, aber in ebensovielen Dingen gehe ich mit ihm auch voellig 
konform, und wenn wir uns ueber den Weg laufen, trinken wir fuer 
gewoehnlich ein paar Biere zusammen. Hier von einem "Zwist" zu reden, 
ist nicht angebracht.

Was die ODbL-Lizenz betrifft, bin ich mittlerweile - nachdem ich im 
Verlauf der Diskussion sehr viele kritische Anmerkungen hatte, die m.E. 
in grossen Teilen schliesslich auch zu einer Verbesserung der Lizenz 
oder Vorgehensweise gefuehrt haben, mittlerweile ein vorsichtiger 
Befuerworter.

Ich bin zwar immer noch der Ansicht, dass PD fuer unser Projekt besser 
waere, und ich stehe damit auch international nicht allein; es sind 
durchaus viele altgediente OSMer der Ansicht, dass die Vorteile von PD 
die Gefahren ueberwiegen. Der Vorteil von PD ist ganz klar die 
unglaubliche Einfachheit und der Wegfall von saemtlichen "you have to 
agree to X before you..."-Spruechen und der ewigen Herumdiskutiererei, 
was jetzt erlaubt ist und was verboten. Von einer komplizierten Lizenz 
profitieren nur die, die gute Rechtsanwaelte bezahlen koennen - schon 
jetzt ist klar, dass der einfache Mapper weder die CC-BY-SA noch die 
ODbL verstanden hat oder je verstehen wird. Wir satteln hier ein Pferd, 
das wir selbst nicht reiten koennen, in der blinden Hoffnung, dass wir 
es irgendwie schaffen, unsere Daten vor einer Gefahr zu schuetzen, die 
niemandem so richtig klar ist. Mir passiert das staendig, dass jemand 
sagt: "Ich bin gegen Public Domain, denn da koennte ja jemand X tun!" 
und ich dann sage: "Stimmt, aber das geht mit der jetzigen Lizenz auch 
schon." - So jemanden kann ich dann echt nicht mehr ernst nehmen, und 
von dieser Art sind sehr viele PD-Gegner, die ich bislang getroffen 
habe. Denen hat irgendjemand eine Angst eingeredet (Stichword "FUD").

ABER ich sehe ein, dass die ODbL trotzdem gegenueber der aktuellen 
CC-BY-SA einige Vorteile hat, insbesondere macht sie einige Dinge klarer 
und sorgt dafuer, dass wir eine Lizenz haben, die wir wenigstens selbst 
einhalten koennen. Insofern bin ich nicht gerade ein Freund von der 
Lizenz, aber ich denke, sie ist zumindest eine Verbesserung.

> Im Gegensatz zu Wikipedia werden die nationalen Hauptseiten nicht von
> der Community gestaltet. Diese Hauptseite kanalisiert die Community
> auf Themen, wie es keine andere Seite vermag. Welche Personen hier
> welche Einträge verlasst haben, ist im Gegensatz zu Wikipedia nicht
> ersichtlich.

Das kommt drauf an. Sowohl www.openstreetmap.de als auch 
www.openstreetmap.org sind im SVN, zumindest bei diesen beiden Seiten 
kann man also jederzeit sehen, wer wann was geaendert hat. Allerdings 
entscheiden natuerlich die jeweiligen Serverbetreiber, wann sie was 
auschecken und auf die Seite setzen.

> Ich denke einmal, dass die freie Szene hier an einem Scheidepunkt
> angekommen ist. Für die freie Software hat die "Free Software
> Foundation" Modelle entwickelt, die sich in der Vergangenheit im
> Großen und Ganzen bewährt haben. Sowohl für OSM als auch für Wikipedia
> und Wikimedia Commons, die letztendlich alle eine Art von Datenbank
> darstellen, stoßen die bisher verfügbaren freien Lizenzen an Ihre
> Grenzen. Bei beiden Projekten ist daher eine heiße Diskussion über
> eine neue Lizenz entbrannt. 

Creative Commons, deren Lizenzen ja eigentlich einen hohen Stellenwert 
in der freien Community besitzen, haben explizit empfohlen, dass 
OpenStreetMap ihre "CC0"-Lizenz (also praktisch PD) benutzen soll. Die 
OSMF hat diesen Vorschlag relativ barsch zurueckgewiesen und sich eine 
Einmischung verbeten.

> In diesem Sinne fände ich es angebracht, wenn sich Vertreter von OSM,
> Wikimedia und der Free Software Foundation an einen Tisch setzen
> könnten, um über neue Lizenzen nachzudenken, welche die freien Inhalte
> konsistent miteinander verweben. Es ist wenig hilfreich, wenn hier
> jeder sein eigenes Süppchen kocht, ohne über den Tellerrand zu
> schauen.

Die ODbL hat ihren Ursprung ausserhalb von OpenStreetMap. Sie kommt 
letzten Endes aus dem Creative Commons-Umfeld. Dort war man auf der 
Suche nach einer Share-Alike-Lizenz fuer Daten(banken), hat diesen Plan 
dann aber irgendwann aufgegeben, weil es aussichtslos schien, eine 
Lizenz zu machen, die weltweit funktioniert und die nicht mehr Schaden 
anrichtet als sie nuetzte. Einer der beteiligten Anwaelte hat dann aber 
auf eigene Faust weitergearbeitet, und so entstand die ODbL, die nun 
unter der "Schirmherrschaft" der Open Knowledge Foundation 
veroeffentlicht wurde. Zwar wird OSM der erste grosse Anwender dieser 
Lizenz sein, wenn die Community zustimmt, und OSM hat auch sehr viel 
Input geleistet, aber es ist nicht ganz eine "eigene Suppe".

Bye
Frederik

-- 
Frederik Ramm  ##  eMail frederik at remote.org  ##  N49°00'09" E008°23'33"




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