[Talk-de] Hello from England

Tirkon tirkon33 at yahoo.de
Sa Jul 4 15:59:04 UTC 2009


SteveC <steve at asklater.com> wrote:

>So, can I answer any questions or do you have any comments?

Ich würde an dieser Stelle gern die Gesamtdiskussion reflektieren. 

Zunächst einmal nehme ich an, dass es sich bei SteveC um den Gründer
des OSM Projektes Steve Cost handelt. Es drängt sich mir der Eindruck
auf, dass hier ein Zwist zwischen besagtem SteveC als Vertreter des
UK-OSM und Vertretern der deutschen OSM handelt, insbesondere den
inzwischen durch CCC Podcast und Kongress sowie als Schreiber des
OSM-Buches prominent gewordenem Frederik Ramm und Jochen Topf. 

Schon länger war ich versucht, die Frage zu stellen, wer OSM
eigentlich regiert. Diese Diskussion scheint meinen bisherigen
Eindruck zu untermauern, dass der "Besitz" der Homepage und der
Mailinglisten hier eine nicht zu unterschätzende Einflussmöglichkeit
darstellt. Ferner ist natürlich derjenige in einer guten Position, der
diejenige Datenbank auf seinen Servern hosted, auf der die (meisten)
Personen der OSM Communitiy editieren. Im Moment ist das nur eine
Datenbank. Aber der Verlauf der Diskussion zeigt, dass es durchaus
nicht die einzige sein muss und sogar mehrere konkurrieren könnten.
Daher ergeht von mir die dringende Bitte an diejenigen, welche die
Potenz für den Betrieb einer solchen Datenbank haben, zu einer im
Sinne der freien Inhalte tragfähigen Einigung zu kommen.  

Im Gegensatz zu Wikipedia werden die nationalen Hauptseiten nicht von
der Community gestaltet. Diese Hauptseite kanalisiert die Community
auf Themen, wie es keine andere Seite vermag. Welche Personen hier
welche Einträge verlasst haben, ist im Gegensatz zu Wikipedia nicht
ersichtlich. Die Verfügbarkeit über die Hauptseite gibt damit große
Macht. Diese Macht lässt sich sowohl zum Guten als auch zum Schlechten
nutzen. 

Eventuell könnte man darüber nachdenken, wie diese Seiten ähnlich wie
bei Wikipedia durch die Community gestaltet werden könnten. Ich denke,
hiermit könnte man solche möglichen Mauschelei Vorwürfe, wie sie hier
in der Diskussion aufkamen, im Keime ersticken. Mögliche Mauscheleien
wären hiermit erschwert, da jeder den Finger in eine potentielle Wunde
legen könnte und diese auf der Hauptseite nicht totgeschwiegen werden
könnte. 

Die Zusammenhänge um den Streit der OSM-Lizenz sind für die meisten
OSM-User nicht nachvollziehbar. Insbesondere dürfte den meisten nicht
klar sein, wo nun eigentlich die Kernunterschiede liegen. Viele haben
sich im Laufe des letzten Jahres angemeldet und von der Diskussion
nichts mitbekommen. Nicht zuletzt sind die verstreuten
Kommunikakationswege, wie Mailingliste, Forum, private Nachricht in
der Mapping Software, Telefonkonferenzen und andere nicht gerade dazu
geeignet, Transparenz zu vermitteln. Anderen ist das Ganze auch
schlichtweg egal, solange Ihre Edits für jeden frei und kostenfrei
zugreifbar und nutzbar bleiben.

Ich denke einmal, dass die freie Szene hier an einem Scheidepunkt
angekommen ist. Für die freie Software hat die "Free Software
Foundation" Modelle entwickelt, die sich in der Vergangenheit im
Großen und Ganzen bewährt haben. Sowohl für OSM als auch für Wikipedia
und Wikimedia Commons, die letztendlich alle eine Art von Datenbank
darstellen, stoßen die bisher verfügbaren freien Lizenzen an Ihre
Grenzen. Bei beiden Projekten ist daher eine heiße Diskussion über
eine neue Lizenz entbrannt. 

Nun sind die Daten von OSM und Wikipedia in einen Teppich von Software
eingewoben und untrennbar mit dieser verwoben. Georeferenzierung ist
bei Wikipedia auch schon lange ein Thema. Daher möchte man auch
projektübergreifend möchte man die Daten der beiden Projekte jetzt
naheliegenderweise miteinander verweben, was auch nur vermöge von
Software möglich ist. 

In diesem Sinne fände ich es angebracht, wenn sich Vertreter von OSM,
Wikimedia und der Free Software Foundation an einen Tisch setzen
könnten, um über neue Lizenzen nachzudenken, welche die freien Inhalte
konsistent miteinander verweben. Es ist wenig hilfreich, wenn hier
jeder sein eigenes Süppchen kocht, ohne über den Tellerrand zu
schauen. Nur so kann es zu einer rechtlich einwandfreien und in
Zukunft tragfähigen und belastbaren Grundlage kommen, welche die
erforderlichen Verwebungen konsistent stützt und den freien Gedanken
weitmöglichst auch für Datenbanken fortspinnt. 

Ich brauche wohl nicht an neueren politischen Begehrlichkeiten
(Stichwort: von der Leyen) erinnern, welche die Szene vollkommen
unvorbereitet getroffen hat. Die entsprechenden Reaktionen kamen daher
viel zu spät. Auch an die schon einige Jahre alte Aktion um die
Abschaffung der Softwarefreiheit sei erinnert. Und daher heißt es,
sich nun für die Zukunft zu wappnen. Nur mit einer konsistenten und
funktionierenden freien Lizenz, die für alle Inhalte passt, wird man
in Zukunft derlei politischer Regelungswut begegnen können. 

Grüße
Tirkon





Mehr Informationen über die Mailingliste Talk-de