[Talk-de] OSM für Gewässernutzer
Markus
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Mi Jun 17 15:42:45 UTC 2009
Hallo Stephan,
Danke dass Du dieses Thema aufgreifst!
> Über die Kennzeichnung der Uferlinie habe ich mir ein paar Gedanken gemacht.
_natural=coastline_
Ja, nur wenn die Küstenlinie und Flussufer genauer attributiert wird,
weiss ich, ob ich dort mein Kajak ins Wasser bringen kann (ob mit einer
klassischen Paddelstütze, oder eher mit "Weitwurf" und
Hinterherspringen, oder besser gar nicht).
Und am Meer ist das Ufer auch nicht überall zum Schwimmen geeignet.
Manchmal nur für http://de.wikipedia.org/wiki/Klippenspringen
http://www.openstreetmap.org/index.html?mlat=16.8459&mlon=-99.9153&zoom=18
(da gibt es wohl keine OSMer?)
In Häfen werden die festen Hafenanlagen ebenfalls mit
<natural=coastline> bezeichnet. Auch da ist eine Differenzierung
erforderlich. Eine feste Pier beispielsweise kann auf der einen Seite
zum Anlegen für Schiffe ausgebaut sein, ein Teil davon ist vielleicht
für die Küstenwache oder für Fischerboote reserviert, auf der anderen
Seite der Mole liegen aber vielleicht nur Felsbrocken oder Tripoden.
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/de:Hafen#Umriss_des_Hafens
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/de:Hafen#einzelne_Anlegestelle
_Trockenfallendes Gebiet_
> Zwischen der Wasserfläche und der genutzten Landfläche liegt oft ein
> einige Meter breiter Streifen, der begehbar oder nicht begehbar, steil
> oder flach, bewachsen, natürlich oder künstlich befestigt sein kann.
> Meist unterscheidet sich diese Uferzone deutlich von der benachbarten
> Landnutzung.
Dieser Streifen heisst "trockenfallendes Gebiet". Genaugenommen gilt
diese Bezeichnung für den Bereich zwischen tiefstem und höchstem
Wasserstand in Gezeitengewässern (Tidenunterschied >30cm). Aber auch bei
Gewässern mit kleinerer Tide entsteht dieser Streifen durch ständige
Wellen, oder bei Stauseen und Flüssen durch Wasserstandsänderungen. Je
flacher der Übergang vom Wasser zum Land, und je grösser die
Wasserstandsänderung, desto breiter ist dieser Streifen. In Wattgebieten
oder Flussmündungen kann er mehrere Kilometer breit sein.
An dieser "Nahtstelle" zwischen Meer und Land treffen auch zwei
inkompatible Höhensysteme aufeinander: einerseits Meerestiefen, die sich
in Tidengewässern auf "Lowest Astronomical Tide" (LAT), in Gewässern mit
einer Tide <30cm auf "Mittelwasser" beziehen, und andererseits
topografische Höhen, die sich auf "Normalhöhennull" beziehen.
In OSM gibt es dafür noch keine Lösung, da bisher Höhen und Meerestiefen
nicht erfasst werden. Die "Küstenlinie" soll sich auf mittleres
Springhochwasser beziehen. Sie wird bisher aus einer Datenbank
übernommen und manuell nach Luftbildern verfeinert. Aber das
funktioniert natürlich nur bei Steilküsten mit möglichst keinem Tidenhub.
Wenn man den Übergang von Wasser zum Land genauer darstellen will,
braucht man 2 Linien:
- Übergang vom Wasser zum trockenfallenden Gebiet (LAT)
- Übergang vom trockenfallenden Gebiet zum Land (MSpHW)
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/de:Küstenlinie
_shoreline=..._
> Über ein "shoreline"-tag als Linie könnte man das Ufer klassifizieren:
>
> wall - senkrechte Mauer oder Spundwand (>1m über Wasser)
> step - niedrige befestigte Kante (<1m über Wasser)
> embankment - befestigte Böschung (15-45° Steigung, meist nicht begehbar)
> slip - befestigter flacher Übergang ins Wasser
>
> mud - Matsch, Schlick
> sand - fester Sand
> stones - größere Steine
> rock - Felsküste
>
> wood - dichtstehende Bäume
> scrub - Gebüsch
> gras - Gras, Rasen
> reed - Schilf oder andere Wasserpflanzen
Diese Vorschläge finde ich ausgezeichnet!
Allerdings würde ich nur sehr schmale (<5m) Streifen in Verbindung mit
<natural=coastline> als ergänzender Schlüssel <shoreline=...> mit den
von Dir vorgeschlagenen Werten verwenden.
_natural=..._
Für breitere Zonen sollten unbedingt Flächen gezeichnet werden.
Dafür kann man dann den Schlüssel <natural=...> verwenden, ebenfalls
ergänzt durch die von Dir vorgeschlagenen Werte.
Um das eindeutig zu beschreiben, empfehle ich Dir verschiedene Küsten zu
fotografieren und den Bildern die entsprechend passenden Attribute
zuzuordnen. Dann ist das dann in allen Sprachen eindeutig.
_Beschaffenheit und Nutzung_
> Ich finde es sinvoller, die physikalischen Eigenschaften der Uferkante
> einzugeben als die Nutzung.
Das sind zwei verschiedene Klassen. Beide sind zur Beschreibung von
Geo-Objekten sinnvoll und ergänzen einander.
In Häfen beispielsweise gibt es unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten
und -Einschränkungen bei ansonsten gleicher physikalischer Eigenschaft
der Uferkante.
Auch beim Flusswandern ist nicht jeder möglich Zugang auch für den Ein-
oder Ausstieg freigegeben. Und nicht jedes Wehr darf befahren werden,
auch wenn es technisch vielleicht möglich wäre.
_internationale Beschreibung_
> Sowohl für das Meer wie auch für Flüsse und Binnenseen gibt es viele
> Nutzungseinschränkungen
Ja, und im Gegensatz zu den Strassen, bei denen jedes Land eigene
Klassifizierungssysteme benutzt, haben sich die Binnen- und
Hochseeschiffer seit Jahrzehnten auf ein international einheitliches
System geeinigt. Auf dem Meer gilt die IHO-S-57, auf Binnengewässern
gilt die S-57 mit einigen Ergänzungen.
Aber das ist ein eigenes Thema, das den Rahmen dieses Threads sprengt.
_access=..._
Lokale /landseitige/ Nutzungsvorschriften können mit <sport=...> und
<access=...> beschrieben werden:
> - aus Naturschutzgründen zum Baden gesperrte Ufer- und Wasserbereiche
> - Privatsee mit öffentlicher Badestelle, die nur von 10 Uhr bis
> Sonnenuntergang genutzt werden darf
> - Bootsnutzung auf dem See gegen Gebühr
> - Badeverbot um eine Stelle mit Klärwassereinleitung
> - Badeverbot im Hafengebiet
> - Tauchen gegen Gebühr mit vorgeschriebener Mindestausrüstung
<swimming:access=y/n>
<diving:access=y/n|scin|scuba|>
<canoeing:access=y/n>
<canoeing=fee>
<canoeing:grade=1|2|3|4|5>
(oder so ähnlich)
Vielleicht kannst Du das dort auf den Wikiseiten vorschlagen?
Gruss, Markus
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