[Talk-de] OSM als Beispiel für gescheiterte Basisdemokratie (war: (Weg mit den Map Features (war: was ist ein footway?))
Latze
Latze98 at gmx.net
Sa Jun 27 08:52:22 UTC 2009
Stefan Meir schrieb:
> Hallo allerseits,
>
> die aktuelle Diskussion über eine Abschaffung der Map Features zeigt meines Erachtens eines ganz deutlich: OSM ist mittlerweile zu groß und zu komplex um basisdemokratisch Entscheidungen zu treffen.
>
Die "Demontage" des Projektes hat schon vor einiger Zeit angefangen.
(Ja, ich finde, dass die Ziele nicht mehr konsequent verfolgt werden)
Eine Abschaffung der Map-Features würde meiner Meinung nach nur
bedeuten, dass:
- neue Mapper schlechter einen Überblick bekommen.
- Nutzer der Daten (nicht der gerenderten Karten) nur noch über die
Nutzung von JOSM und/oder das Studium des Mailing-Archives einen
Überblick über den Aufbau der Datenbank machen können. Jedes Projekt,
dass Daten zur Nutzung bereit stellt, sollte eine Erklärung der
Datenstruktur haben!!!
> Als recht neues Mitglied der Community bin ich sehr erstaunt darüber, dass anscheinend ein großer Widerstand dagegen besteht, ein Gremium einzurichten, das eine (für den Mapper unverbindliche) Orientierungshilfe wie die Map Features verwaltet. Zumal ein solches Gremium auf eine sehr einfache Weise demokratisch durch Abstimmung im Wiki legitimiert werden könnte.
>
Ich kann mich als etwas 'älteres' Mitglied (inzwischen fast 3 Jahre) nur
anschließen. Ich habe das Gefühl, dass einige Mapper nicht mit dem
Gedanken klar kommen, dass wir eine einheitliche Regelung für die Tags
brauchen, da nur auf diese Weise eine einheitliche Datenstruktur
erreicht werden kann. Die Richtung, die im Moment da ist, fördert bei
der Nutzung (der Daten) nur eins: Man muss sich zuerst Gedanken machen,
wie ein Mapper bestimmte Situationen taggt um dann die Datenbank
anzupassen. Je weiter diese Entwicklung geht, um so uninteressanter
werden die Daten für dritte. Am Ende ist der Kostenaufwand für die
Nutzung der OSM-Daten größer als der einfache Einkauf bei einem der
kommerziellen Anbieter.
Für OSM an sich: Diejenigen, die sich um die tilesAtHome-Clients
kümmern, werden sicherlich auch ein Stück Motivation verlieren, wenn
z.B. für einen Fußweg der 57'ste Tag berücksichtigt werden muss.
> Dies könnte z.B. durch Einführung eines Fürsprecher-Systems geschehen. Jeder im Wiki angemeldete User könnte sein Stimmrecht delegieren an einen anderen User, den er für besonders engagiert und geeignet hält. Der Fürsprecher würde dann an Abstimmungen zu einzelnen Proposals teilnehmen - wobei seine Stimme mit der Anzahl seiner "Jünger" zu gewichten wäre. Plötzlich würden nicht mehr nur acht oder zehn Stimmen für ein Proposal abgegeben, sondern viele tausend, sofern auch nur einige Fürsprecher ihre gesammelten Stimmen abgeben.
>
Ich denke, dass auch wenige Stimmen reichen würden. Schlussendlich
brauchen wir doch 'nur' einheitliche Tags, die zwar durch den Ursprung
(England) 'vorgegeben' sind aber eben auf die deutschen Verhältnisse
angepasst bzw. erweitert werden. Wenn jemand Interesse hat, seine
Meinung zu den Tags dazu zu geben, kann er sich an einer Abstimmung
beteiligen. Wichtig ist nur, dass es eben eine gewisse Reglementierung
gibt. Hätte Wikipedia dies nicht eingeführt, wäre die Qualität
sicherlich nicht dort, wo sie zur Zeit ist. Wenn festgelegt wäre, dass
ein Fußweg mit pathtype=084 getaggt wird, wäre es zwar für den Editor
unübersichtlicher aber eben eindeutig, wenn dieser Tag irgendwo
festgelegt wird. Darauf kommt es doch an, oder? (Ich fürchte, ich trete
damit jetzt nur eine Diskussion über Fußwege los, obwohl ich nur ein
Beispiel nennen wollte.)
> Außerdem könnte man festlegen, dass die Menge aller Fürsprecher mit z.B. mehr als 1000 Jüngern einen "Rat der Weisen" bilden, der exklusiven Schreibzugriff auf die Map Features hat und zudem für die Weiterentwicklung der OSM-Datenstruktur verantwortlich ist. Die Entscheidungsfindung wäre dann heruntergebrochen von 120000 Usern (die zum Großteil weder technisch tief genug drin in der Materie noch ausreichend engagiert sind um am Entscheidungsprozess teilzunehmen) heruntergebrochen auf z.B. 100 Mitglieder im "Rat der Weisen" (die allesamt sowohl technisch versiert als auch engagiert sind und außerdem demokratisch LEGITIMIERT).
>
Dabei müsste man aber bedenken, dass die hier international und für
jedes Land zusätzlich ein Rat vorhanden ist. International werden die
Grundsätze (Wie der Weg, der nur für Fußgänger frei ist) festgelegt und
national die Anpassungen. (z.B. eine Rickscha darf da mit oder ohne
Einschränkungen fahren.)
> Beispiel: Die Debatte darüber, was ein footway denn nun genau ist und ob man einen solchen vielleicht lieber als highway=path, foot=desegnated mappen soll, könnte vom "Rat der Weisen" recht einfach beendet werden. Die 100 Mitglieder des Rates würden sich einigen und in ihrem einzuführenden, monatlichen Newsletter veröffentlichen: "Der Rat der Weisen empfiehlt: Fußwege sollten gemappt werden als ...". Diese Entscheidung wäre demokratisch legitimiert, sinnvoll und OSM bekäme endlich etwas mehr Struktur.
>
Ich stimme dir bis auf zwei Kleinigkeiten zu: der Rat sollte nicht
empfehlen sondern festlegen. Wenn nur empfohlen wird, haben wir
weiterhin den Wildwuchs. Im letzen Satz hätte ich eher geschrieben: OSM
bekäme wieder eine gewisse Struktur... Als ich angefangen habe, fehlten
zwar viele Tags aber ich persönlich kann eher damit leben, wenn ich
etwas nicht taggen kann, als wenn es schwer ist, den richtigen Tag zu
finden (ohne Map-Features) oder es eben diverse gibt. Aber im Prinzip
hast du vollkommen Recht: Es geht darum, einen Weg auf Fußgänger zu
beschränken, der eben auch in der ganzen Datenbank auf die gleiche Weise
verzeichnet ist.
> Wurde so etwas schon mal angedacht? Was spricht dagegen?
>
> Viele Grüße,
>
> Stefan
>
Ich würde es sehr schön finden, wenn sich endlich mal etwas in diese
Richtung tun würde. Mit persönlich ist es auch relativ egal, ob es nun
ein Gremium gibt, es zu den Änderungen der Tags einfach einen Poll im
Netz gibt oder sonst eine Methode genutzt wird. Ich finde es wichtig,
dass es eine einheitliche (und vor allem Verbindliche) Vorgabe für die
Nutzung der Tags gibt, die man dann auch zu befolgen hat.
Ich denke, das OSM, zumindest in Deutschland, auf einen Punkt zusteuert,
wo Mapper, die sich nicht sehr intensiv mit dem Projekt beschäftigen,
die Lust verlieren und nichts mehr machen. Ich habe schon mehr als
einmal drüber nachgedacht, wollte aber die investierte Zeit und arbeit
nicht einfach weg werfen und will es noch immer nicht. Auf der anderen
Seite geht es mir allerdings auch um die Nutzung der Daten und da sehe
ich schwarz, wenn sich nicht bald etwas tut.
Solle es mal ein Voting geben, ob die Map-Features abgeschafft werden,
stimme ich auf jeden Fall mit einem sehr überzeugten nein. Dafür mit
einem riesigen ja, wenn es darum geht, ob wir eine Instanz brauchen, die
verbindliche Regeln für das taggen schafft.
Gruß
Latze
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