[Talk-de] Eine Frage aus Colorado, USA!
Markus
liste12A45q7 at gmx.de
Do Mär 12 09:49:45 UTC 2009
Hallo Ulf,
die Frage aus den USA gibt uns Gelegenheit zur Prozessanalyse:
> es gibt leider immer noch zu viele weiße Flecken ;-)
Möglichkeiten diese zu füllen:
- gezielte Ansprache von Gruppen (Wanderverein, Radfahrer, Pfadfinder,
Geocacher, Bergsteiger, Kletterer, Kajak-/Bootsfahrer, Segler)
- gezielte Asprache von Schulen (Schulen, Berufsschulen,
Fachhochschulen, Uni)
- gezielte Ansprache von Behörden (Gemeinden, Landkreise, Städte,
Metropolregionen, Naturschutzbehörden, Stadtplanung und Baubehörde)
- gezielte Ansprache von Verbänden (Fremdenverkehrsämter,
Touristikverbände, Verkehrsverbände, Verkehrsbetriebe,
Naturschutzverbände, Landwirtschafts- und Forstverbände,
Rettungsverbände, Handelskammern, Firmen)
- gezielte Datenimporte (Bahn, Post, Wasserwirtschaftsamt,
Vermessungsamt, Städte und Gemeinden, ...)
> sind die Geographen anscheinend eher die Ausnahme
Die haben vermutlich bessere Werkzeuge.
Wenn wir sie aber für die Idee der freien Daten begeistern können,
würden sie vielleicht mithelfen, mit ihren Kenntnissen unsere Werkzeuge
zu verbessern? Und später ihre Daten bei uns zu pflegen? Oder uns ihre
Daten einfach zu spenden?
> Leute, die in der Open Source Scene aktiv sind und ein Interesse an
> freien Daten hatten/haben.
> Interesse von auflagenstarken "technik affinen" Medien
Ja, das war eine wesentliche Basis für den Erfolg.
> später auch die ganz großen wie Spiegel und TV.
Und dadurch setzt Breitenwirkung ein.
Hier entsteht aber ein ernsthafter Konflikt:
Das System ist zwar für "technikaffine" ausgezeichnet,
aber für "Normalbürger" viel zu wenig verständlich.
Zwar findet gerade ein Umdenken statt, aber das müsste deutlich
beschleunigt werden, wenn wir nicht viiiele potentielle Nutzer
frustrieren und verlieren wollen.
> Die Stammtische sind aus meiner Sicht wichtig neue Leute den Anfang zu
> erleichtern und die Leute dann auch "bei der Sache zu halten".
Das gilt m.E. nur für einen sehr kleinen Teil neuer Nutzer, nämlich
solche, die bereits "technikaffin" sind, oder die eine sehr hohe
Motivation (oder ein entsprechendes Suchtpotential) mitbringen.
Es sind um Zehnerpotenzen mehr, von denen wir nie erfahren, weil sie
frustriert aufgeben oder gar nicht erst anfangen, weil das System nach
wie vor zu kompliziert ist und der Support für "nicht-technikaffine"
immer noch katastrophal ist.
> Es gibt ein deutschsprachiges OSM Buch, was bestimmt auch geholfen hat
> OSM zu verbreiten.
Ja, das Buch ist gut. Aber es wird nur von bereits sehr motivierten
"technikaffinen" gekauft. "Normalbürger" erwarten, dass eine SW
selbsterklärend funktioniert, und dass sie jederzeit kontextsensitive
Hilfe in deutscher Sprache bekommen können.
Unser Wiki hingegen ist in vielen Teilen von "technikaffinen für
technikaffine" geschrieben und für "Normalbürger" unverständlich, oft
sogar nicht mal in deutscher Sprache.
Die Organisation der Information, deren Verlinkung und die Suchfunktion
sind noch sehr verbesserungsbedürftig. Ein methodisch-didaktisches
Konzept kann ich nicht erkennen.
> Wir haben aus meiner Sicht eigentlich nicht versucht bestimmte Gruppen
> anzusprechen. Gerade am Anfang waren natürlich die "technik affinen"
> Leute in der Mehrheit, die mit GPS und Internet umzugehen wußten (oder
> Spaß dran haben sowas selbst zu lernen).
Genau das ist die aktuelle Wachstumsbremse, eine Schwelle zu deren
Überwindung wir uns bald ernsthaft Gedanken machen sollten.
Leider ist sie leicht zu übersehen, da wir ja nach wie vor und trotzdem
stark wachsen und in vielen Bereichen erkennbare schöne Fortschritte machen.
Wertvolle Schritte sind:
- OSM-Karte auf Gamin und andere Navi's
- Verbesserung der Suche in der Karte
- schnelles Neu-Rendern
- JOSM-Installer
- JOSM-Vorlagen
- Web-Baukasten
- Deutsch-Übersetzungen im Wiki
- Verbesserung der Wiki-Texte und -Struktur
- Vereinfachung der Benutzerschnittstelle und Verlagerung komplexerer
Schritte in den Hintergrund
Was ich noch gar nicht verstanden habe:
die Kommunikationswege zwischen den Datensammlern und den Renderern.
Handlungsbedarf besteht auch bei der logischen Beschreibung des
DB-Schemas und der Attribute.
> Ich persönlich möchte freie Daten haben, weil ich weiß das dadurch Dinge
> entstehen können, die es sonst einfach nicht geben wird.
Die freie Anwendung von Geo-Daten hat ein riiiesiges Potential für die
weltweite Verbreitung von Wissen! Wahrscheinlich noch mehr als
Wikipedia. Das geht weit über die Darstellung von "Strassenkarten" oder
das "Autorouting" hinaus!
Damit fallen geografische, politische und gesellschaftliche Grenzen.
Gruss, Markus
Mehr Informationen über die Mailingliste Talk-de