[Talk-de] "Relevanzkriterien" als Limit zur Erhaltung der Wartbarkeit (was: Von Wikipedia lernen)

Johann H. Addicks addicks at gmx.net
So Apr 25 23:15:23 UTC 2010


Am 25.04.2010 19:26, schrieb Tobias Knerr:

> Im Moment jedenfalls gehe ich nicht davon aus, dass von Hand erfasste
> Geodaten zu existierenden, aber "irrelevanten" Objekten die Qualität der
> sonstigen Daten in OSM jemals großflächig beeinträchtigen und damit
> Relevanzhürden notwendig machen werden.

Ein Argument, welches für die RK häufig angeführt wird:

Artikel müssen nach Anlage dauerhaft gewartet werden.

- weil sie faktisch turnusmäßig aktualisiert werden müssen 
(Firmenübernahmen, Bürgermeister, Einwohner, Sportergebnisse, 
Auszeichnungen etc)
- weil sich Vorlagen/Templates ändern, Kategorien umgestaltet werden. 
Also jemand aktiv durch die Artikel muss, um das Layout auf Stand zu bringen
- weil Vandalismus auch auf "schlummernden Artikeln" erkannt werden will.

Sprich: Die "Fraktion der Hausmeister" (Sichter, Vorlagenschubser, 
Vandalenjäger) freut sich, wenn es weniger Angriffsfläche gibt. Und es 
gibt zu wenig Hausmeister. Oder es gibt zu viele, die bei diesem Job 
verbittern oder "Freund des schnellen Urteils" sind. Zu vergleichen mit 
altgedienten Streifenpolizisten oder Richtern: Da braucht es auch viel 
Energie, nicht nach einigen Jahren zu glauben, dass da draußen nur 
Gauner und Verhaltensgestörte herumlaufen.

Anyway: Zurück zu OSM:

Ich beobachte "bei uns" in den letzten Monaten ein häufigeres Auftreten 
von Threads, die Dinge verhandeln wie:
- Unterstellter Vandalismus
- mögliche Urheberrechtsverletzungen bei Imports
- Übergang von Wege- zum Flächenmapping. Gemeinsame Punkte zwischen 
Flächen und Wegen. Oder aber Folgeprobleme beim Mapping von Wegen als 
verkehrsflächen.
- Micromapping ("akzeptierte Münzwerte bei Verkaufsautomaten")
- Mapping von "nicht-physikalischen Dingen" wie Flug- und Schiffsrouten
- "Openstreetmap als universelle Datenbank" (Lebensdaten von 
Straßen-Namensgebern, Veranstaltungsprogramm bei Mehrzweckhallen)


Falsche Einträge lassen sich prinzippiell nicht zu 100% vermeiden.
Die Frage, für die es einen Konsenz braucht ist: Mit wieviel Prozent 
falschen Daten sind wir noch zufrieden? Wo ist der Punkt an dem wir 
sagen "Lieber hier nichts gemapt als etwas falsches". Oder in der 
Steigerung "Lieber nichts gemapt als etwas, was sich nicht verifizieren 
lässt".

Hier liegen die Ansprüche zwischen Wikipedia und OSM sicher deutlich 
auseinander. Trotzdem wird OSM mit hoher Wahrscheinlichkeit in 
Ballungsräumen in wenigen Monaten bis Jahren an einen Punkt kommen, wo 
sich Benutzer *ernsthaft* gegenseitig auf die Füße treten werden.

Bei Wikipedia gibt es zahlreiche Seiten wie WWNI oder WQ, die viel zum 
Projektziel und zum Verhaltenskodex sagen.
Der Sprengstoff entsteht trotzdem bei der Umsetzung dieser Regeln.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Was_Wikipedia_nicht_ist
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikiquette

Es liegt nach meinem Verständnis also nicht daran, dass es nicht zu viel 
oder zu wenig sinnvolle Regeln gibt. Sondern damit, wie diese Regeln 
kommuniziert werden. Und da es prinzipiell nicht möglich ist, es allen 
Recht zu machen, gibt es seitens derer mit Minderheiten-Standpunkt auch 
solche, die dann in Kohlhaaserei (oder soll ich sagen "Wüppesahlerei"?) 
verfallen. Sachlich alles richtig, trotzdem eine Katastrophe für die 
Gemeinschaft.

Was hilft?
- Community nicht zu groß werden lassen.
- Und Projekt nicht so wichtig werden lassen, dass handfeste Interessen 
(von außen) ins Projekt wirken.

Keine schöne Lösung für's Projekt.

-jha-





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