[Talk-de] Von Wikipedia lernen
Tirkon
tirkon33 at yahoo.de
Do Apr 29 19:50:52 UTC 2010
Frederik Ramm <frederik at remote.org> wrote:
>> Ohne Relevanzregeln wäre der Weg zum Artikel über Begtriffsklärungen
>> ein unendlich langer. Um zum Beispiel eine Frau Merkel zu finden, von
>> der man nur den Namen kennt, müsste man sich im Extremfall durch ein
>> weltweites Telefonbuch mit allen Merkels kämpfen müssen. Ein schier
>> hoffnungsloses Unterfangen, wenn man nicht wenigstens
>> Anfangskenntnisse zur Person hat. Die Relevanzkritereien stellen hier
>> sicher, dass eine maximale Anzahl von Usern in einer maximalen Anzahl
>> der Fälle dasjenige findet, was er sucht.
>
>Naja, oben schreibst Du in Bezug auf OSM, dass gute Software durchaus
>solche Probleme auffangen kann - kann man dann vielleicht formulieren:
>So etwas wie die Relevanzregeln entsteht, wenn ein eher technisches
>Problem (wie finde ich aus allen Merkels weltweit schnell den Eintrag,
>der mich interessiert) aus Mangel an technischer Kompetenz auf anderem
>Wege zu loesen versucht wird.
Hier geht es darum, dass man zum Auffinden eines Artikels
Hintergrundinformationen braucht, die man eigentlich dem Artikel
entnehmen wollte. Das kann man mit keiner Suchfunktion kitten.
>Nun hatte ich ja gerade postuliert, dass gute Technik einen eben gerade
>vor willkuerlichen Regeln schuetzen kann. Gibt es zwischen "mangelhafte
>Technik, daher ueberforderte Menschen, die diese Ueberforderung durch
>willkuerliche Regeln a la Relevanzkriterien zu kompensieren suchen" und
>"ueberhandnehmende Technik, die den Menschen alles vorschreibt und keine
>Freiheiten laesst" einen guten Mittelweg?
Manche Programme haben mehrere Userlevel, die man bei Interesse nach
und nach erschließen kann.
>> Bei Wikipedia ist man wenigstens so ehrlich, dass man diese Regeln für
>> jeden sichtbar auch bekanntgibt. Bezogen auf diese Liste hier: Sie
>> schirmt sich durch eine Mailingliste ab, in welche man nur mit Hilfe
>> eines Clients schreiben kann, der nur mit eingehendem technischen
>> Verständnis konfigurierbar ist.
>
>Ich frage mich manchmal, ob man vielleicht auch einen ganz anderen Weg
>der Ehrlichkeit gehen kann: Indem man naemlich ehrlich sagt "fuer 99%
>der Weltbevoelkerung ist OSM nichts". Dass man also gar nicht erst den
>Anschein erweckt, hier koennte einfach so jeder ohne technischen
>Sachverstand mitmachen (nur um dann, bewusst oder unbewusst, eben doch
>wieder Huerden aufzubauen wie eine Mailingliste).
Da ich hier kein Buch schreiben möchte, war das nur exemplarisch
gedacht.
>>> schliesslich bezahltes Personal beschaeftigen muessen, weil
>>> wir unseren eigenen Freiwilligen nicht mehr ueber den Weg trauen
>>> koennen
>>
>> Das ist zumindest bei Wikimedia Deutschland nicht so. Das eingestellte
>> Personal soll ausdrücklich nur unterstützen, aber nicht in die
>> Enzyklopädie an sich eingreifen.
>
>Da waere meine Haltung halt: Entweder, das Projekt hat genug Power, dass
>diese Arbeit von Freiwilligen gemacht wird, oder man laesst es.
>Irgendwann habe ich gesehen, dass der Wikimedia e.V. eine Zeitung
>herausgibt, da dachte ich mir, Junge Junge, die haben wohl zu viele
>Germanisten eingestellt und wissen jetzt nicht wohin mit der Arbeitskraft.
So ähnlich stellt sich das Vielen dar. Ich vermag das nicht zu
beurteilen. Auf jeden Fall dürften in der nächsten Zeit Uservorschläge
auflaufen. Mein Vorschlag wäre es in diesem Zusammenhang, den Usern
professionelle Rechtshilfeartikel an die Hand zu geben. Bei OSM
könnten wir so etwas auch gut gebrauchen. Denn denn die Rechtsfragen
bleiben hier recht ungeklärt.
>> Der freie Geist des Einen beschränkt den freien Geist des Anderen. Von
>> Kaputttramplen mag ich daher nicht reden. Wenn jemand nicht bereit
>> ist, seine Software benutzerfreundlich zu machen, so ist das sein
>> "freier Geist" und aus seiner Sicht sein gutes Recht. Gleichzeitig
>> verschafft er sich damit einen Machtvorsprung vor demjenigen, der
>> technisch nicht so versiert ist. Und schon ist der Ärger da.
>
>Da waere zu ueberlegen, ob man daran arbeiten muss, diese Zustaende
>abzuschaffen, oder ob man sie stattdessen zum Prinzip erheben, dann aber
>auch ehrlich dokumentieren sollte, indem man etwa ganz klar sagt, dass
>Programmierer in OSM mehr Macht haben als Nichtprogrammierer und dass
>das auch so gewuenscht ist.
Das wäre zum Beispiel ein erheblicher Unterschied zu Wikipedia. Die
Bots dürfen da nur recht wenig. Eine Rücksprache mit der Community ist
sehr erwünscht. Ein Bot muss langsam und von jedem zu stoppen sein.
>Das ist aber alles ein so vager und spekulativer Bereich, dass ich mir
>nie anmassen wuerde, irgendein rosiges Ziel zu proklamieren, wenn ich
>nicht solide Informationen haette - und da hoffe ich halt ein bisschen
>darauf, dass man durch Analyse der sozialen Prozesse bei der Wikipedia
>solche Informationen gewinnen koennte.
Wir brauchen jetzt Philosophen. ;-)
>> Du sprachst vom Beispiel Wikipedias und was OSM daraus lernen könne.
>> Ich bin dort schon einige Jahre unterwegs. Nach meinem Empfinden
>> sollte ein Wikipedia Autor der Vermittler zwischen Quellen und Leser
>> sein. Das ist ein Journalist aber auch. Aber Wikipedia ist keine
>> Zeitung, kein Magazin und auch keine Suchmaschine, sondern eine
>> Enzyklopädie und soll das Wissen dieser Welt speichern.
>
>Wo kommt diese Definition eigentlich her? Ich habe schon einige Leute
>sagen hoeren: "Meine Guete, wann begreifen die endlich, dass die
>Wikipedia in erster Linie ein Wiki ist und nicht in erster Linie eine
>Enzyklopaedie."
Wiki + pedia = Wiki + Encyclopedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Machtstruktur
Ob der Wikipedia Gründer Jimmy Wales technisch unterstützt noch das
allerletzte Wort als Oberadministrator hat, weiß ich nicht. Zumindest
behält er sich den außerordentlichen Status des Gründers sowie die
präsidiale Vertretung der Wikipedia in der Welt vor. Und bisher hat
ihm noch niemand ans Bein gepinkelt, au0er dass man einmal einen von
ihm erstellten Artikel aus Relevanzgründen gelöscht hat. Einige
Äußerungen legen aber nahe, dass ihm die deutsche Handhabung der
Wikipedia gefällt. Und solange er die Zügel in der Hand hält, wird
Wikipedia wohl eine Enzyklopädie bleiben.
>Der Gedanke, dass eine "Kundenorientierung" eventuell im Innern des
>Projektes einige Entscheidungen vereinfacht, ist interessant. Vermutlich
>gaelte das aber auch fuer beliebige andere Zielgroessen - "maximaler
>Spass bei Mappingparties" oder so.
In einem anderen Ast des Threads haben wir eine interessante
Konkretisierung.
>>> Der "Call for Papers" fuer die State of the Map geht noch bis zum 30.
>>> April: http://stateofthemap.org/call-for-papers/
>>
>> Das würde ich liebend gerne tun. Barcelona ist mir allerdings zu weit.
>> Außerdem könnte ich auf Englisch mangels Übung nur einen vorbereiteten
>> Vortrag abspulen aber keineswegs auf Zwischen- und Nachfragen
>> reagieren.
>
>Ok, dann denk noch ein bisschen ueber das Thema nach und wir buchen Dich
>gleich fuer die Fossgis 2011 ;-)
Jow, schnief, wenn da nicht das Abkömmlichkeitsproblem wäre. Bei der
letzten FOSSGIS wusste ich morgens noch nicht, dass ich mittags da
sein werde. Aus solchen Gründen bin ich es schon gewohnt, im Auto zu
übernachten. ;-)
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