[Talk-de] Lizenzwechsel: freiwillige Zustimmung ab jetzt moeglich
jh
jh at foobar.de
Mi Aug 18 09:22:57 UTC 2010
Am 13.08.2010 15:59, schrieb Frederik Ramm:
> Hallo,
>
> jh wrote:
>>> Die "Contributor Terms" sind nicht ueberfluessig, sonst wuerden sie
>>> einfach weggelassen werden.
>>
>> Dies sehe ich für die strittige Klausel 3 als von den Proponenten
>> nicht hinreichend belegt.
>
> Die ODbL ist eine ganz neue Lizenz. Die hat noch niemand in dem Umfang
> eingesetzt, wie wir das vorhaben. Es ist moeglich, dass sie Fehler hat
> oder sich als ungeeignet herausstellt. Es ist auch moeglich, dass sich
> die Aussenwelt so veraendert, dass wir mit der ODbL irgendwann total
> "abgehaengt" dastehen, weil der Rest der Welt was anderes macht. Das ist
> z.B. der Wikipedia ja passiert mit der GFDL-Lizenz - die haben dann ja
> zum Glueck eine Klausel in die GFDL eingebaut bekommen, die den Wechsel
> zur CC-BY-SA ermoeglichte, *ohne* dass sie alle ihre Mitglieder fragen
> mussten. Koennen wir uns darauf verlassen, dass die Autoren der ODbL,
> wenn es tatsaechlich so weit kaeme, extra fuer uns eine Spezialklausel
> in die ODbL einbauen, die den Wechsel zu einer anderen Lizenz erlaubt?
Zunächst: ich halte das Vorgehen der Wikipedia im Wesentlichen auch für
einen schmutzigen oder zumindest fragwürdigen Trick mit ebenfalls nicht
hinreichend belegtem Leidensdruck. Darüber will ich aber nicht streiten.
Was die Situationen jedoch wesentlich unterscheidet, ist dass die CTs
auch einen Wechsel des fundamentalen Charakters der Lizenz (weg von SA,
bzw. hin zu PD) erlauben. Das Argument, das hier immer wieder gebracht
wird, ist das des Abgehängtwerdens. Dieses Szenario halte ich jedoch für
extrem unwahrscheinlich. Die Frage der Liberalität der Lizenz spielt, in
einem gewissen Rahmen, gegenüber den sonstigen Qualitäten eines
Angebotes eine eher untergeordnete Rolle. Siehe die relativen Erfolge
von Linux (mit seiner eher restriktiven Lizenz) versus *BSD (kein
Flamewar bitte).
> Wie ich geschrieben habe, wird gerade darueber diskutiert, die CTs
> dahingehend abzuaendern. Eine Abaenderung der CTs in Richtung einer
> *strengeren* Auslegung ist ja durchaus moeglich, ohne alle, die den
> bisherigen CTs zugestimmt haben, erneut fragen zu muessen. (Streng
> genommen gibt es dann zwei Gruppen von Nutzern, eine, die der ersten
> Fassung der CTs zugestimmt hat und eine, die der zweiten, staerker
> eingeschraenkten Fassung zugestimmt hat - die Handlungsmoeglichkeiten
> der OSMF sind dann natuerlich auf die Schnittmenge begrenzt.)
Das ist ja shcön und gut, aber Zustimmung wird derzeit zu den aktuellen
CTs eingefordert. Und nur über die müssen wir reden.
> Wir haben das Problem, dass viele Leute der neuen Lizenz nicht wegen
> ihrer selbst kritisch gegenueber stehen, sondern weil sie irgendeinen
> Datenverlust fuerchten, und sei der auch am anderen Ende der Welt. Hier
> wird also ein *potentieller* Datenverlust zur selbsterfuellenden
> Prophezeiung aufgebauscht: ich fuerchte, es koennten Daten verloren
> gehen, also rufe ich lauthals dazu auf, der Lizenz nicht zuzustimmen und
> sorge dadurch erst fuer den Datenverlust, der ohne meine Angstmache gar
> nicht erst eingetreten waere.
Motiviert zu meinem initialen Posting hat mich, darauf hinzuweisen, dass
die Annahme, die "schweigende Mehrheit", der ich ansonsten angehöre, sei
schon einverstanden. Das kann sich als Irrtum herausstellen und hat
wenig mit einer self-fulfilling-prophecy zu tun.
Ich hätte es für sinnvoll gehalten, für den Lizenzwechsel nicht Fakten
zu schaffen, bevor nicht ein breiter Konsens erreicht worden ist. Mir
ist klar, dass das Gegenargument hier die vermeintliche Unerreichbarkeit
dieses Ziels ist. Je nach Definition von "breit" ist dieses auch unter
Umständen nicht von der Hand zu weisen. Wenn aber im Namen dieses
Glaubens die Diskussion eskaliert wird, bis davon gesprochen wird, dass
Dissenter wie lästige Bazillen "desinfiziert" werden müssen, ist eine
Grenze überschritten, die Widerspruch provoziert.
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