[Talk-de] Niedrigwasserlinie
Markus
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Do Dez 9 21:47:01 UTC 2010
Hallo Stephan, hallo Wolfgang,
eine eigentlich simple Frage - aber die Antwort ist ziemlich koplex:
>> auf den Luftbilder von Bing sind auch die Niedrigwasserlinien
>> an der Unterelbe und in Teilen des Wattenmeeres abschätzbar.
Genau da liegt das Problem: bei "abschätzbar"...
Hier treffen sich die Zweidimensionalität von OSM mit der
Dreidimensionalität der Erde. Die OSM-DB kennt nur x/y.
"Z" ist bisher nicht vorgesehen. Nicht mal auf dem Land, geschweige denn
auf dem Wasser. Schon an Land gibt viele unterschiedliche Methoden, die
"Kartoffeligkeit" der Erde abzubilden, bzw die "Nullebene" zu
definieren. Jedes Land hat da ein eigenes System und die Hin-und
Her-Rechnerei ist ziemlich komplex. Beim Wasser ist es nochmal ein Stück
schwieriger, weil der Meeresspiegel ja ständig in Bewegung ist.
Zurück zur konkreten Frage:
>> Gibt es schon Vorschläge, wie die trockenfallenden Gebiete in
>> OSM zu erfassen sind?
Trockenfallende Gebiete sind der Bereich zwischen der "Küstenlinie" bei
Hochwasser (obere Küstenlinie) und der "Küstenlinie" bei Niedrigwasser
(untere Küstenlinie).
Je flacher die Küste verläuft, desto grösser ist dieser Bereich.
Und desto grösser sind die Fehler bei dessen Bestimmung.
Dazu kommt, dass sowohl die obere, als auch die untere Küstenlinie
wiederum von Land zu Land verschieden definiert ist, manchmal inerhalb
eines Landes unterschiedlich.
Klar kann man anhand von Luftbildern den Verlauf der zwei Linien sehen.
Aber um abzuschätzen /welche/ Linie man auf welchen Bild sieht, bräuchte
man stündliche Bilder über mehrere Monate.
Erfahrene Luftbildauswerter können auch anhand der Unterschiede von
Vegetation oder Bodenbeschaffenheit den trockenfallenden Bereich vom
nassen und vom trockenen unterscheiden. Damit wissen sie aber immer noch
nicht, wo die definierte Linie verläuft.
Die Bestimmung der oberen Küstenlinie ist hier beschrieben:
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Coastline
>> Für die Niedrigwasserlinie könnte man natural=low_tide_line
>> nehmen.
Es gibt mehrere verschiedene "low-tides",
genauso wie es mehrere Hochwasserlinien gibt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gezeiten#Ebbe_und_Flut
http://de.wikipedia.org/wiki/Pegel_(Wasserstandsmessung)#Hochwassermarken
Für DE ist die untere Linie hier genauer beschrieben:
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Grenze#Basislinie
Man müsste also definieren /welche/ Definition ma beim Zeichnen der
unteren Küstenlinie verwendet.
OSM-technisch müsste die untere Küstenlinie genauso gestückelt werden
wie die obere, da sie ja sehr lang ist. Und vermutlich müsste man auch
hier die Richtung definieren, damit der Renderer weiss was and und was
Wasser ist.
Bei Steilküsten bzw Küsten mit geringer Tide können die beiden
Küstenlinien zusammengelegt werden.
Der Renderer kann dann zwischen diesen beiden Linien das
"trockenfallende Gebiet" passend einfärben.
Soviel zur Theorie.
Für die Praxis muss man immer berücksichtigen, dass es sich da um eine
x/y/z-Information handelt, für die OSM bis jetzt nicht gemacht ist, und
die sich nicht auf eine zweidimensionale Darstellung reduzieren lässt.
> Da würde ich die Leute von openseamap kontaktieren.
Leider sind wir da auch noch nicht wirklich viel weiter.
Aber es war eines der Schwerpunkthemen auf unserem letzten
Entwicklertreffen.
Wir werden berichten sobald es Neues gibt.
Und wir freuen uns über jede fachliche Unterstützung.
Gruss, Markus
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