[Talk-de] Viele Fehler in Haiti

Florian Gross florian at grossing.de
Di Jan 26 10:21:45 UTC 2010


Am Di Januar 26 2010 glaubte DarkAngel zu wissen:

> Ich habe nie behauptet, das OSM schlecht ist - sonst würde ich da auch
> kaum mitmachen. Ich kann die Qualität speziell in der Region Haiti nicht
> beurteilen und beziehe mich auch nicht direkt darauf. Was nützt es aber,
> wenn zahlreiche Informationen in eine Karte gezeichnet werden, von denen
> viele falsch sind und hinterher korrigiert werden müssen.

Soweit ich das mitbekommen habe, gab es in Haiti schon vor dem Erdbeben
nur schlechtes oder auch gar kein Kartenmaterial. Das heißt, das was
dort vorhanden war, ist so gut wie untauglich. Und dann dürfte noch
einiges verschüttet worden sein.

So viel schlimmer kann es nicht werden.

Wenn man sich bewußt macht, daß alle in Haiti verfügbaren Karten
fehlerhaft sind, und sich nicht nur auf eine verläßt, dürfte was
halbwegs brauchbares herauskommen.

> Zumal es
> bekanntermaßen schwerer ist, Daten zu korrigieren als neu zu erfassen.
> Dazu muss ich nämlich erstmal erkennen, dass sie falsch sind. Dann doch
> lieber etwas weniger und dafür richtig.
> Klar enthält eine leere Karte keine Fehler, dann weiß ich aber
> zumindest, dass ich diese Karte nicht benutzen brauche.

Es ist ganz einfach: Vor Ort in Haiti gibt es keine verläßlichen
Karten. Es kann nur versucht werden, das vorhandene Kartenmaterial
zu verbessern, auch durch Feedback durch die Einsatzkräfte vor Ort.
Mit Sicherheit sehen einige Straßen von Luftbildern aus, als ob sie
problemlos befahrbar sind und wenn der erste LKW drüberfährt, knallt
es. Also trägt man vorsichtshalber keine Straße ein?

> Wenn ich aber eine Karte mit Straßen/Wegen oder anderen Infos habe, will
> ich mich auch darauf verlassen können. Es nützt mir dann nichts wenn 70%
> der Infos korrekt sind, ich aber nicht weiß welche 70% das sind.

Mit deiner Einstllung würden die Hilfskräfte in Haiti blind drauf
losfahren, weil es schlichtweg keine korrekten Karten gibt.

Irgendwie hab ich das Gefühl, daß du das Ganze mit Karten von
Navis in Mitteleuropa vergleichst, die der Bequemlichkeit halber
eingesetzt werden und nicht in einem Katastrophengebiet.
 
Die haben gerade die Wahl zwischen zwei Übeln:
- ohne Kartenmaterial losfahren "es keine verlässliche Karte" und
  zigmal wieder umdrehen/sich total verfahren
oder
- das vorhandene Kartenmaterial nehmen und das Beste draus zu machen.

Klar wäre es besser, wenn die eine fehlerfreie oder annähernd
fehlerfreie Karte hätten, aber die gibt es nicht und wird es in
annehmbarer Zeit nicht geben. Die haben keine Zeit.

Hier in D kann man auch ohne Karte halbwegs ankommen, zur Not fragt
man halt, wo man langfahren muß. Nur mit dem Unterschied, daß es hier
keine unterbrochenen Straßen und dafür brauchbare Wegweiser gibt.
Und bei einer Privatfahrt ist sich verfahren ärgerlich, das war es
aber schon.

> Aber wenn falsche Infos besser sind als keine, warum malen wir dann die
> leeren Flächen in Deutschland nicht schön bunt aus.

Mal ehrlich: sind die leeren Flächen in D ein Problem? Hängen davon
Menschenleben ab? Die Flächen werden auch noch nach und nach gefüllt.

Ich frage mich gerade, ob du dir der Situation vor Ort in Haiti
bewußt bist oder eher nur provozieren willst.

Glaubst du, die meisten Kartenzeichner von OSM wollen in Haiti etwas
falsches einzeichnen? Ich denke nicht. Es mag den einen oder anderen
Vollpfosten geben, der sowas toll findet, aber die dürften die absolute
Ausnahme sein.

Und die Krux ist nunmal, daß Sat- Bilder auswerten teilweise sehr
schwierig ist und es immer Fehler geben wird, sogar von darin
ausgebildeten Menschen. Nur daß es wohl nicht annähernd genug
für sowas ausgebildete Menschen gibt, um in diesem Fall was halbwegs
in deinen Augen brauchbares hinzubekommen.

flo
-- 
Die Netiquette ist (lediglich) eine FAQ zu der Frage "Warum sind die anderen
so genervt von mir und nennen mich immer PLONK?".      [Oliver Gassner in dsn]




Mehr Informationen über die Mailingliste Talk-de