[Talk-de] Wissenschaftliche Untersuchung von OSM

Daniel Muehlhaus muehlhau at uni-trier.de
Mo Jun 28 11:00:19 UTC 2010


Liebe Teilnehmer der OSM-Community,

vielen Dank für das rege Interesse an meiner Untersuchung sowie eine Entschuldigung für den evtl. von mir ausgelösten Unmut! Aufgrund der vielen, teils kritischen Hinweise, die ich von Ihnen erhalten habe, habe ich den Fragebogen einer Überarbeitung unterzogen. Dabei zeigt sich mal wieder, dass das Engagement der Probanden und die Themen-Involviertheit zentrale Faktoren sind, der in diesem hohen Maße in der von mir durchgeführten Vorstudie scheinbar nicht gegeben war!

Für die Überarbeitung habe ich neben Ihren Empfehlungen, Fragen und Tips auch die bis dato erhobenen Daten (bzw. die Ergebnisse einer ersten Analyse) berücksichtigt und konnte so einige Aspekte verbessern und unterschiedliche Fragen ganz entfernen. Im Ergebnis ist der Fragebogen nun deutlich kürzer (um ca. 20-25%) und meiner Ansicht nach auch besser verständlich – ohne dass ich dabei auf wesentliche Ergebnisse und Analyseziele verzichten muss!

 

Hierfür erst einmal meinen herzlichen Dank!

 

Aufgrund des „komplexen“ Untersuchungsdesigns (die Ergebnisse stelle ich Ihnen - wie angekündigt - gerne bereit, sodass Sie dies selber nachvollziehen können) bin ich allerdings darauf angewiesen, dass sich auch weiterhin engagierte und interessierte Teilnehmer finden, die mich bei der Befragung unterstützen.

 

Wichtig ist mir noch der Hinweis, dass nicht nur bereits aktive Community-Mitglieder an der Befragung teilnehmen können. Im Rahmen der Untersuchung geht es insb. auch darum, herauszufinden, warum einige Teilnehmer sehr aktiv sind und wieder Andere sich bisher eher zurückhalten. Aus diesem Grund sind auch Personen, die bisher noch nicht selber in der OSM-Community aktiv geworden sind, geeignete Befragungsteilnehmer.

 

Vielen Dank vorab und in der Hoffnung auf ein auch weiterhin reges Interesse Ihrerseits.

 

 

Daniel Mühlhaus

 

 

 

 

Nachspann und Erklärungen en Detail

 

Aufgrund der scheinbar herrschenden Unsicherheiten bzgl. der Zielsetzung und Güte meiner Untersuchung möchte ich ein paar „Erklärungsversuche“ vornehmen:

 

1. Kein kommerzieller Hintergrund der Untersuchung

Bei der Untersuchung handelt es sich nicht (wie vermutet wurde) um den Versuch, für einen kommerziellen Hersteller sonst welcher Couleur versteckt Informationen abzuleiten (siehe hierzu auch Punkt 5. zur Freiheit der Befragungsdaten). Vielmehr ist diese OSM-Untersuchung ein Teil meiner Doktorarbeit, dient ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken und ist kein über diverse Drittmittel finanziertes Projekt…sonst hätte ich anstelle der eher symbolischen 30€ Präsente wohl deutlich mehr (z. B. Navigationsgeräte ;-) als Gratifikation bieten können!

 

2. Weitere Communities als Gegenstand der Untersuchung

Die Diskussionen, die sich um eine „Paralleluntersuchung“ in anderen Communities ranken, sind zutreffend. Neben OSM führe ich ebenfalls eine Untersuchung in zunächst zwei weiteren Communities (im Bereich des Kite-Surfens und eines Online-Browserspiels) durch (siehe Erklärung in Punkt 3.). Aus diesem Grund muss ich zur Sicherstellung einer Vergleichbarkeit der Ergebnisse dieselben Grundfragen und Items verwenden. Die Abstimmung auf die Communities habe ich aus pragmatischen Gründen durch die Verwendung unterschiedlicher Platzhalter realisiert (und nicht über STRG + F, Ersetzen ;-) wobei ich finde, dass dies weder die Verständlichkeit, noch die Angepasstheit der Fragen über Gebühr beeinträchtigt (siehe auch Punkt 4.).

 

3. Zielsetzung der übergreifenden Untersuchung

Im Kern meiner Arbeit geht es darum herausfinden, was übergeordnete Wirkmechanismen innerhalb einer Community sind, in der nicht nur Diskussionen geführt werden, sondern seitens der Teilnehmer auch eine Art manifeste „Wertschöpfung“ erfolgt. Dabei versuche ich ein allgemeines Motivationsmodell zu testen, das auf ganz verschiedene Communities (siehe Punkt 2.) anwendbar ist. Dieses Modell muss abbilden können, warum einzelne Personen aktiv an solchen Communties teilnehmen, unterschiedliche Tätigkeiten übernehmen und wieder andere Teilnehmer passiv bleiben. Aufgrund der allgemeinen Ausrichtung geht natürlich ein wenig Betrachtungs- oder Detailtiefe verloren - allerdings erlaubt mir dies eine Gegenüberstellung verschiedener Tätigkeiten (Welche Motivationsaspekte sind bei welchen Tätigkeiten relevant?), Personen (Was motiviert einzelne Personengruppen?) und Communities (Worin liegen gemeinsame Wirkmechanismen und wo liegen Unterschiede?). Dies mag der Grund für die Kritik an den, nicht explizit auf OSM abgestimmten Fragen sein. Ich kann aber versichern, dass ich im Vorfeld viel Aufwand betrieben habe (Literatursichtung, Expertengespräche usw.), um einen Fragebogen zu konzipieren, der so umfassend und allgemein gehalten ist, dass er möglichst viele Facetten und Spezifika in ganz unterschiedlichen Communities erfassen kann.

Das Szenario zu den Unternehmen dient mir weniger als Kerngegenstand der Untersuchung und stellt vielmehr einen angewandten Test des Modells dar. Dies erlaubt mir zu prüfen, inwieweit das Modell auf „externe“ Einflüsse reagiert bzw. inwieweit diese hierüber abbildbar sind.

 

4. Güte der Untersuchung

Ich teile die geäußerte (und bisweilen doch recht harsche, wenngleich wenig differenzierte) Kritik an der Güte meiner Untersuchung nicht. Dies ist vielmehr der Ausrichtung der Untersuchung geschuldet (vgl. Punkt 3.) - auch habe ich den Fragebogen umfassend getestet (allerdings nicht im OSM-Rahmen!), wobei sich kaum Probleme zeigten. Die Rechtschreibproblematik in der Startphase der Untersuchung vom Freitagmorgen ist natürlich korrekt angemerkt worden - und zugegeben peinlich (Entschuldigung dafür!), was jedoch weder die Güte der Untersuchung, noch die Seriosität des Unterfangens resp. meines Engagements reflektiert.

 

5. Weiteres Vorgehen und „Freiheit“ der Befragungsdaten

Ich habe zur Modifikation des Fragebogens, wie oben dargestellt, die ersten Daten analysiert und finde diese recht spannend – die diskutierten Probleme zeigen sich meiner Ansicht nach mitnichten in der Struktur der Ergebnisse. Gerne liefere ich am Ende der Untersuchung nicht nur einen Ergebnisbericht ab, sondern bin auch bereit die Daten auf Anfrage interessierten OSM-Teilnehmern als csv oder sav-Datei bereitzustellen. Vielleicht gelingt es mir damit ja meine ehrlichen Absichten ein wenig glaubhafter darzustellen - und vielleicht finden sich ja Personen, die wie ich ein starkes Interesse haben herauszufinden, wie und warum solche Communities so gut funktionieren.

 

6. Direkter Draht

Da Papier zwar gemeinhin als geduldig gilt - dies aber nicht für die Dynamik in solch interaktiven Mailing-Umgebungen zutrifft (was auch ich als Doktorand jetzt gelernt habe ;-) - würde ich mich „Kritikern“ und/oder „Interessierten“ in einem, dann leichter Missverständnissen vorbeugenden Gespräch via Telefon gerne erklären. Meine Nummer steht seit Beginn der Befragung jedem offen, wobei ich aufgrund meiner Tätigkeit an der Uni zurzeit auch noch ein paar Studis, dann aber in anderen Dingen „überzeugen“ muss. Aus diesem Grund wäre es super, wenn wir für etwaige klärende Gespräche einen Termin per Mail vereinbaren könnten (auch meine Mailadresse ist angegeben).

 

Das war sehr lang – konnte aber hoffentlich ein wenig zur Erhellung beitragen.

 

Besten Dank vorab

 

Ihr Daniel Mühlhaus

 

-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
URL: <http://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/attachments/20100628/f4d601ad/attachment.htm>


Mehr Informationen über die Mailingliste Talk-de