[Talk-de] Wie erreichen wir einheitliche Tagdefinitionen?

Jochen Topf jochen at remote.org
Sa Okt 30 07:45:42 UTC 2010


On Sat, Oct 30, 2010 at 02:49:33AM +0200, Jonas Stein wrote:
> >     Wie können wir zu eindeutigen Definitionen der Tags kommen?
> >
> > Mögliche Ansätze und Probleme:
> >
> > Abwarten, welche Interpretation sich durchsetzt (Anarchie)
> 
> "Individual mappers have every right to tag things differently from what is stated in the Wiki" [1]
> 
> Das bedeutet mit anderen Worten der Autor des Wikiartikels 
> wuenscht Anarchie. 

Das ist keine Anarchie. Das ist ein bei OSM seit Jahren bewährtes Verfahren. Es
wirkt manchmal frustrierend, gerade auf Neueinsteiger. Aber es funktioniert.
Langfristig setzt sich so nämlich die Mehrheit der an einem Thema
interessierten durch. Wenn man meint, dass eine bestimmte Sichtweise richtig
ist, dann muss man das nicht in einem speziellen (selbsternannten) Gremium
durchsetzen. Stattdessen muss man die Leute überzeugen, die die eigentliche
Arbeit machen. Das ist am Anfang bei einer neuen Idee schwierig, wird aber mit
jedem weitern Mapper einfacher und irgendwann kippt die generelle Meinung und
die Meisten sind zufrieden mit dem neuen Tag oder einer neuen Sichtweise.

Wenn man ein spezielles Gremium hat, dann gibt es zwei mögliche Folgen:
Entweder hat es nicht die Macht, etwas durchzusetzen. Dann wird es ignoriert.
Oder es hat diese Macht, dann werden sich alle Mapper, die der Meinung des
Gremiums nicht zustimmen, von OSM abwenden.

OSM verwendet schon das richtige Verfahren. Sonst wäre das Projekt nicht so
weit gekommen. Ein Problem haben damit vor allem die Leute, die versuchen, die
Welt, die nunmal sehr komplex ist, in ein simples Schema zu pressen. Aber bei
OSM geht es nicht darum ein theoretisches Schema zu entwerfen, es geht darum,
etwas praktisch nutzbares zu entwickeln. Letztlich muss sich jedes
Tagging-Schema daran messen, was praktisch damit erreichbar ist, also z.B. ob
damit passende Karten generiert werden können und ob man darauf routen kann.
Das ist es, was OSM auch nicht zum kompletten Durcheinander werden läßt, weil
die persönliche Meinung der verschiedenen Mapper wichtig ist, aber eben nicht
das einzige. Es ist ein gewisser Druck da, sich zu einigen, weil sonst die
Daten nicht nützlich sind. Andersherum heißt das auch, dass es eigentlich keine
Rolle spielt, wenn man sich nicht einigt, solange keiner die Daten nutzt. Die
Endlos-Diskussionen entstehen eigentlich meistens an irgendwelchen
Nebenkriegsschauplätzen, wo keiner die Daten wirklich nutzt. Das sollte nicht
darüber hinwegtäuschen, dass bei den meisten Tags eigentlich Einigkeit
herrscht.

Letztlich wird es aber immer darauf hinauslaufen, dass sich jemand die Mühe
macht, Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen im Wiki zu dokumentieren. Wenns
eine Diskussion gibt, die zu keiner Entscheidung geführt hat, dann sollte
jemand diese Diskussion im Wiki zusammenfassen. Dann kann sich jeder Mapper
ein Bild davon machen und für sich entscheiden. Genauso gilt das, wenn es
eine Entscheidung gab. Das ist nämlich eigentlich nichts anderes, weil sich
an der Diskussion ja nur wenige beteiligt haben und die Entscheidung daher
nicht bindend sein kann.

Ich sehe als nicht, dass wir am System etwas ändern müssen. Aber es gibt sicher
viel, was wir an Details verbessern können. Ich habe z.B. mit Taginfo versucht,
ein System zu schaffen, wo man besser *sehen* kann, was wer so mit Tags macht.
Das System kann und will keine Entscheidungen treffen, aber es kann helfen,
zu erkennen, welche Tags wo und in welchem Zusammenhang verwendet werden. Aber
das ist natürlich nur ein kleines Puzzleteil, insbesondere erfasst es nicht
so gut die verschiedenen Bedeutungen, die ein Tag oder eine Tagkombination
haben kann.

Jochen
-- 
Jochen Topf  jochen at remote.org  http://www.remote.org/jochen/  +49-721-388298





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