[Talk-de] Wohngebiete landuse=residential und ihr Bezug zu Straßen, einheitliche Erfassung (war Re: wieder mal - Flächen und Wege)

Christian Müller cmue81 at gmx.de
Sa Aug 27 17:53:36 UTC 2011


Hi,

Am 27.08.2011 16:55, schrieb Martin Koppenhoefer:
> Am 27. August 2011 14:45 schrieb Wolfgang<wolfgang at ivkasogis.de>:
>> Ich habe das Gefühl, dass bei der ganzen Diskussion vergessen wird, dass wir
>> keine Grundstücke wie beim Kataster erfassen, sondern mit landuse nur Gebiete.
>
> es geht nicht nur um landuse sondern allgemein um Flächen, aber auch
> bei landuse stellen sich Fragen.

Ich finde Wolfgang hat recht.  Um zu einem Konsens zu kommen, sollte man 
die Dikussion thematisch beschränken, anstatt auszudehnen.  Dabei sollte 
entweder auf landuse=*, bzw. besser gleich konkret auf 
landuse=residential fokussiert werden.  Das Thema zu generalisieren, um 
dann zu einer Lösung zu kommen, hat wenig Erfolg, denn der semantische 
Bezug der Objekte untereinander ist vom konkreten Flächentyp abhängig.  
Es ist immer noch nicht geklärt

1) /was/ wir in OSM unter einem Wohngebiet verstehen
       * verständliche, für andere Mapper nachvollziehbare Definition
           * vgl. "wenn vor Ort die Verwendung als solches festgestellt 
wurde"
           * vgl. "wenn es auf dem Luftbild so aussieht"
           * vgl. "wenn es amtlich so ausgewiesen ist"
       * Ist jedes Gebiet, auf dem ein Wohnhaus steht, automatisch 
Wohngebiet, oder ist die Ansammlung wichtig?
       * Welcher Zshg. besteht zu administrativen Grenzen?
       * Wieviel Interpretationsspielraum braucht das tag?

2) /welche/ semantischen Bezüge zu anderen Objekten gibt es und wie 
stellen wir diese durch OSM-Mittel / Datenmodell dar?
       * räumliche Lagebezüge / Topologie
           * welche Objekte grenzen an
           * welche Objekte liegen innen (Multipolygon getrennt betrachten)
               * wann wäre Erstellung eines Multipolygon zwingend? (z.B. 
Industrieenklave im umschließenden Wohngebiet)
               * welche inneren Objekte können ohne Multipolygon inne 
liegen?
       * sonstige Bezüge (Wohngebiet - admin. Grenze; Wohngebiet - 
Stadt/Stadteil; etc.)
           * an welchen Relationen kann ein Wohngebiet teilnehmen?
           * etc.


Nach meinem Verständnis ist die Existenz eines Wohngebietes immer auch 
an die Existenz von Straßen allg. gekoppelt, egal, ob das nun eine 
Spielstraße (living_street), Wohnstraße (residential) oder Hauptstraße 
(secondary, tertiary) ist.  Das bedeutet, dass auch die Straßen _Teil_ 
der Wohngebiete sind - man baut Straßen, um ein Gebiet zu erschließen.

Diese unmittelbare Abhängigkeit sollte im Datenmodell gewahrt bleiben.  
Ich bin überzeugt davon, dass das Kleben von Wohngebieten an ihre 
zugehörigen Straßen "richtig" ist, weil es eine funktionale Abhängigkeit 
des Wohngebietes von der Straße gibt.  Wohngebiete ohne Straßen gibt es 
nicht.

Eruieren wir nun die Fälle, welchen Lagebezug Straßen zu Wohngebieten 
haben können:

1) Die Straße führt durch ein Wohngebiet.
     Bisherige OSM-tagging Praxis ist, die Straße einfach über/durch das 
Gebiet zu zeichnen.  Zu bemerken ist, dass das Wohngebiet an Straßen, 
die durch es hindurch führen, nicht in separate Flächen aufgetrennt 
wird.  Das ist intuitives Verständnis von Mappern und ein direktes 
Abbild der Beobachtung im Datenmodell:  "Die Straße führt durch ein 
Wohngebiet."

2) Die Straße beendet das Wohngebiet
     Das ist eigentlich nur der Fall, wenn
         A) eine einseitige Bebauung entlang der Straße erfolgt, sprich 
der landuse der rechten Seite ein anderer, als der der linken Seite ist, 
oder
         B) die Bezeichnung / die Art des Wohngebietes wechselt
     In beiden Fällen ist zu beobachten, dass die Straße notwendig für 
das Erreichen der Wohnhäuser des links oder rechts liegenden 
Wohngebietes ist.  Gleiches gilt IMHO für die meisten Durchgangsstraßen.


Da wir nicht von einzelnen Grundstücken sprechen, sondern von einer 
groben Gebietsnutzung (vgl. die Aussage "ein Grundstück ist Teil des 
Wohngebietes") und in 1) die Sache klar zu sein scheint, gibt es für 
mich nur eine sinnvolle Schlussfolgerung, wenn man auf Konsistenz aus 
ist: das Wohngebiet an die Straße zu kleben, wenn es mit ihr endet.

Es spielt keine Rolle, ob eine Straße nur rechts- oder linksseitig mit 
Wohnhäusern bebaut ist, Fakt bleibt, dass die Straße Teil des 
Wohngebietes sein muss, denn die Wohnhäuser, und damit das Wohngebiet, 
sind funktional von ihr abhängig.

Da die Straße also auch bei einseitiger Bebauung Teil des Wohngebietes 
ist, ist es nicht nur konsistent und intuitiv wenn man das Wohngebiet an 
sie klebt, sondern fast notwendig.  Ansonsten wäre um der Konsistenz der 
Daten Willen für 1) gefordert, dass Wohngebiete an JEDER Straße 
aufgetrennt werden.  Vgl. hierzu die möglichen Aussagen, die man treffen 
kann:

"Eine Straße, die durch ein Wohngebiet führt, gehört nicht zum 
Wohngebiet (dazu)."
         * Konsequenz wäre, überall Wohngebietsflächen aufzutrennen
         * Es gäbe kein einziges Wohngebiet, durch welches eine Straße 
führt (nach Def.)
         * Anzahl der landuse=residential Flächen explodiert

"Eine Straße, die durch ein Wohngebiet führt, gehört zum Wohngebiet (dazu)."
         * Konsequenz ist, dass alle Straßen, die für das Wohngebiet 
notwendig sind, auch Teil der Wohngebietsflächen sind
         * für 1) bereits der Fall, für 2) bisher inkonsistent gehandhabt
         * Anzahl der landuse=residential Flächen ändert sich nicht


Die Leute, die partout nicht kleben wollen, können dem Irrtum 
unterliegen, dass die Grenze des Wohngebietes dann eben "um" die Straße, 
die einseitig bebaut ist, zu legen wäre:

  +---------------------------------residential-Grenze
===========================Straße===
  |    Haus1   Haus2  Haus3  etc.
  |
  |

Das geht deshalb nicht, weil die andere Seite der Straße zum dortigen 
landuse gehören könnte.  Da ich meinen Fokus strikt auf 
landuse=residential richte und nicht proklamiere, dass eine Straße auf 
die gleiche Weise zu landuse=farmland gehört, wie zu 
landuse=residential, bleibe ich beim Wohngebiet.  Betrachten wir also, 
dass die Straße zwei Wohngebiete trennt:

  |      anderes Wohngebiet
  |                    HausA   HausB   HausC
  |
===========================Straße===
  |    Haus1   Haus2  Haus3  etc.
  |                 erstes Wohngebiet
  |

Wenn man definiert, dass die Straße Teil ihres Wohngebietes ist (siehe 
mgl. Definitionen oben), muss hier die Straße selbst als Grenze 
herhalten, denn nur so ist gewährleistet, dass sie sowohl Teil des 
"ersten Wohngebietes" als auch Teil des "anderen Wohngebietes" ist.

Stellt man sich auf den /Standpunkt/, dass die Straße nicht zum 
Wohngebiet (landuse=residential) gehört, obwohl es eine funktionale 
Abhängigkeit gibt, folgen daraus alle oben genannten Implikationen.  Das 
Zeichnen von Straßen durch Wohngebiete ist dann "des Teufels", denn es 
steht im Kontrast zum /Standpunkt/.

Für mich bleibt der begründete Standpunkt übrig, dass einige Editoren 
overlapping ways grottig handhaben.  Das ist aber ein Problem des 
Editors und sollte als solches auch losgelöst betrachtet werden.  
Prinzipiell gibt es Unterstützung für overlapping ways.  Das diese 
ausbaufähig ist, ist ein anderes Thema.


Gruß,
Christian






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