[Talk-de] Wohngebiete, landuse=residential Verwendung - continued
Christian Müller
cmue81 at gmx.de
So Sep 11 16:31:48 UTC 2011
Am 10.09.2011 22:42, schrieb Frederik Ramm:
>> (*) landuse=* ist _nicht_ an einen admin.-rechtlichen Raum gekoppelt
>> ("reale Flächennutzung" ohne Katasterbezug, Flächengrenzen dort, wo der
>> Mapper den Wechsel der Flächennutzung vermutet/beobachtet)
> Was davon ist denn realistisch durch eine Horde von Mappern, die nicht
> gerade beruflich/ausbildungstechnisch mit Landvermessung zu tun haben,
> umsetzbar? Was entspricht am ehestem den "Bauchgefuehl", nach dem
> Mapper vorgehen werden? Doch nur die mit * bezeichnete Variante.
+1 siehe letzte mail. das entspricht exakt meiner meinung. nur müsste
es dann eben auch so dokumentiert werden und nicht anders.
> Allein schon ueberhaupt einen Unterschied zwischen Gebiets- und
> Flaechennutzungsgrenze zu machen, ist etwas, womit man 95% der Mapper
> ausschliessen wuerde, denen das dann naemlich zu kompliziert wird.
-1 Es gibt Mapper denen das egal ist und immer sein wird - da stimme
ich Dir zu. Das sind dann aber nicht die Mapper, die längere Zeit
Flächennutzungen erfassen. Macht man das längere Zeit, keimen
automatisch die Fragen hoch, auf die wir hier eine Antwort suchen.
Die Realität abzubilden erfordert einen gewissen Entdeckergeist. Ich
nehme doch nicht das Datenmodell her und erfasse dann systematisch Dinge
der Realität, die ich mit dem Datenmodell erfassen kann. Ich kann nicht
für andere sprechen, aber für mich war das Wesen von OSM bisher eher:
Ich entdecke Dinge in der Realität, indem ich sie mit offenen Augen
durchschreite, und trage sie /danach/ in OSM ein. Dazu informiere ich
mich /dann/ im Wiki oder anderen Quellen, /wie/.
Die Informationsquellen sind aber eben an vielen Stellen unklar, bzw.
verbesserungswürdig. Nach meinem Verständnis gibt es da auch kein
"feature-freeze", denn das würde ja heißen, das jemand behauptet, das
bisherige Modell reichte aus, um alle Dinge der Realität
widerspruchsfrei zu erfassen.
Jeder Mapper kommt im Prinzip mit einer Information oder einem
Sachverhalt der Realität und schaut /dann/, wie es am besten in die DB
aufgenommen werden kann. Dazu konsultiert er die Dokumentation, i.e.
Wiki oder Vorlagen. Wenn dann also widersprüchliche Dinge mit demselben
Tag erfasst werden, liegt die Schuld nicht beim 'Durchschnittsmapper',
sondern an mangelnder Vorstellungskraft oder mangelndem Wissen des
Wikifiddlers. Das ist kein Vorwurf, niemand ist perfekt. Der Vorwurf
ist hier, dass es nicht weitergeht, wenn besseres Wissen da ist.
Anders gesagt, ein Kolumbus eines weißen Landstrichs wird sich für die
nähere Ausdifferenzierung auch zukünftig nicht interessieren. Jahre
später haben sich die Dinge aber weiterentwickelt und während es dann
immer noch weiße Landstriche gibt, in denen eine Ausdifferenzierung
nicht gebraucht wird, gibt es andere, in denen Kreativität mit mehr
Struktur befördert wird.
Jetzt mal ganz ehrlich - WER behauptet, alle Tags des OSM-Universums zu
kennen? Ist es nicht vielmehr so, dass sich ein Mapper im Laufe der
Jahre auf das Subset spezialisiert, dessen Erfassung ihm wichtig ist?
Ich kenne mich z.B. mit dem deutschen Stromnetz überhaupt nicht aus,
dennoch erlaubt das Datenmodell die Erfassung von Spannungsdaten,
Generatorentypen und weiß der Geier was:
Da kräht auch niemand danach, auf dem Boden zu bleiben oder hat
Angst, dass ein mehr an Struktur 'Durchschnittsmapper' (gibt es ihn
überhaupt?) vergraulen könnte.
Es geht auch nicht darum, im Wiki Regeln aufzustellen, die für jedermann
verbindlich sind. Es geht um eine Guidline, eine Empfehlung, der Mapper
folgen können, wenn sie
- nicht weiter wissen
- selbst einen Anspruch an Genauigkeit haben
- selbst Strukturtiefe suchen
- Dispute lösen wollen
Diese Mapper sollen Antworten im Wiki finden und zwar korrekte,
brauchbare und, wenn gewünscht, beliebig genaue. Oft wird das Wiki auf
Mailinglisten zitiert, es stellt also schon auch eine gewisse Referenz
dar und sollte deshalb möglichst nicht Widersprüche in sich beinhalten
oder Begriffe neu definieren, die in ihrem geografischen Sinn
gesellschaftlich und rechtlich bereits genau definiert sind. Ich
schreibe "sollte", weil die Ressourcen der Community auch begrenzt sind,
aber anpeilen lässt es sich zumindest.
> Solche Konstrukte lassen sich langfristig in OSM nicht durchsetzen,
> sie wuerden eine voellig andere Projektstruktur erfordern; eine, in
> der Eintrittsbarrieren nicht weiter verringert werden (wie das fuer
> OSM immer wieder gefordert wird),
Das sehe ich völlig anders. Gerade eine Ausdifferenzierung /ermöglicht/
es doch, die Eintrittsbarrieren zu verringern. Am konkreten Beispiel:
- wenn "reale Flächennutzung" gemappt wird, können in der
Definition rechtlich-admin. Sachen explizit ausgeschlossen werden
- ein Mapper der nur die Flächennutzung mappen will, muss sich
weder um admin. Gebietsnamen, noch admin. Gebietsgrenzen Gedanken machen
- die Eintrittsbarriere wird deshalb einfacher, weil die Definition
der Tags viel genauer und interpretationsfreier wird
Martin z.B. war von Anfang an, noch vor den dicken mails, dafür,
landuse=* rein als Flächennutzungstag zu gebrauchen. Die
Eintrittsbarriere ist doch viel höher, wenn man solche einfachen
Aussagen nicht treffen kann.
> sondern in der Eintrittsbarrieren kuenstlich aufgebaut werden und
> jemand ein landuse=... nur noch aendern darf, nachdem er bestaetigt
> hat, dass er die Regeln verinnerlicht hat.
-1 Darum ging es hier nie. Jedem, der sich mit dem Wiki befasst, ist
klar, dass es eine Guideline für Wissbegierige ist, keine
Zwangsvorschrift oder ein Test für Leute die neu anfangen.
Das Komplexität einen erschlagen, ja gar verschrecken kann, war schon
immer so. Das lässt sich nicht ändern, man kann nur durch gute Struktur
versuchen, ihre Erfassung zu vereinfachen. Nimm Wikipedia - glaubst Du
ernsthaft, der 'Durchschnittsleser' schreckt vor ihrer Nutzung zurück,
nur weil es dort so viele Artikel gibt und in den Artikeln so viele
Links auf andere Artikel? Schätze kaum.
> OSM ist ein Massenprojekt.
+1 Wikipedia aber auch. Dennoch hat das Projekt einen hohen Anspruch
auf Korrektheit und die enorme Komplexität der Sachbezüge bleibt durch
gute Struktur (Portale, Links, Maintenance-Tools) zugänglich.
> Von mir aus soll jeder bei sich vor der Haustuer ein filigranes
> Flaechenkonstrukt aufbauen, aber der Versuch, das dann zur Norm zu
> erheben und - sei es qua Tagging-Liste oder Wiki-Vote oder
> Editor-Presets - diese Feature-Kataloge dann automatisch "live zu
> schalten", muss fehlschlagen.
-1 Wir reden nicht von einem filigranen Konstrukt und wir reden auch
nicht von 'irgendeiner' Norm, die uns mal gerade so durch den Kopf
geweht ist. Es geht nichtmal darum einen Feature-Katalog zu bauen,
obwohl das gemacht wird - und es funktioniert - niemand der eine
Friseurvorlage im Editor findet, wird einen Friseur als Malermeister taggen.
Es geht darum, Leute zu bestätigen in dem was sie tun, dadurch, dass das
Wiki sie nicht verunsichert, sondern erklärt: Du hast recht, weil ..
In spezifischen Dingen wird das schwer, aber selten unmöglich. Und
ein mehr an Struktur heißt nicht, weniger Übersicht.
Momentan herrscht bzgl. der Sache ein mehr an Komplexität _ohne_
Struktur, weil mindestens zwei verschiedene Dinge der Realität in OSM
unter ein und demselben Konstrukt abgebildet werden. Ich suche dafür
auch keinen Schuldigen, bis jetzt hat's ja gehalten. Selbst das Wissen,
was wir jetzt haben wird nicht auf ewig der letzte Stand bleiben, wenn
weitere Details der Realität relevant, sprich abbildbar werden sollen.
Gruß
Christian
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