[Talk-de] Nachtrag Bing Luftbildzensur

Jochen Topf jochen at remote.org
Do Jul 19 09:44:04 UTC 2012


On Thu, Jul 19, 2012 at 08:35:19AM +0200, Robert S. wrote:
> 2012/7/19 Jochen Topf <jochen at remote.org>
> 
> > Hi!
> >
> > Die interessante Frage ist doch auf welcher Rechtsgrundlage die Bundeswehr
> > diese "Schummerung" verlangt. Darf sie das verlangen? Muss man dem Folge
> > leisten? Warum sind die Bilder bei Bing zensiert, bei anderen Anbietern
> > aber nicht? Bisher ist mir kein Paragraph bekannt, aufgrund dessen sie
> > sowas anfragen dürften. Jetzt wo wir mal jemanden haben, der zugegeben hat,
> > dass er so eine Zensur beuaftragt hat, könnte man den ja mal Fragen, auf
> > welcher Rechtsgrundlage er das tut.
> 
> 
> Genau das ist die wichtige Frage.
> Ich frage mich auch, ob es da sowas wie ein Gewohnheitsrecht gibt. Solche
> Angebote gibt es ja schon seit Jahren und bisher hat die freie
> Einsehbarkeit von deutschen Militäranlagen niemanden gestört. Kann da jetzt
> plötzlich jemand kommen und auf einmal Bedenken haben?

Nein, so ein Gewohnheitsrecht gibts da sicher nicht. Sonst könnte ja auch
jemand kommen und sagen, nur weil wir seit tausenden von Jahren an kleinen
Jungen rumschnippeln, muss das auch in Zukunft erlaubt sein, nur weil erst
jetzt jemandem aufgefallen ist, dass sich das nicht so recht mit dem
Grundgesetz vereinbaren läßt... :-)

> Ich sehe das auch noch aus einem ganz anderem Blickwinkel:
> Im Grunde genommen ist das doch eine Wettbewerbsverzerrung zuungunsten von
> Microsoft-Bing, da ja andere Online-Anbieter von Luftbilddaten wie Google
> oder auch die Landesvermessungsämter keine Luftbilddaten zensieren müssen.

Ja, das widerspricht schon dem Gleichbehandlungsgrundsatz, wenn sie teilweise
zensieren lassen und teilweise nicht. Aber was hier relevanter ist: Nur wenn
sie überall zensieren, dann ergibt sich für sie auch das Ergebnis, das sie
wollen. Nämlich, dass man diese Gebiete nicht mehr anschauen kann (aus was für
Gründen auch immer sie das für nötig halten). Wenn sie nicht überall zensieren,
dann wird das Ziel nicht erreicht. Im Gegenteil: Dadurch lassen sich
"interessante" Gebiete leichter identifizieren, weil sie ja in der einen Karte
verschwommen sind und in der anderen Karte nicht. Diese Massnahme ist also
nicht geeignet, das gewünschte Ziel zu erreichen. Daher muss sie unterlassen
werden, insbesondere dann wenn sie so erhebliche Nebenwirkungen hat, wie z.B.
dass auch andere Flächen betroffen sind, die keine Militärflächen sind.

Jochen
-- 
Jochen Topf  jochen at remote.org  http://www.remote.org/jochen/  +49-721-388298





Mehr Informationen über die Mailingliste Talk-de