[Talk-de] Datenschutz Warnung im englischen OSM Wiki

Mark Obrembalski mark at obrembalski.de
Mo Jul 29 22:39:39 UTC 2013


On 29.07.2013 22:11, Tirkon wrote:

> Ich weiß vermutlich seit der ersten Woche bei OSM, dass der Username
> an jeder Änderung hängt. Das merkt man spätestens dann, wenn man die
> Chronik aufruft. Mir war aber nicht bewusst, dass dieser mit
> herausgegeben wird.

An diesem Punkt war mir das auch nicht so direkt bewusst in dem Sinn, 
dass das zu den ersten Dingen gehört hätte, über die ich mir groß 
Gedanken gemacht hätte. Da ich aber etwa die Wikipedia schon kannte, wo 
man fremde Usernamen sieht sobald man in eine Versionsgeschichte oder 
auf eine Diskussionsseite schaut, war es aber sicher etwas, was ich 
jederzeit als naheliegend angesehen hätte, wenn ich denn einen Grund 
gehabt hätte, darüber nachzudenken. Außerdem hielt und halte ich es für 
normal, dass Leute, die einen wertvollen Beitrag zu einem 
Publikationsprojekt leisten, in irgendeiner Weise durch Nennung mit 
Namen (wenn sie sebst unter Pseudonym auftreten, mit dem von ihnen 
gewählten Pseudonym) gewürdigt werden. Unter Umständen ist das ja sogar 
rechtlich geboten. In OSM waren ja alle ganz fürchterlich vorsichtig mit 
den Urheberrechten und ähnlichem (das ist auch heute noch ungefähr so) - 
auch von daher lag es also nahe, dass die Benutzer entsprechend als 
Quelle genannt werden.

Ziemlich schnell habe ich aber auch fremde Benutzernamen gesehen, 
einfach indem ich mir zu einem Objekt mal eine Versionsgeschichte 
angeschaut habe. Auch auf der Mailingliste tauchte recht bald ein 
Hinweis der Art "Die Bearbeitungen von xyz schauen komisch aus, kann da 
mal jemand nachschauen?" auf. Spätestens an dem Punkt war es also 
sonnenklar, dass zumindest jeder OSM-Benutzer nachschauen kann, welche 
Bearbeitung von wem stammt. Und OSM-Benutzer kann ja jeder leicht werden.

> Zudem habe ich freie
> Projekte eigentlich immer als die Datenschutz-freundliche Bastion im
> Internet angesehen.

Das sind sie ja auch einigermaßen, einschließlich OSM im gegenwärtigen 
Zustand. OSM verlangt von niemandem, dass er bei der Anmeldung seinen 
Namen, seine Adresse oder sonst was (außer einer Mailadresse - kann man 
ja auch ne Wegwerfadresse nehmen) angibt. OSM drängt seine Benutzer 
nirgends, doch ganz viel über sich einzugeben, man wolle doch so richtig 
dabeisein. OSM hat auf seinen Seiten keine Like-Buttons, kein Google 
Analytics, keine Reichweiten-Zählpixel, keine Werbenetzwerke. OSM 
versucht auch nicht, fremde Seiten mit Like-Buttons oder Zählpixeln zu 
pflastern. OSM betreibt keine Paralleldienste, mit denen es möglich 
wäre, bei den Benutzern Daten aus ganz anderem Kontext abzugreifen und 
zusammenzuführen (schau dir mal an, was an einem Google-Account alles 
für Lebensbereiche hängen können). OSM verkauft keinerlei Daten - alle 
Daten, die OSM abgibt, kann sich jeder ohne weiteres anschauen. Bill 
Gates kriegt von OSM nichts, was nicht jeder andere auch kriegen könnte.

> Ähnlich dürfte es vielen Mappern gehen. Sie sehen nur die Ergebnisse
> des "internen" Gebrauchs, kennen aber nicht die Dateien, die hinten
> rausgehen, weil sie diese nicht brauchen.

> Für diejenigen, die mit den Dateien arbeiten und reinschauen, mag der
> Fall sonnenklar sein, daher auch vielleicht das Unverständnis für die
> "Gegenseite".

Mit vielen Dateien arbeite ich auch nicht. Aber keine 
Versionsgeschichten oder Edits anzuschauen, keine Diskussionen über 
bestimmte Benutzer in Mailingliste oder Forum mitzubekommen? Gut, 
vielleicht nicht sofort. Demnach bin ich auch dafür, bei der 
Erstanmeldung einen kurzen Hinweis einzubauen, dass die Bearbeitungen 
mit Benutzernamen öffentlich sichtbar sind, man sich also einen 
nichtssagenden Benutzernamen geben sollte, wenn man anonym bleiben will.

> Inzwischen sind die Abzocker bekanntlich gehalten, plakative Sprüche
> zumindest mit einem Sternchen zu kennzeichnen, wenn es einen Pferdefuß
> geben sollte.

Na ja. Hin und wieder. Öfter mal aber auch nicht.

> Bei uns könnte man dieses Sternchen durch eine
> Darstellung an prominenter Stelle deutlich machen - eben die Stelle im
> Wiki, wo für das Anmelden geworben wird.

Die passende Stelle für die angebrachte knappe Bemerkung wäre m.E. der 
Anmeldebildschirm selbst. Muss ja nicht jeder übers Wiki dahin kommen. 
Aber gerne mit Link auf eine Wikiseite, auf der man dann Genaueres 
nachlesen kann.

> Spätestens hier kann man
> neben den Vorteilen auch die Nachteile vor Augen führen.

Was da nun Vorteile und was Nachteile sind, ist ja nun keineswegs 
ausgemacht. Alles in allem scheint es mir bei freien Projekten häufiger 
vorzukommen, dass sich Beteiligte über mangelnde Wertschätzung ihres 
Beitrags beklagen als darüber, dass man die Tatsache ihrer Beteiligung 
unangemessen groß rausposaunt hätte. Auf die Bedürfnisse von 
Whistleblowern ist OSM freilich nicht ausgerichtet, aber das ist ja auch 
nicht sein Ziel, was schon jetzt kaum für Missverständnisse sorgen sollte.

Gruß,
Mark





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