[Talk-de] Datenschutz Warnung im englischen OSM Wiki

Stefan Keller sfkeller at gmail.com
Di Jul 30 00:05:25 UTC 2013


Hallo Mark

Ich finde deine Bemerkungen gut. Nachdem auch Frederik - als Mitglied
der DWG - sich eine Verbesserung vorstellen kann, glaube ich, dass wir
uns damit einer Lösung nähern. Diese sollte nun aber vom DWG
vorgeschlagen werden (wohl auf englisch) und die Diskussion hier
könnte damit etwas abgekürzt werden.

Ich persönlich war auch ganz kurz erstaunt, realisierte dann schnell,
was es heissen würde, wenn die History ohne Usernamen angegeben würde
und erinnerte ich mich an meine Wikipedia-Zeiten, wo es
selbstverständlich ist, dass man den Usernamen angibt.

Da OSM auch vorbildlich sein soll in Sachen Datenschutz, habe ich mir
kurz auch in wissenschaftlicher Literatur umgesehen und folgendes
gefunden [1] S.11-12 "Auf europäischer Ebene sind derzeit Bestrebungen
für einen stärkeren Datenschutz im Gang. So bemängelt die
EU-Kommission insbesondere die in Onlineumgebungen oft unklaren,
schwierig zu findenden und intransparenten Datenschutzhinweise. Ferner
fordert sie bessere Kontrollrechte für Personen, die von der
Datenbearbeitung betroffen sind. Im Hinblick auf geographische
Positionsangaben empfiehlt ein beratendes Gremium der EU-Kommission,
dass Ortungsdienste standardmässig – d.h. in der Voreinstellung –
abgeschaltet sein müssen. Zudem sollten Personen, die der Verwendung
«ihrer» Ortungsdaten zugestimmt haben, ihre Einwilligung jährlich
wiederholen müssen und diese sehr einfach widerrufen können. Für
Ortungsfunktionalitäten, die dem Nutzer nicht bewusst sind, müssten
die Anbieter verpflichtet werden, ein ständiges Warnzeichen
aufzuschalten."

Eins-zu-eins auf OSM umgelegt hiesse das, dass es
1. gute Datenschutzhinweise geben soll (wie bereits vorgeschlagen),
2. dass man seine Einwilligung jährlich wiederholen muss,
3. diese einfach widerrufen können muss und
4. ein "ständiges Warnzeichen aufzuschalten" ist (in OSM: beim Editieren).

Eigentlich reichen mir als erster Schritt etwas verbesserte Datenschutzhinweise!

LG, Stefan

[1] "Geographische Wegmarken in der Cyberwelt" (2010)
http://www.empa.ch/plugin/template/empa/*/121836/---/wegmarken.pdf


Am 30. Juli 2013 00:39 schrieb Mark Obrembalski <mark at obrembalski.de>:
> On 29.07.2013 22:11, Tirkon wrote:
>
>> Ich weiß vermutlich seit der ersten Woche bei OSM, dass der Username
>> an jeder Änderung hängt. Das merkt man spätestens dann, wenn man die
>> Chronik aufruft. Mir war aber nicht bewusst, dass dieser mit
>> herausgegeben wird.
>
>
> An diesem Punkt war mir das auch nicht so direkt bewusst in dem Sinn, dass
> das zu den ersten Dingen gehört hätte, über die ich mir groß Gedanken
> gemacht hätte. Da ich aber etwa die Wikipedia schon kannte, wo man fremde
> Usernamen sieht sobald man in eine Versionsgeschichte oder auf eine
> Diskussionsseite schaut, war es aber sicher etwas, was ich jederzeit als
> naheliegend angesehen hätte, wenn ich denn einen Grund gehabt hätte, darüber
> nachzudenken. Außerdem hielt und halte ich es für normal, dass Leute, die
> einen wertvollen Beitrag zu einem Publikationsprojekt leisten, in
> irgendeiner Weise durch Nennung mit Namen (wenn sie sebst unter Pseudonym
> auftreten, mit dem von ihnen gewählten Pseudonym) gewürdigt werden. Unter
> Umständen ist das ja sogar rechtlich geboten. In OSM waren ja alle ganz
> fürchterlich vorsichtig mit den Urheberrechten und ähnlichem (das ist auch
> heute noch ungefähr so) - auch von daher lag es also nahe, dass die Benutzer
> entsprechend als Quelle genannt werden.
>
> Ziemlich schnell habe ich aber auch fremde Benutzernamen gesehen, einfach
> indem ich mir zu einem Objekt mal eine Versionsgeschichte angeschaut habe.
> Auch auf der Mailingliste tauchte recht bald ein Hinweis der Art "Die
> Bearbeitungen von xyz schauen komisch aus, kann da mal jemand nachschauen?"
> auf. Spätestens an dem Punkt war es also sonnenklar, dass zumindest jeder
> OSM-Benutzer nachschauen kann, welche Bearbeitung von wem stammt. Und
> OSM-Benutzer kann ja jeder leicht werden.
>
>
>> Zudem habe ich freie
>> Projekte eigentlich immer als die Datenschutz-freundliche Bastion im
>> Internet angesehen.
>
>
> Das sind sie ja auch einigermaßen, einschließlich OSM im gegenwärtigen
> Zustand. OSM verlangt von niemandem, dass er bei der Anmeldung seinen Namen,
> seine Adresse oder sonst was (außer einer Mailadresse - kann man ja auch ne
> Wegwerfadresse nehmen) angibt. OSM drängt seine Benutzer nirgends, doch ganz
> viel über sich einzugeben, man wolle doch so richtig dabeisein. OSM hat auf
> seinen Seiten keine Like-Buttons, kein Google Analytics, keine
> Reichweiten-Zählpixel, keine Werbenetzwerke. OSM versucht auch nicht, fremde
> Seiten mit Like-Buttons oder Zählpixeln zu pflastern. OSM betreibt keine
> Paralleldienste, mit denen es möglich wäre, bei den Benutzern Daten aus ganz
> anderem Kontext abzugreifen und zusammenzuführen (schau dir mal an, was an
> einem Google-Account alles für Lebensbereiche hängen können). OSM verkauft
> keinerlei Daten - alle Daten, die OSM abgibt, kann sich jeder ohne weiteres
> anschauen. Bill Gates kriegt von OSM nichts, was nicht jeder andere auch
> kriegen könnte.
>
>
>> Ähnlich dürfte es vielen Mappern gehen. Sie sehen nur die Ergebnisse
>> des "internen" Gebrauchs, kennen aber nicht die Dateien, die hinten
>> rausgehen, weil sie diese nicht brauchen.
>
>
>> Für diejenigen, die mit den Dateien arbeiten und reinschauen, mag der
>> Fall sonnenklar sein, daher auch vielleicht das Unverständnis für die
>> "Gegenseite".
>
>
> Mit vielen Dateien arbeite ich auch nicht. Aber keine Versionsgeschichten
> oder Edits anzuschauen, keine Diskussionen über bestimmte Benutzer in
> Mailingliste oder Forum mitzubekommen? Gut, vielleicht nicht sofort. Demnach
> bin ich auch dafür, bei der Erstanmeldung einen kurzen Hinweis einzubauen,
> dass die Bearbeitungen mit Benutzernamen öffentlich sichtbar sind, man sich
> also einen nichtssagenden Benutzernamen geben sollte, wenn man anonym
> bleiben will.
>
>
>> Inzwischen sind die Abzocker bekanntlich gehalten, plakative Sprüche
>> zumindest mit einem Sternchen zu kennzeichnen, wenn es einen Pferdefuß
>> geben sollte.
>
>
> Na ja. Hin und wieder. Öfter mal aber auch nicht.
>
>
>> Bei uns könnte man dieses Sternchen durch eine
>> Darstellung an prominenter Stelle deutlich machen - eben die Stelle im
>> Wiki, wo für das Anmelden geworben wird.
>
>
> Die passende Stelle für die angebrachte knappe Bemerkung wäre m.E. der
> Anmeldebildschirm selbst. Muss ja nicht jeder übers Wiki dahin kommen. Aber
> gerne mit Link auf eine Wikiseite, auf der man dann Genaueres nachlesen
> kann.
>
>
>> Spätestens hier kann man
>> neben den Vorteilen auch die Nachteile vor Augen führen.
>
>
> Was da nun Vorteile und was Nachteile sind, ist ja nun keineswegs
> ausgemacht. Alles in allem scheint es mir bei freien Projekten häufiger
> vorzukommen, dass sich Beteiligte über mangelnde Wertschätzung ihres
> Beitrags beklagen als darüber, dass man die Tatsache ihrer Beteiligung
> unangemessen groß rausposaunt hätte. Auf die Bedürfnisse von Whistleblowern
> ist OSM freilich nicht ausgerichtet, aber das ist ja auch nicht sein Ziel,
> was schon jetzt kaum für Missverständnisse sorgen sollte.
>
> Gruß,
> Mark
>
>
>
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