[Talk-de] Tagging von Bächen als waterway=ditch
Christoph Hormann
chris_hormann at gmx.de
Do Aug 20 22:28:28 UTC 2015
On Thursday 20 August 2015, Stephan Wolff wrote:
> http://www.openstreetmap.org/#map=13/54.3349/9.4072
Dort ist das eigentlich relativ einfach, denn die meisten natürlichen
Wasserläufe sind hier kaum begradigt, so dass man sie gut an der Form
erkennen kann. Schwieriger ist hier für den Mapper ohne Ortskenntnis
eher die Richtung.
>
> > Die Bezugnahme auf die Vergangenheit vor den menschlichen
> > Eingriffen ist natürlich im Sinne der Überprüfbarkeit etwas heikel.
> > Das macht die Unterscheidung aber noch nicht generell sinnlos.
>
> Der historische Ansatz passt nicht zu OSM. In OSM wird generell der
> aktuelle Zustand erfasst.
Das Problem ist hier nicht die Erfassung historischer Zustände, sondern
die Bewertung der Gegenwart aufgrund von Erkenntnissen über die
Vergangenheit. Das ist an sich ein ganz normaler Vorgang, ein anderes
Beispiel hierfür wäre die Erfassung geologischer Phänomene (was in OSM
recht unüblich ist aber ohne Zweifel möglich). Hier werden in der
Gegenwart beobachtbare Phänomene aufgrund von Wissen über ihre
Entstehung eingeordnet. Das ist bei Gewässern nicht so viel anders.
>
> > Wer die ganze Unterscheidung komplett abschaffen
> > möchte sollte bedenken, dass dies den Nutzen der Daten insbesondere
> > in wasserbaulich stark erschlossenen Gebieten enorm einschränken
> > würde.
>
> Welche Anwendungen braucht die Unterscheidung nach der Entstehung des
> Gewässers?
Alle Anwendungen, bei denen in irgendeiner Form eine Analyse der
Struktur des Gewässernetzwerkes stattfindet.
Der zentrale Punkt ist, dass natürliche Fließgewässer generell den
steilsten Weg bergab fließen. Dies in Kombination mit der
Kontinuitätsbedingung (also dass Wasser nirgendwo einfach so auftaucht
oder verschwindet) ist die wichtigste Rahmenbedingung dafür wie sich
das Wasser natürlicherweise auf der Erdoberfläche bewegt. Man kann auf
Grundlage dieser Regeln und der elementaren Geometrien der Wasserläufe
im Grunde sehr viele zusätzliche Informationen herleiten, ohne dass man
sie aufwändig in der Natur messen muss.
Für künstliche Wasserläufe gilt beides nicht (Kontinuität im engeren
Sinne natürlich schon, jedoch nicht nach außen wenn man Tunnel und
Druckstollen mit einbezieht). Wenn man künstlichen Wasserfluss mit in
eine solche Analyse einbeziehen möchte, bräuchte man hierfür eine Menge
Daten über die Struktur der künstlichen Gewässer und die Eigenschaften
und den Betrieb wasserbaulicher Einrichtungen die zum größten Teil OSM
nicht zugänglich sind. Der einzig praktikable Weg ist also die
künstlichen Strukturen aus solchen Analysen weitestgehend
herauszunehmen und das kann man natürlich nur dann, wenn man sie in den
Daten von den natürlichen unterscheiden kann. Natürlich erzeugt eine
solche Vorgehensweise zusätzliche Fehler, denn man vernachlässigt ja
die künstlichen Strukturen, jedoch sind ungenaue Informationen meist
immer noch besser als gar keine Informationen.
--
Christoph Hormann
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