[Talk-de] 1000-Augen-Prinzip

Hartmut Holzgraefe hartmut.holzgraefe at gmail.com
Do Jan 28 13:26:58 UTC 2016


On 27.01.2016 22:33, Markus wrote:

 > In OSM werden Daten ja von tausenden Benutzern geprüft und ggf.
 > verbessert. So entsteht iterativ eine hohe Genauigkeit und
 > Detailliertheit unserer Daten.

Das wesentliche Zitat zu dem Thema war ja

   "Given enough eyeballs all bugs are shallow"

So viele "eyeballs" haben wir aber, verglichen mit der Datenmenge,
garnicht. Dazu kommt noch dass, anders als bei Source Code, es deutlich
schwieriger ist sich das entsprechende Domänenwissen zu beschaffen um
konkrete Daten überhaupt bewerten zu können.

Ich denke nicht dass die Daten hier in der Gegend von tausenden
Benutzern geprüft werden, wirklich aktive OSM-Accounts gibt es
nur paar handvoll, und auch die Anzahl der Notes hält sich
in Grenzen (vermutlich stammt der Großteil der anonymen davon
sogar nur von einem einzelnen ex-User)

Und ein wirklich systematisches Review findet auch nicht wirklich
statt ... auch wenn wir immerhin ca. 1 1/2 User haben die über
alle in der Gegend auflaufenden Changesets drüberschauen (der 1/2
bin ich ...)

 > Gibt es zum "1000-Augen-Prnizip" als Methode der Qualitätsicherung in
 > Opensource-Projekten schon Untersuchungen?

Die generelle Aussage war nicht dass Open Source Software dadurch
automatisch besser wird, nur dass sie gegenüber Closed Source den
Vorteil hat dass sie unter anderem auch auf diesem Weg besser werden
*kann*.

Allein schon das Wissen das andere hinter die Kulissen der eigenen
Arbeit schauen können führt (bei mir zumindest) dazu dass man sich
gewisse "passt scho'" Schludereien nicht mehr leistet.

Aber auch hier gibt es unterschiedlich gelebte Vorgehensweisen,
siehe zB. den klassischen Text "The Cathedral and the Bazaar" von
Eric S. Raimond. Nicht alle Open Source Projekte sind da gleich
offen, auch wenn der Quellcode bei allen öffentlich sichtbar ist.

Mein früherer und auch mein aktueller Arbeitgeber (MySQL AB, MariaDB 
Corp.) sind zB. deutlich eher auf der Cathedral-Seite zu verorten.
Mein nicht-mehr-Arbeitgeber (MySQL-Abteilung innerhalb von Oracle)
treibt den Cathedral-Ansatz sogar auf die Spitze.

OpenStreetMap dagegen empfinde ich zZ. als ein extremes Beispiel
des Bazaar-Modells.

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Ich weiß nur von Untersuchungen zum konkreten Thema Pair Programming
bei dem das Vier-Augen-Prinzip auf die Spitze getrieben wird. Das ist
dann aber eigentlich schon wieder kein Open Source Thema mehr. Eher
sogar im Gegenteil da tatsächliches Pairing mit zwei Entwicklern,
die physisch vor demeselben Bildschirm sitzen, bei Open Source
Projekten eher die totale Ausnahme sein werden solage keine
Firma hinter dem Projekt steht. Und selbst dann ...

Ansonsten gibt es Untersuchung zur generellen Fehlerhäufigkeit in
offenem und nicht-offenem Code. Die Flagschiff-Projete im Open
Source Bereich schneiden da relativ gut ab gegenüber der proprietären
Konkurenz, aber in wieweit das über das ganze Spektrum hinweg
aussagekräftig ist bleibt eine ganz andere Geschichte ...




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