[Talk-de] Datenerfassung für stadtverträgliches LKW-Routing im Rheinland

[Michael Reichert]

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TL;DR Ich halte die Lkw-Vorrangrouten für unnötig. In OSM gehören sie
nur, wenn sie auch ausgeschildert sind.

Hallo Markus, hallo Dominik,

Am 10.03.2016 um 15:15 schrieb Markus:
> Ich finde die "Alles was man sieht"-Regel sehr hilfreich. Aber halt
> nicht ausschliesslich.
> 
> Ein Gesetz oder amtlicher Erlass ist für mich auch eine Art 
> "Wirklichkeit", mit oder ohne Schildern. Mich stören Schilderwäler,
> aber Du hast recht: manchmal sind sie trotzdem hilfreich.
> 
> Für das Routing sind "LKW-Vorrangrouten" ziemlich wichtig. Wenn wir
> darauf verzichten, hat das nicht nur auf das LKW-Routing negative
> Auswirkungen, sondern auch auf das PKW-Routing etc.

Glaubst du etwa, dass sich der slowakische Lkw-Fahrer, der die Abkürzung
durch das Wohngebiet nimmt, darum kümmert, ob der Gemeinderat, die
Straße zur Lkw-Vorrangroute erklärt hat, oder nicht?

Für das Routing sind die tatsächlichen Eigenschaften vor Ort und die
Nutzungsverbote relevant. Solange eine ausreichend breite Straße, die
keine Lkw-Vorrangrouten ist, nicht mit Verkehrszeichen 253 + 1026-35
(http://osmtools.de/traffic_signs/?signs=253,1026-35) beschildert ist,
macht der Lkw-Router keinen Fehler, wenn er den Lkw-Fahrer über diese
Straße schickt. [1]

Solange die Routen nicht ausgeschildert sind, sind sie für OSM genauso
irrelevant wie die Inhalte eines Flächennutzungsplans. Dieser hat nur
für die Verwaltung eine gewisse bindende Wirkung. Erst der Bebauungsplan
ist für den Bauherren richtig relevant. (Vorrangroute = FNP,
Verkehrsschilder = Bebauungsplan)

Wenn die Routen ausgeschildert sind, kann man sie wie jede Rad- und
Wanderrouten erfassen (also type=route, route=truck_recommendation).
Aber auch dann ist es jedem Router selber überlassen, ob er diese
Routenrelationen berücksichtigt.

Beim Fahrradrouter BRouter schwören einige Leute auf das Profil
trekking-ignore-cr, welches anders das Profil trekking, ausgeschilderte
Radrouten nicht bevorzugt. Man erhalte bessere Ergebnisse und würde
nicht von Tourismusmanagern, Gastronomen usw. über Umwege oder andere
nicht optimale Wege geführt.

Diese Bedenken habe ich auch, wenn jemand das Eintragen von
Lkw-Wunschstrecken vorschlägt. Wenn erstmal diese Routen bei uns in der
Datenbank sind, werden bei Bürgern und Kommunen Erwartungen geschürt,
dass sich alle unsere Datennutzer an die
Bürger-will-hier-keine-Laster-Routen halten. Wenn das dann noch in der
Presse landet, schadet das unserem bisher neutralen bis positivem Ruf
(falls man uns überhaupt kennt).

Ehrlich gesagt sehe ich einen nur geringen Nutzen in der Erfindung
dieser Lkw-Vorrangrouten. Stattdessen sollte man die Energie in eine
besser Erfassung der Landnutzung (Gewerbegebiete nicht als
landuse=residential) und eine flächendeckende Erfassung der
Gebäudenutzung (building=*) stecken. Dann kann man die Kantenkosten
aller Straßen, die in der Nähe von Wohngebäuden liegen erhöhen, sodass
Lkws seltener an Wohnhäusern vorbeigeroutet werden. Vielleicht muss man
dazu noch die Lärmschutzwände und die Topographie (Dämme, Einschnitte,
Lärmschutzwälle) kennen, um die Lärmbelastung durch eine Lkw-Vorbeifahrt
abschätzen zu können.

Flächendeckende Daten zur Gebäudenutzung gibt es im ALKIS. Für die
Topographie gibt es ausreichend genau aufgelöste
Oberflächen-/Geländemodelle, die mittels Airborne Laserscanning erstellt
worden sind. Wenn ich mich recht erinnere, liegen die Rechte am ALKIS
bei den einzelnen Kreisen. Wer bislang im Rheinland eine ALS-Befliegung
beauftragt hat, weiß ich nicht.

Viele Grüße

Michael




[1] vorausgesetzt, es ist keine Gewichts-, Breiten-, Längen- oder
Höhenbeschränkung vorhanden




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