[Talk-de] Craftmapping

markus schnalke meillo at marmaro.de
So Jan 7 13:28:33 UTC 2018


Hoi.

[2018-01-05 17:49] Mark Obrembalski <mark at obrembalski.de>
> Am 04.01.2018 um 15:39 schrieb Frederik Ramm:
> > 
> > Da können Luftbilder schon eine Rolle spielen,
> > aber "Craftmapping" ist sicherlich nicht das großangelegte Abpinseln
> > eines Luftbildes in einem Land, dessen Kultur mir fremd ist,
> 
> In manchen Fällen, etwa bei dünn besiedelten Gebieten, ist das aber 
> wahrscheinlich die beste Möglichkeit, überhaupt eine Karte zu 
> produzieren, die mehr als das Straßennetz und seine direkte Umgebung 
> enthält. Um etwa Seen, Bäche und Waldumrisse in den schottischen 
> Highlands oder in Nordskandinavien einzutragen, braucht man keine 
> besonderen Kenntnisse der dortigen Kultur, und die wenigen Mapper, die 
> da oben wohnen, sind vermutlich auch nicht böse, wenn sie nicht jedes 
> kleine Gewässer selbst eintragen müssen.

Ja und nein.

Das ist so aehnlich wie das Dilemma bei der sogenannten
Entwicklungshilfe. War es denn eine bessere Entwicklungshilfe in
den USA sehr frueh mit grossen Exporten die Karte zu fuellen oder
war es mehr Entwicklungshilfe, dass in Deutschland anfangs die
Karte noch recht leer war?

In meiner laendlichen Gegend sind alle Mapper, die ich kenne, in
der OSM aktiv geworden, weil sie irgendwie auf die OSM gestossen
sind und feststellen mussten, dass ihr Dorf noch keine Haeuser
hatte, waehrend andere Doerfer Haeuser hatten. Folglich sollte
man vielleicht besser keine fremden Doerfer ausmappen, weil man es
damit erschwert, dass vor Ort Personen zu Mappern werden, die dann
langfristig ihre eigene Wohngegend (die sie hervorrangend kennen)
betreuen.

In internationalen Zusammenhaengen und dem Bereich was man
gemeinhin als Entwicklungshilfe bezeichnet ist die gleiche
Situation wie innerhalb Deutschlands zwischen Stadt und Land zu
finden, bloss deutlich ausgepraegter. Wenn in einem Land voller
OSM-Anfaenger das meiste schon hochwertig gemappt ist, dann fehlt
der Raum, in dem die Anfaenger motiviert mappen werden, ihre
eigenen Erfahrungen machen koennen und wachsen koennen. Es ist
bekannt, dass die Lernmotivation darauf basiert, dass die
Herausforderungen und Aufgaben gerade ueber dem eigenen Niveau
sind, so dass sie machbar und doch reizvoll sind. Wenn aber alles
um einen herum drei Qualitaetsstufen ueber den eigenen
Faehigkeiten ist, dann verliert sich die Lernmotivation und viele
Einheimische (die potenziellen Craftmapper) fangen erst gar nicht
an, zu lernen und dadurch gut zu werden.


Aber natuerlich, wenn wir manche Gegenden dort nicht mappen, dann
wird es vielleicht noch viele Jahre dauern, bis die Leuten dort
das selber tun. Und in manchen entlegenen Gegenden ist man auf das
Mappen durch Fremde angewiesen. Darum laeuft es auf ein Abwaegen
hinaus, grossteils zwischen den Zielen einer bald moeglichst
vollstaendigen Karte und einer langfristig moeglichst aktuellen
Karte.


meillo




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