[Talk-de] Genauigkeit der Koordinaten in der OSM-DB (Nachkommastellen)

Christian Müller cmue81 at gmx.de
Sa Jan 11 18:23:51 UTC 2025


> Gesendet: Samstag, 11. Januar 2025 um 16:18
> Von: "Norbert Kück" <osm at nkbre.net>
> An: talk-de at openstreetmap.org
> Betreff: Re: [Talk-de] Genauigkeit der Koordinaten in der OSM-DB (Nachkommastellen)
>
> Die Sinnfrage ist wirklich entscheidend. Ich lese sie als: "Wie nützlich 
> sind auf 1 cm genaue Koordinatenangaben, wenn sie auf einem 
> Messverfahren mit einem Konfidenzintervall im Meterbereich beruhen?"
> Scheinbare Präzision täuscht außerdem gerne Richtigkeit vor.

Die Suggestion ist hier, dass _alle_ Koordinatenangaben auf
derlei Messverfahren beruhen.  Dem ist nicht so.

Es gibt eher viele Beispiele, bei denen ein GPS-Messverfahren
_nicht_ Datenquelle ist.  Z.B. sind für das Indoor-Mapping  laser-
gestützte Messverfahren, oder schlicht das Ausmessen mit Zoll-
stock denkbar.

Auch OSM-3D, sofern der Datensatz dazu nicht auf ein extern ge-
speichertes Modell verlinkt, kann diese Präzision nützlich aus-
werten.

Für OSM ist die Frage, was in die DB aufzunehmen ist, gerade beim
Micromapping, nicht abschließend objektiv entscheidbar.  Es dreht
sich dabei nämlich um eine Antwort auf die Frage, wie dauerhaft
ein Objekt vor Ort ("on the ground") verfügbar ist.  Zum Beispiel
werden Litfaßsäulen gemappt, die durchaus mal den Standort wechseln,
neu aufgebaut, oder demontiert werden.

Im Indoor-Bereich hingegen ist es, imho, usus, Mobiliar nicht zu
mappen, Fenster und Türen des Objekts hingegen schon (zumindest
existieren dafür Anleitungen im Wiki).

Ein anderes Beispiel sind Zäune und Hecken, die je nach Gutdünken
des Besitzers verschwinden, oder auch mal die Länge wechseln.


Es kann so erscheinen, als wenn die Frage danach, was gemappt wird
nicht unmittelbar etwas mit der oben besprochenen Frage nach der
Messgenauigkeit zu tun hat, aber dies täuscht.  Wer sich die
Historie anschaut, also explizit wann Indoor-Mapping Einzug ge-
halten hat, der versteht auch, warum die Daten-Tools heute mit
einer präziseren Messgenauigkeit Daten verarbeiten als zur Ge-
burt des Projekts.

Anfänglich waren beispielsweise hochauflösende Orthofotos nicht
für das Projekt verfügbar, die Daten in 10 bis 20 cm Auflösung
abbilden.  Mit dem Aufkommen dieser Auflösungen und dem Mappen
anhand solcher Orthofotos als Alternative zu GPS-gesammelten
Daten hat(te) sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit zugunsten
von Detail damals schon einmal entschieden, so dass man das
angesprochene übersteuern (Genauigkeit im "subatomare Bereich")
auch als Vorarbeit werten kann:

Man muss es nicht gebrauchen, aber es ist schön,
den Stauraum für Eventualitäten da zu haben.

Die Diskussion ist übertragbar auf die Sinnhaftigkeit von SUVs,
bevor es die gab, haben es auch die kleineren, deutlich ressourcen-
schonenderen Automobile getan.  Aber nun, wo sie einmal auf die
Welt gebiert sind, werden sie mit derselben Maxime angeschafft:

In der Regel ist der Stauraum leer und nur eine Person fährt
mit dem Gefährt um her, aber die Eventualität, dass mal 5 Personen
plus Gepäck transportiert werden müssen, die rechtfertigt die
Anschaffung.  (Und da geht es um bedeutend größere Energie-
mengen, auf die Stückzahlen der SUVs gerechnet, als wenn OSM
float oder double für die Datenverarbeitung nutzt..)


Gruß




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